Voyeur beantragt Kaution

Von Erwin Leuschner, Swakopmund

„Ich bin von meiner Handlung enttäuscht (…) es war erbärmlich. Ich weiß auch nicht mehr, wie ich meinen beiden Töchtern gegenüberstehen soll“, sagte Gavin Booth gestern schluchzend am Magistratsgericht Swakopmund aus. Booth sagte während der Kautionsverhandlung aus und beanstandet die verhängte Gefängnisstrafe als zu hart.

Booth wurde am 19. März 2019 zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr verurteilt, nachdem er wegen Hausfriedensbruch bzw. Verletzung der Würde einer dritten Person, für schuldig befunden war. Der Südafrikaner hatte wenige Tage zuvor eine 24-jährige Touristin beim Duschen fotografiert und war daraufhin mithilfe einer Aufnahme der Überwachsungskamera identifiziert worden. Darauf war zu erkennen, wie er ein Badezimmerfenster öffnet, dann den Kopf durchsteckt und kurz darauf mit seinem Mobiltelefon Fotos macht. Dem Schuldspruch folgte eine Strafe, gegen die er im Obergericht in Berufung ging. Das Revisionsurteil wird erst in etwa sechs Monaten erwartet, weshalb er jetzt einen Kautionsantrag eingereicht hat.

Während der gestrigen Kautionsverhandlung sagte er aus, dass die von ihm gemachten Fotos „verschwommen“ und „wegen des Dampfes unklar“ gewesen seien, weshalb er diese sofort gelöscht habe. „Ich habe aus Impuls gehandelt, aber ich habe mich gleich danach geschämt und war von mir selbst zutiefst enttäuscht“, sagte Booth. Er befinde sich inzwischen seit mehr als fünf Wochen im Gefängnis und sei seitdem „wiedergeboren“ - er habe zu Gott gefunden. „Ich habe mit einem neuen Kapitel in meinem Leben begonnen“, erklärte Booth in Tränen. „Ich wurde inzwischen im Gefängnis getauft und bin bei jedem Gottesdienst anwesend“, erklärte er stolz.

Laut Booth, ist er in Pretoria in Südafrika zuhause und war zur Tatzeit dienstlich in Namibia unterwegs. Er sei der Export- und Verkaufsmanager der Firma Kärcher und für die gesamte SADC-Region zuständig. Sollte ihm die Kaution zugesprochen werden, wolle er nach seiner Freilassung nach Südafrika an seine Arbeitsstelle zurückkehren. Er versprach der Berufungsverhandlung am Obergericht beizuwohnen. „Wenn das Obergericht entscheidet, dass ich den Rest meiner Strafe absitzen muss, dann werde ich dies zweifelsohne tun“, versprach er dem Richter.

Blaine Carstens, der Geschäftsführer von Kärcher im südlichen Afrika war für den Gerichtstermin angereist und sagte zugunsten Booth aus: „Die Handlung des Angeklagten entspricht nicht seinem Charakter. Er ist ein Vorbild für das junge Personal“, sagte Carstens aus und fügte hinzu: „Er ist pünktlich, zuverlässig und sollte er weiter im Gefängnis bleiben, wird es das Unternehmen negativ beeinträchtigen.“

Während Booths Kreuzverhör behauptete Staatsanklägerin Latoya Katjitundu, dass der Voyeur mit seinem Einspruch im Obergericht kaum eine Chance auf Erfolg habe. „Sie sind sehr glimpflich davongekommen, denn normalerweise werden wegen Hausfriedensbruch längere Gefängnisstrafen verhängt“, sagte sie. Das Gericht sei Booth gegenüber sehr gnädig gewesen. Ihrer Meinung nach wird Booth nach einer Freilassung aufgrund der Gewährung einer Kaution die Flucht ergreifen, da er weder Familienangehörige noch Besitz in Namibia habe. „Das stimmt nicht, ich bin ein ehrenvoller Mann und halte mein Wort“, konterte Booth, dessen Verteidigung von dem Anwalt Marinus Scholtz wahrgenommen wird. Die tagende Richterin ist Nelao Brown - der Fall wird heute fortgesetzt.