Vor 50 Jahren

9. Januar 1968

Ernster Zwischenfall am Jordan

Tel Aviv (AZ-SAPA-Reuter) – Die Nahostkrise hat sich in der vergangenen Nacht und heute morgen überaus kritisch zugespitzt. Entlang des Jordan, der Grenze zwischen Israel und Jordanien, kam es zu schweren Kämpfen, bei denen von israelischer Seite die Luftwaffe, Panzer und Artillerie eingesetzt wurden. Nach israelischer Darstellung haben die Jordanier gestern nachmittag aus ihren Maschinengewehrstellungen am Ostufer des Jordan das Feuer gegen israelische Bauarbeiter eröffnet. Nachdem die Israelis Truppenverstärkungen zu dem Platz der Kampfhandlungen verlegten, griff die jordanische Artillerie ein. Als Erwiderung darauf soll – nach jordanischer Darstellung – die israelische Luftwaffe Vergeltungsangriffe gegen vier jordanische Dörfer geflogen haben. Die Israelis haben die Dörfer angeblich mit Bombenteppichen belegt. Israel verlor durch die jordanische Luftabwehr ein Flugzeug. Vier Panzer und mehrere Militärfahrzeuge wurden zerstört. Beide Seiten hatten größere Truppenverluste.

Während aus Amman berichtet wurde, daß die Kämpfe die ganze Nacht über andauerten, erklärte ein Regierungssprecher in Tel Aviv, daß die israelische Luftwaffe die Jordanier zum Schweigen gebracht hätte. Nach jordanischer Darstellung haben die Israelis das Feuer in den frühen Nachmittagsstunden eröffnet.

Die ausländischen Schiffe im Suezkanal können nur mit israelischer Zustimmung wieder flottgemacht werden. Die wurde mit Nachdruck von zuständigen Kreisen Jerusalems erklärt. Sollten sich die ägyptischen Schlepper und Bagger ohne vorherige Abstimmung mit israelischen Stellen daranmachen, den seit sieben Monaten festliegenden ausländischen Frachtern die Ausfahrt nach Süden zu ermöglichen, muß mit einer Intervention Israels gerechnet werden.

Die israelischen Streitkräfte am östlichen Ufer des Suezkanals haben unverändert den Befehl, jeden Versuch von ägyptischer Seite zu unterbinden, ohne vorherige Abstimmung den Kanal mit Booten, Baggern, Schleppern oder Fähren zu befahren. Kairo hatte erklärt, daß die im Kanal festliegenden 15 Handelsschiffe verschiedener Nationen innerhalb der nächsten 50 Tage freigemacht würden. Ägypten weigert sich, mit israelischen Stellen zusammenzuarbeiten, um den Suezkanal wieder schiffbar zu machen.

9. Januar 1968

Der erste schwarze Diplomat in Südafrika

Blantyrer (SAPA/Reuter) – Joe Kachingwe, der Botschaftssekretär an der Legation Malawis in Südafrika, ist aus London in Blantyre eingetroffen. Vor der Presse sagte der, daß er wahrscheinlich noch im Laufe dieses Monats nach Südafrika abreisen werde. Seine Ernennung bezeichnet er als „eine besondere Ehre“. Kachingwe wird der erste schwarzafrikanische Diplomat in der Republik sein, die im September vergangenen Jahres die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Malawi beschlossen hat.

9. Januar 1968

Warnung eines britischen Admirals

London (SAPA/Reuter). – Der britische Admiral, Sir Algernon Willis, mahnte in einem Leserbrief an den Londoner „Daily Telegraph“, die Regierung Harold Wilson gefährde Englands Rettungsleine, indem sie die Lieferung von Kriegsschiffen und Flugzeugen an Südafrika für die Verteidigung des Seeweges um das Kap der Guten Hoffnung verweigere.

„Kann denn nichts unternommen werden, um die Aufmerksamkeit der britischen Öffentlichkeit auf die gravierenden Risiken hinzuweisen, die die Regierung eingeht, wenn sie diese Lieferungen an Südafrika verbietet? Was denken die Älteren in der Labour-Party und in dem Oberhaus wirklich über diese Politik? Sie sehen doch sicherlich ein, wie gefährlich es ist, Südafrika auf diese Art zum Feind zu machen. Wenn sie es einsehen, können sie Premier Wilson dann nicht zu einer vernünftigeren Politik überreden? Als Admiral hat Lord Frazer in einem Leserbrief kürzlich darauf hingewiesen, daß diese Angelegenheit nichts mit der Apartheid zu tun habe. Es betrifft die Rettungsleine dieses Landes. Wenn der Suezkanal geschlossen ist, wie dies zur Zeit der Fall ist, führen die Hälfte der britischen Handelsschiffahrtswege, um das Kap der Guten Hoffnung. Ohne den uneingeschränkten Gebrauch südafrikanischer Häfen, der uns in Zukunft vorenthalten bleiben könnte, wie kann man diesen lebenswichtigen Verbindungsweg im Kriegsfalle noch verteidigen? Während des Krieges war ich eine Zeitlang Oberbefehlshaber im südatlantischen Raum und weiß daher aus eigener Erfahrung, wie leicht es einem deutschen U-Boot im Krieg fiel, den Verkehr auf dieser Route ernsthaft zu stören. Heute hört keiner auf uns alte Admiräle. Will denn kein Laie mehr das Wort ergreifen, ehe es zu spät ist?“, schließt der Admiral seinen Brief.