Vor 50 Jahren

DIE ENTWICKLUNG DER TOURISTENINDUSTRIE

Windhoek — 185 238 Personen haben im Jahr 1970 die Wildparks und Touristenlager der südwestafrikanischen Administration besucht. Die Vergleichszahl des Jahres 1969: 156 746, des Jahres 1968: 144 605. Die meisten Personen besuchen allerdings mehr als ein Lager. 7 900 Gesuche um Unterbringung mussten abschlägig beschieden werden. Dies geht aus dem Weißbuch der Südwester Administration hervor, das gestern im Landesrat vorgelegt wurde.

Vor allem in Windhoek und Keetmanshoop haben sich Touristen über den Mangel an Unterbringungsmöglichkeit sowie den schwachen Service bei hohen Preisen beschwert. Die Zahl der Touristen aus dem Ausland ist im vergangenen Jahr um 80,9 Prozent gestiegen. Etwa 14 000 Ausländer haben Südwestafrika besucht. Ihr Hauptziel ist der Etoscha-Wildpark. Es wird von ihnen bemängelt, dass der Park während der Regenzeit geschlossen ist. Dieser Mangel soll durch den Bau einer bereits geplanten Teerstraße durch den Wildpark abgestellt werden. Mindestens ein Touristenlager soll dann das ganze Jahr über geöffnet sein.

Die Abteilung Naturschutz ist beunruhigt über die große Anzahl Wild, das ohne Erlaubnis gejagt wird. Die Abteilung befasst sich mit der Eindämmung der Kudugefahr auf unseren Straßen. Die Versandung der Lagune bei Walvis Bay kann unberechenbare Auswirkungen auf des Vogelleben an der Küste haben.

PROFESSOR BARNARDS SECHSTE HERZTRANSPLANTATION

Kapstadt — Zum sechsten Mal innerhalb eines Zeitraumes von rund dreieinhalb Jahren führte gestern ein Spezialistenteam unter der Aufsichtführung von Professor Chris Barnard eine Herztransplantation im Groote-Schuur-Hospital von Kapstadt aus. Die Herzverpflanzung ist laut dem Aufsichtsführenden des Groote-Schuur-Hospitals, Dr. J. Burger, die achte in der Geschichte der südafrikanischen Medizin. Über das Befinden des Patienten verlautete lediglich, dass bisher keine Komplikationen eingetreten seien.

Obwohl nicht bekanntgegeben wurde, wer der Empfänger sei, wird angenommen, dass es sich um einen Angestellten der kapländischen Straßenbau-Abteilung, den aus Mosselbaai stammenden 44-jährigen Dirk van Zyl handelt.

Van Zyl wurde am 27. April im Groote-Schuur-Hospital aufgenommen und musste sich in der Abteilung der Herzklinik regelmäßig Untersuchungen unterziehen. Wie ferner bekannt wurde, soll der Patient vor seiner Einlieferung einen Herzkollaps erlitten haben.

GEMEINSAMER ABZUG AUS INDOCHINA?

Paris — Die US-Delegation bei den Pariser Vietnam Friedensgesprächen hat einen Vorschlag Hanois in Erwägung gezogen, in dem unter anderem ein Termin für den Abzug sämtlicher amerikanischer Truppen aus Indochina festgelegt ist. In Erwiderung auf den Vorschlag hat der amerikanische Chefdelegierte David Bruce die Hanoi-Delegation aufgefordert, ihren Standpunkt hinsichtlich der kürzlich von ihr gemachten Äußerung zu klären, der zufolge beim „Erzielen positiver Ergebnisse alle in Indochina stationierten ausländischen Truppen nach Hause zurückkehren können“.

Noch in der vergangenen Woche hatte der kommunistische Chefdelegierte Xuan Thuy einen Vorschlag Präsident Richard Nixons zu einem gemeinsamen Abzug aller ausländischen Truppen aus den indochinesischen Kriegsgebieten als „absurd“ bezeichnet, die Möglichkeit eines solchen Abzuges jedoch mit der Ankündigung offengelassen, dass er dann erfolgen werde, wenn der Abzug der amerikanischen Streitkräfte „positive Ergebnisse zeitige“.

DEMNÄCHST ‚HASCH‘-ZIGARREN?

Den Haag — Regelmäßige Zigarrenraucher konnten demnächst in den Besitz bestimmter Privilegien kommen, die bisher nur Vertretern der Gegenkultur vorbehalten waren. Sollte sich die niederländische Regierung dazu entschließen, Haschisch zu legalisieren, so meldete kürzlich das Rotterdamer „Algemeen Dagblat“, so seien zahlreiche holländische Zigarren-Fabriken bereit, „Hasch“-Zigarren herzustellen. Wie ferner aus der Meldung hervorgeht habe eine bekannte holländische Zigarren-Fabrik inzwischen den Handelsvermerk „Uana-sticks“ (für Marihuana-Zigarren) urheberrechtlich eintragen lassen.

FLUGZEUGENTFÜHRUNG

Maracaibo (Venezuela) - Ein venezolanischer Lotterielos-Verkäufer, der nach eigenen Angaben an Krebs leide „und gerne in seinem Heimatland sterben möchte“, entführte am Samstag eigens zu diesem Zweck ein kolumbisches Verkehrsflugzeug auf dem Wege nach Cartagena und zwang die Besatzung anschließend zur Kursänderung nach Maracaibo. Kurz nach der Landung in Maracaibo konnte der Luftpirat von der Polizei festgenommen werden.