Vor 50 Jahren
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Vor 50 Jahren

Nina Cerezo
1. Mai 1968

Abgeordnete teeren keine Straßen

Windhoek (AZ). In der gestrigen Haushaltsdebatte im Landesrat ging der Abgeordnete J. W. Pretorius, Gobabis, auf vielfach geäußerte Beschwerden im Hinblick auf die beabsichtigte künftige „Fernlenkung“ der südwestafrikanischen Administration durch Pretoria ein. Zur Zeit heißt es oft, man könne noch zu seinem Abgeordneten gehen, wenn man irgendwelche Wünsche oder Beschwerden habe. Wenn jedoch im Zuge der Neuregelung der Beziehungen zwischen Republik und Südwestafrika, die Machtbefugnis des Landesrates eingeschränkt werde, habe man keine Gesprächspartner mehr. In einem kurzen geschichtlichen Überblick ging Pretorius auf die Pflichten der Landesratsabgeordneten und deren Grenzen ein. Während der ersten fünf Jahre nach der Mandatsübergabe im Jahre 1920 habe der Administrator fast uneingeschränkte Rechte gehabt. Ein Beirat habe ihm zwar zur Seite gestanden, über dessen Rat er sich jedoch habe hinwegsetzen können. Dieser Zustand habe, etwas abgeschwächt, bis zum Jahre 1949 angedauert.

Erst 1949 habe der Landesrat mit seinen gewählten Abgeordneten mehr Befugnisse erhalten. In der darauffolgenden Zeit habe Südwestafrika die bisher größten Fortschritte in seiner Geschichte gemacht. Nun sei in gewisser Hinsicht ein rückläufiger Prozeß zu verzeichnen: Die Verantwortlichkeit des Administrators und des Landesrates soll auf die Provinzialebene reduziert werden. Seit 1961 seien die Exekutivmitglieder hauptamtlich tätig. Im Zuge der Neuregelung der Beziehungen zwischen der Republik und Südwestafrika sei beabsichtigt, die hauptamtliche Beschäftigung der Exekutivmitglieder aufzuheben.

Pretorius betonte die Notwendigkeit der Gewaltenteilung in einem demokratischen Staat und erläuterte die Pflichten der gesetzgebenden, der Recht sprechenden und der regierenden Gewalt sowie der Verwaltung.

Es sei eine weit verbreitete Meinung, man müsse nur zu dem zuständigen Mitglied des Landesrates gehen, wenn man eine Straße geteert, einen Beamten versetzt oder ähnliche Wünsche erfüllt haben wolle. Dies sei ein Irrtum. Der Landesratsabgeordnete sei Mitglied der gesetzgebenden Gewalt und sei für die Gesetzgebung im Rahmen des Programms seiner Partei verantwortlich. In jedem Fall führe der korrekte Weg bei der Vorbringung von Wünschen und Beschwerden aus der Bevölkerung zur Verwaltung und nicht zur gesetzgebenden Gewalt.

Pretorius gab einige interessante Zahlen über die Entwicklung der Verwaltung von Südwestafrika bekannt: 1920 habe Südwestafrika über 1 157 weiße und schwarze Beamte verfügt. Mehr als die Hälfte gehörte der südwestafrikanischen Polizei an. 1940 habe die Beamtenschaft nach der Übernahme der Polizei durch Südafrika 886 weiße und nichtweiße Personen betragen.

1950/1951 sei die Anzahl der weißen Beamten auf 1 085 angestiegen.

1966/1967 habe Südwestafrika ingesamt 5834 Beamte gehabt. Die Zahl der nichtweißen Beamten ist bis zum Jahre 1966/1967 auf 8156 Beamte angestiegen. Davon entfielen mehr als 3000 auf die Erziehungsabteilung.

1. Mai 1968

Van der Waths Zustand schlechter

Windhoek (SAPA) – Der Zustand Dr. G. H. van der Waths hat sich derart verschlechtert, daß sich das Windhoeker Staatshospital entschlossen hat, zwei Spezialisten aus Kapstadt anzufordern. Sie sind gestern auf dem Strijdom-Flughafen angekommen und wurden unverzüglich ins Krankenhaus gebracht.

Dagegen befindet sich einer der anderen Schwerverletzten, die den Boeing-Absturz überlebt haben, Peter Williams, auf dem Weg der Besserung. Er hat bis Dienstag in völliger Bewußtlosigkeit in seinem Krankenbett gelegen. Dann öffnete er die Augen.

Ein weiterer Überlebender, W. E. Rooke, erwartet einen Bruder aus den Vereinigten Staaten. Rooke leidet unter dem Schock, daß seine Frau ums Leben gekommen ist. Sie ist in Windhoek eingeäschert und die sterblichen Überreste sind nach England überführt worden

1. Mai 1968

Prof. Mercadier: „Wir versuchen es wieder

Paris/Kapstadt (SAPA/Reuter) – Prof. Maurice Marcadier, der Chefarzt des Pariser La-Pitie-Krankenhauses, erklärte am Dienstag nach dem Tode des ersten Herztransplantationspatienten, seine Ärzteteam werde einen zweiten Versuch unter günstigeren Umständen vornehmen. Der 66-jährige Lkw-Fahrer Clovis Roblain ist am Dienstagvormittag gestorben. Er überlebte die Herzverpflanzung nur 50½ Stunden.

2. Mai 1968

Ein Kordon des Schweigens

Windhoek (AZ) – Ein Kordon des Schweigens umgibt die Untersuchung der Boeing-Katastrophe bei Windhoek, der am 20. April 122 Menschen zum Opfer gefallen sind. Die Unfalluntersuchung lief unverzüglich an und ist bis zum heutigen Tag nicht beendet. Verschiedene Experten waren und sind dabei die Unfallursache anhand des vorhandenen Beweismaterials zu prüfen. Das ist nicht einfach, denn das Fünf-Millionen-Flugzeug hat sich beim Aufprall in zahllose Einzelstücke aufgelöst: Kein einziges Besatzungsmitglied ist am Leben geblieben, um Aussagen über den Absturz zu machen. Die Zeugenaussagen widersprechen einander und stimmen zum Teil nicht mit den Indizien überein.

In sorgfältiger Kleinarbeit wird jedes gefundene Einzelteil, jedes Instrument, jede Hebelstellung im Cockpit untersucht.

Inzwischen sind die vier Düsentriebwerke der Boeing 707 „Pretoria“ nach Johannesburg geschickt worden. In den dortigen Werkstätten sollen sie zerlegt in ihren Einzelteilen genau untersucht werden. Es ist absolut nicht sicher, ob überhaupt eines der Triebwerke gebrannt hat. Der Brandeindruck, von dem Augenzeugen berichten, kann zum Beispiel dadurch entstanden sein, daß der bzw. die Augenzeugen eines der Triebwerke genau in Augenlinie von hinten sahen. Gewisse Indizien scheinen darauf hinzudeuten, daß ein Triebwerksbrand nicht mit voller Sicherheit anzunehmen ist.

Obwohl die Untersuchung von einem Kordon des Schweigens umgeben wird, sprießen die Gerüchte wie Pilze aus der Erde. Viele dieser Gerüchte sind von vornherein als unglaubwürdig zu entlarven; andere Ansichten über die Unfallursache sind theoretisch denkbar.

Anscheinend hat der Kommandant der Boeing „Pretoria 707“ nicht wie es ursprünglich hieß, ein Notsignal gegeben. Dies wäre jedoch bei einem eventuellen Brand eines Triebwerkes die erste Reaktion gewesen, zumal die Boeing sich normalerweise mit drei intakten Triebwerken in der Luft halten kann. Im Falle der Not sendet der Flugzeugführer über Funkgespräch das SOS-Signal „Mayday“ (kommt aus dem Französischem „m´aidez“ = helfen Sie mir). Obwohl die Funkverständigung gut gewesen sein muß – sonst wäre sie nicht gestartet - , soll nach dem Start kein Funksignal aufgefangen worden sein. Im Kontrollturm wird der Funksprechverkehr auf Tonband „mitgeschrieben“.

Die bisherige Untersuchung an der Unglücksstelle wurde durchgeführt von einer Kommission des Verkehrsministeriums, die unterstützt wurde von Sachverständigen der Südafrikanischen Luftfahrtgesellschaft SAL, zwei Experten der Boeing-Werke in Seattle, drei amerikanische Unfalluntersuchungsexperten sowie der südafrikanischen und der Eisenbahnpolizei.

2. Mai 1968

Israel feiert Geburtstag

Tel Aviv (AZ-SAPA-AP) – Dunkle Wolken hängen heute über dem Nahen Osten, wenn Israel heute mit seinen Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag seiner Proklamation zum unabhängigen Staat beginnen wird. Ein Höhepunkt der Festlichkeiten soll eine große Militärparade in Jerusalem sein, die auf den heftigen Widerspruch der arabischen Staaten vor der UNO gestoßen ist. Jerusalem wurde heute morgen hermetisch abgeriegelt. Starke Militärverbände patrouillieren auf den Zufahrtsstraßen. Arabische Lehrer und Studenten in der Heiligen Stadt sind in einen Proteststreik getreten. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat Israel aufgefordert, die Parade abzusagen. Im Araberviertel in Jerusalem ist die gefährliche Spannung, die durch den Aufmarsch israelischen Militärs in der bis zum Junikrieg geteilten Stadt entstanden ist, nahezu unerträglich. Israelische Patrouillen sichern das Viertel ab. Die Araber wurden aufgefordert, der Parade fernzubleiben. Vor der UNO in New York forderten in der vergangenen Nacht die afroasiatischen Staaten die Verurteilung Israels, falls die Parade in Jerusalem stattfinden wird.

Mindestens 250 000 Juden aus der ganzen Welt sind Israel eingetroffen, um an den Festlichkeiten teilzunehmen. Jordanien hat Israel beschuldigt, sich über internationales Recht hinwegzusetzen, um mit der Mammutparade am heutigen Donnerstag endgültig demonstrieren zu wollen, daß Groß-Jerusalem israelisches Territorium ist und bleiben wird. Zahlreiche diplomatischen Missionen in Israel haben ihre Teilnahme an den Festlichkeiten in Jerusalem abgesagt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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