Vor 50 Jahren
14. Dezember 1966
Probesendung und deutsche Nachrichten
Windhoek (FKH). Stichtag ist der 19. Dezember. An diesem Tag soll Südwestafrika nun endlich besseren Rundfunkempfang bekommen. Zwei neue 100 KW Kurzwellensender mit Richtstrahlern wurden für diesen Zweck bei Johannesburg errichtet. Der Plan der SABC ist, Südwestafrika ein eigenes mehrsprachiges Programm auf drei Wellenlängen (31,41 und 25 Meter) zu geben, den Nachrichtendienst zu erweitern und auch den deutschsprachigen Hörern im Lande mehr Platz für Programme in ihrer Muttersprache einzuräumen. Es bleibt aufgrund unserer Erfahrung in der Vergangenheit abzuwarten, in welchem Ausmaß die SABC diese Pläne tatsächlich verwirklicht.
Der erste Schritt, der zu neuen Hoffnungen berechtigt, wurde am Dienstag mit einer ganztägigen Probesendung auf der neuen „SWA-Frequenz – 31 Meter – unternommen. Dienstagfrüh gegen 6.45 Uhr war der Empfang auf den üblichen Sommerfrequenzen der SABC – 60 und 49 Meter – wieder einmal vollkommen hoffnungslos. Die Frühnachrichten waren kaum zu verstehen. Wir wollten Näheres über den Verlauf der Rhodesien-Debatte im Weltsicherheitsrat erfahren und machten uns angesichts der unzulänglichen Empfangsverhältnisse der SABC-Sendungen auf die Suche nach der „Voice of America“. Diesen amerikanischen Sender hört man normalerweise morgens störungsfrei auf dem 31-Meter-Band. Dieser Ausflug in die Niederungen des Kurzwellenbereichs unseres Rundfunkempfängers brachte uns eine unerwartete Überraschung. Auf 31 Meter hörten wir – zu gänzlich ungewohnter Zeit – den Frühnachrichtendienst der SABC in Afrikaans. Vorerst glaubten wir uns verirrt zu haben. Die Stimme des Ansagers klärte uns jedoch sehr bald auf, indem er die „Probesendung“ ankündigte. Wir spitzten die Ohren – die Sendung war tatsächlich störungsfrei. Wenn diese Probesendung vom Dienstag ein Maßstab sein soll, kann Südwestafrika sich tatsächlich mit Wirkung vom 19. Dezember auf einen klaren Empfang freuen.
14. Dezember 1966
Jede Hilfe willkommen
Bloemfontein (SAPA). Häuptling Leabua Jonathan der Ministerpräsident von Lesotho, erklärte am Montag, er habe eine Note von Harold Wilson empfangen, in der er um seine Ansicht in der Rhodesien-Frage gebeten werde. Er wolle die Note im Laufe des heutigen Tages beantworten.
In einem Interview mit der südafrikanischen Rundfunkgesellschaft sagte der Ministerpräsident, Wilson selbst habe das Rhodesien-Problem geschaffen. Er allein müßte es nun auch lösen. Die Regierung Lesothos sei gegen jede Form wirtschaftlicher Strafmaßnahmen und gegen Gewaltanwendung gegen Südafrika und Rhodesien. Die Wirtschaft Lesothos sei untrennbar mit der Südafrikas verbunden. Sanktionen würden deshalb auch für Lesotho katastrophale Folgen haben. Lesotho werde jede Hilfe Südafrikas begrüßen. Jonathan ist in der vergangenen Woche von einer Reise in den fernen Osten zurückgekehrt. Er hatte dort u. a. Nationalchina, Hongkong und Japan besucht. Im nächsten Jahr ist eine Zusammenkunft mit Ministerpräsident B. J. Vorster vorgesehen, die ursprünglich in dieser Woche stattfinden sollte.
14. Dezember 1966
„Kröte die man schlucken muß“
Nürnberg (dpa). Der amtierende Fraktionschef der jetzt in Bonn mitregierenden Sozialdemokraten, Helmut Schmidt, bezeichnete den CSU-Vorsitzenden und neuen Finanzminister Franz Josef Strauß als „eine der Kröten, die man schlucken mußte, wenn man die große Koalition machen wollte“. Vor Parteifreunden in Nürnberg erklärte Schmidt, man komme nicht an der Tatsache vorbei, daß Strauß der Vorsitzende einer Partei sei. Man sollte jedoch erkennen, daß Strauß nicht der Mittelpunkt der Welt und auch nicht der Mittelpunkt der deutschen Innenpolitik sei.
Schmidt sagte zur großen Koalition, gefühlsmäßig habe sehr viel dafür gesprochen, die „Schwarzen“ (CDU/CSU) endlich einmal aus dem Staatsapparat herauszudrängen. Das Zusammengehen mit der FDP, die Schmidt eine labile politische Gruppierung und einen lose zusammengefaßten Club von Parlamentariern nannte, sei jedoch nur eine scheinbare Alternative gewesen. Dazu kam nach Schmidts Worten, daß die Finanzlage der Bundesrepublik Deutschland viel schlimmer ist, als die SPD geglaubt habe. Die Erklärung der FDP, keinen Steuererhöhungen zustimmen zu können, sei nicht haltbar. Die Situation zwinge zu einigen Steuererhöhungen im kommenden Jahr, sagte der Fraktionsvorsitzende. Gegen die Äußerungen über die FDP hat sich der liberale Abgeordnete Karl Morsch in harter Form gewehrt und die Ausfälle „verleumderisch“ genannt. Sie könnten, sagte er, nicht darüber hinwegtäuschen, daß der amtierende Fraktionsvorsitzende auch nach Ansicht vieler SPD-Politiker „ein gespanntes Verhältnis zur Wahrheit“ besitze.
Probesendung und deutsche Nachrichten
Windhoek (FKH). Stichtag ist der 19. Dezember. An diesem Tag soll Südwestafrika nun endlich besseren Rundfunkempfang bekommen. Zwei neue 100 KW Kurzwellensender mit Richtstrahlern wurden für diesen Zweck bei Johannesburg errichtet. Der Plan der SABC ist, Südwestafrika ein eigenes mehrsprachiges Programm auf drei Wellenlängen (31,41 und 25 Meter) zu geben, den Nachrichtendienst zu erweitern und auch den deutschsprachigen Hörern im Lande mehr Platz für Programme in ihrer Muttersprache einzuräumen. Es bleibt aufgrund unserer Erfahrung in der Vergangenheit abzuwarten, in welchem Ausmaß die SABC diese Pläne tatsächlich verwirklicht.
Der erste Schritt, der zu neuen Hoffnungen berechtigt, wurde am Dienstag mit einer ganztägigen Probesendung auf der neuen „SWA-Frequenz – 31 Meter – unternommen. Dienstagfrüh gegen 6.45 Uhr war der Empfang auf den üblichen Sommerfrequenzen der SABC – 60 und 49 Meter – wieder einmal vollkommen hoffnungslos. Die Frühnachrichten waren kaum zu verstehen. Wir wollten Näheres über den Verlauf der Rhodesien-Debatte im Weltsicherheitsrat erfahren und machten uns angesichts der unzulänglichen Empfangsverhältnisse der SABC-Sendungen auf die Suche nach der „Voice of America“. Diesen amerikanischen Sender hört man normalerweise morgens störungsfrei auf dem 31-Meter-Band. Dieser Ausflug in die Niederungen des Kurzwellenbereichs unseres Rundfunkempfängers brachte uns eine unerwartete Überraschung. Auf 31 Meter hörten wir – zu gänzlich ungewohnter Zeit – den Frühnachrichtendienst der SABC in Afrikaans. Vorerst glaubten wir uns verirrt zu haben. Die Stimme des Ansagers klärte uns jedoch sehr bald auf, indem er die „Probesendung“ ankündigte. Wir spitzten die Ohren – die Sendung war tatsächlich störungsfrei. Wenn diese Probesendung vom Dienstag ein Maßstab sein soll, kann Südwestafrika sich tatsächlich mit Wirkung vom 19. Dezember auf einen klaren Empfang freuen.
14. Dezember 1966
Jede Hilfe willkommen
Bloemfontein (SAPA). Häuptling Leabua Jonathan der Ministerpräsident von Lesotho, erklärte am Montag, er habe eine Note von Harold Wilson empfangen, in der er um seine Ansicht in der Rhodesien-Frage gebeten werde. Er wolle die Note im Laufe des heutigen Tages beantworten.
In einem Interview mit der südafrikanischen Rundfunkgesellschaft sagte der Ministerpräsident, Wilson selbst habe das Rhodesien-Problem geschaffen. Er allein müßte es nun auch lösen. Die Regierung Lesothos sei gegen jede Form wirtschaftlicher Strafmaßnahmen und gegen Gewaltanwendung gegen Südafrika und Rhodesien. Die Wirtschaft Lesothos sei untrennbar mit der Südafrikas verbunden. Sanktionen würden deshalb auch für Lesotho katastrophale Folgen haben. Lesotho werde jede Hilfe Südafrikas begrüßen. Jonathan ist in der vergangenen Woche von einer Reise in den fernen Osten zurückgekehrt. Er hatte dort u. a. Nationalchina, Hongkong und Japan besucht. Im nächsten Jahr ist eine Zusammenkunft mit Ministerpräsident B. J. Vorster vorgesehen, die ursprünglich in dieser Woche stattfinden sollte.
14. Dezember 1966
„Kröte die man schlucken muß“
Nürnberg (dpa). Der amtierende Fraktionschef der jetzt in Bonn mitregierenden Sozialdemokraten, Helmut Schmidt, bezeichnete den CSU-Vorsitzenden und neuen Finanzminister Franz Josef Strauß als „eine der Kröten, die man schlucken mußte, wenn man die große Koalition machen wollte“. Vor Parteifreunden in Nürnberg erklärte Schmidt, man komme nicht an der Tatsache vorbei, daß Strauß der Vorsitzende einer Partei sei. Man sollte jedoch erkennen, daß Strauß nicht der Mittelpunkt der Welt und auch nicht der Mittelpunkt der deutschen Innenpolitik sei.
Schmidt sagte zur großen Koalition, gefühlsmäßig habe sehr viel dafür gesprochen, die „Schwarzen“ (CDU/CSU) endlich einmal aus dem Staatsapparat herauszudrängen. Das Zusammengehen mit der FDP, die Schmidt eine labile politische Gruppierung und einen lose zusammengefaßten Club von Parlamentariern nannte, sei jedoch nur eine scheinbare Alternative gewesen. Dazu kam nach Schmidts Worten, daß die Finanzlage der Bundesrepublik Deutschland viel schlimmer ist, als die SPD geglaubt habe. Die Erklärung der FDP, keinen Steuererhöhungen zustimmen zu können, sei nicht haltbar. Die Situation zwinge zu einigen Steuererhöhungen im kommenden Jahr, sagte der Fraktionsvorsitzende. Gegen die Äußerungen über die FDP hat sich der liberale Abgeordnete Karl Morsch in harter Form gewehrt und die Ausfälle „verleumderisch“ genannt. Sie könnten, sagte er, nicht darüber hinwegtäuschen, daß der amtierende Fraktionsvorsitzende auch nach Ansicht vieler SPD-Politiker „ein gespanntes Verhältnis zur Wahrheit“ besitze.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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