Vor 50 Jahren

20. Oktober 1967



Attentat auf Unterhäuptling

Pretoria (SAPA) - Der 43. Kronzeuge im Terroristenprozeß vor dem Obergericht in Pretoria sagte am Donnerstag aus, daß Unterhäuptling Jackie Ashipalo, auf den ein Attentat unternommen werden sollte, ein Diktator sei. Er habe verschiedene Strafen, wie Fußfesseln, Geldstrafen, Freiheitsentzug und die Beschlagnahme von Rindern eingeführt. Er, der Angeklagte, Unterhäuptling Ashipalo und ein dritter Ovambo seien eng befreundet gewesen und hätten sich oft in dem Kral Ashipalos getroffen. Den Dritten habe der Unterhäuptling später erschossen. Einige der Untertanen Ashipalos seien gegen seine Ernennung zum Unterhäuptling gewesen.

Adv. G. Bizos für die Angeklagten: „Stimmt es, daß er diktatorisch regiert hat?“ Der Zeuge: „Ja.“ Er habe schwere Strafen verhängt. Wer eine Geldstrafe nicht zahlen konnte, lief Gefahr, daß seine Rinder beschlagnahmt wurden. Streunende Rinder wurden ebenfalls von Ashipalo beschlagnahmt. Adv. Bizos: „War er von der Regierung zu solchen Maßnahmen gezwungen worden?“ Der Zeuge: „Er sagte nur, er arbeite für die Regierung.“ Adv. Bizos: „Hat ihm seine Art des Regierens gefallen?“ Der Zeuge: „Ja wir hatten den Eindruck. Der Unterhäuptling hat auch Bestimmungen eingeführt, die es ihm ermöglichten seine Untertanen in ihren Krals unter Hausarrest zu stellen, sie von ihren Angehörigen zu trennen und von ihren Siedlungen fernzuhalten.“ Unter diesen Umständen habe man beschlossen, eine Protestversammlung einzuberufen. Der Bantukommissar sei gebeten worden, daran teilzunehmen. Adv. Bizos: „Waren die Anwesenden in irgendeiner Form ungewöhnlich bewaffnet?“ Der Zeuge: „Manche trugen Kiris oder Stöcke bei sich.“ Adv. Bizos: „War das außergewöhnlich?“ Der Zeuge: „Nein, das war der Brauch.“ Es sei Sitte, daß ein Mann immer ein Messer bei sich trage. Wenn er es nicht tue, werde er als feminin angesehen. Er und eine dritte Person seien Zu Ashipalo gegangen und hätten ihn aufgefordert, an der Protestversammlung teilzunehmen. Die Leibwache des Unterhäuptlings verstellte ihnen den Weg in den Kral. Sie ignorierten die Leibwache. Als sie später den Kral wieder verlassen wollten, kam es zu einem Wortwechsel und Handgreiflichkeiten mit der Wache. Dabei habe Jackie Ashipalo den anderen erschossen und ihn selber verwundet.

20. Oktober 1967



Vorfall in Lusaka-Bar

Lusaka (AZ/SAPA). - Ein weißer Südafrikaner, Lewis V. Leversha, 44, wurde in Lusaka zu neun Monaten Zuchthaus wegen Beleidigung von Präsident Kaunda und Anreizung zu Friedensstörungen verurteilt. Leversha gab vor Gericht zu, daß er am Montag in einer Bar im Stadtzentrum von Lusaka gesagt habe: „Mein Präsident ist ein Mann, aber euer Präsident ist nur ein Kaffer. Mein Präsident wird euren Präsident zusammenschlagen.“ Der erste Staatsanwalt, Fitzpatrick Chuula, erklärte vor dem Magistratsgericht daß der Angeklagte, während er in der besagten Bar getrunken habe, begonnen habe, laut über die Drohungen, die Südafrikas Ministerpräsident B. J. Vorster gegen Sambia ausgesprochen hatte, zu reden. Nach Chuula soll Leversha gesagt haben: „Hört ihr, was mein Primeminister zu eurem Kafferpräsidenten gesagt hat, und was werdet ihr Kaffern tun?“ Leversha soll daraufhin die Bar verlassen haben. Einige Gäste folgten ihm. Leversha ist mittellos und hat keinen festen Wohnsitz. Er bekannte sich schuldig und führte als Milderungsgrund an, daß er verärgert gewesen sei, weil er von der Polizei und Einwanderungsbeamten zweimal festgenommen worden sei. Ihm war vorgeworfen worden, ein Söldner zu sein.

Zuvor hatte sich bereits der Geschäftsführer der Bar, Alec Foot, beim Sekretär der regierenden United National Independence Party, Boniface Yulu, melden müssen. Er wurde ebenfalls von dem Sekretär der Jugendabteilung von UNIP, Eustace Mumba, vernommen. Mumba hatte sich bereits dadurch einen Namen gemacht, daß er mit seinen Anhängern einen Schlachterladen zusammenschlug, nachdem eine UNIP- Funktionärin nach einem Streit mit dem Schlachter behauptet hatte, er hätte ihr verfaulte Hühner verkauft. Mumba wurde damals wegen Mißachtung des Gerichts verurteilt, aber auf persönliche Anordnung von Präsident Kaunda wurde die Strafe erlassen. Yulu, der mit der Untersuchung der Angelegenheit von Seiten der Partei beauftragt worden war, erklärte später: „Was mich betrifft, sollte die Bar geschlossen werden. Ich habe dies der Regierung empfohlen.“ Mumba drohte Barbesitzer Foot mit der „Plünderung“ der Bar, die den Namen „Pig and Whistle“ trägt. Foot sagte demgegenüber, er lebe seit 15 Jahren in Lusaka. Er lasse politische Diskussionen in seiner Bar nicht zu. Er habe allerdings gehört, daß ein Gast Ministerpräsident Vorster gepriesen habe.