Vor 50 Jahren

20. Juni 1968

Bericht über Sanktionserfolge

New York/Salisbury (SAPA/Reuter) - Die von den Vereinten Nationen angeordneten Sanktionen gegen Rhodesien haben die Exporte dieses Landes im vergangenen Jahr auf 26,6 Millionen Rand reduziert im Vergleich zu dem Exportwert von 220 Mio. Rand im Jahre 1965, „als sich die Kolonie einseitig unabhängig von Britannien erklärte, heißt es in einem Bericht Generalsekretär U Thants an den Weltsicherheitsrat. Seine Statistiken beruhen auf Informationen, die von einigen Regierungen aufgrund einer Umfrage mitgeteilt wurden. Südafrika und Malawi, zwei Länder, die vor der Unabhängigkeitserklärung einen ausgedehnten Handel mit Rhodesien führten, haben nicht auf die Umfrage reagiert. Aus diesem Grunde sei es unmöglich, ihren Anteil an dem Handel mit Rhodesien zu bestimmen.

Nach den Angaben U Thants haben diejenigen Länder, die auf die Umfrage reagierten, im vergangenen Jahr Waren im Werte von 36 Mio. Rand nach Rhodesien exportiert. Im Jahr 1965 betrug der Exportwert 124,6 Mio. Rand. Von den Ländern, die die Vereinten Nationen mit Handelsstatistiken versehen haben, steht die Bundesrepublik Deutschland als größter Importeur rhodesischer Güter an erster Stelle. Deutschland hat im vergangenen Jahr Importgüter im Werte von 10,6 Mio. Rand aus Rhodesien bezogen. Die Importe der anderen Länder sind: USA 4,3 Mio. Rand, Schweiz 2,6 Mio. Rand, Portugal 3,35 Mio. Rand, Holland 1,6 Mio. Rand, Japan 0,9 Mio. Rand und Frankreich 0,73 Mio. Rand.

Die Exporte der verschiedenen Länder betrugen: Japan 9,06 Mio. Rand, Deutschland 8,2 Mio. Rand, Holland 3,3 Mio. Rand, Frankreich 2,7 Mio. Rand, Holland 3,13 Mio. Rand, USA 2,53 Mio. Rand, Britannien 1,3 Mio. Rand, Australien 0,93 Mio. Rand, Italien 0,9 Mio. Rand und Österreich 0,9 Mio. Rand. Den Rest lieferten Südafrika, Malawi, Mosambik und der Iran, die kein statistisches Material für seinen Bericht zur Verfügung stellten.

Da Südafrika in letzter Zeit keinerlei über die Herkunftsländer seiner Brennstoffimporte und die Bestimmungsländer seiner Brennstoffexporte gemacht hatte, kann nach den Worten U Thants nicht einmal abgeschätzt werden, in welcher Lage Rhodesien sich hinsichtlich seiner Brennstoffversorgung befindet.

Am 18. April 1968 wurde dem rhodesischen Parlament von Finanzminister J. J. Wrathall ein Wirtschaftsüberblick vorgelegt, nachdem die rhodesichen Exporte während des vergangenen Jahres 176,8 Mio. Rand betrugen. Damit lagen die Exporte nur ganz wenig unter denen des Vorjahres, die mit 178 Mio. Rand beziffert wurden. Im Jahre 1967 betrugen die rhodesischen Importe 187 Mio. Rand.


20. Juni 1968

Der Weg aus der Isolation

Johannesburg (SAPA) - Harry Oppenheimer, Aufsichtstratsvorsitzender der Anglo American Corporation, prophezeite gestern in Johannesburg eine neue Periode freundschaftlicher Zusammenarbeit zwischen Südafrika und England, die die Entfremdung Südafrikas von der Gemeinschaft demokratischer Nationen möglicherweise beenden kann. Harry Oppenheimer sprach vor Bankiers über das Thema „Der Wert der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und des internationalen Handels“. Oppenheimer erklärte, es liege im Interesse kleinerer Länder, in eine Währungs- und Wirtschaftsunion wie beispielsweise den Europäischen Gemeinsamen Markt, einzutreten und die Grenzen der Handlungsfreiheit, die damit notwendigerweise verbunden sind, zu akzeptieren.

„Wenngleich wir die nationale Unabhängigkeit wollen, wünscht kein vernünftiger Mensch die nationale Isolation, die die Wirtschaft genauso trifft wie die Politik.“


20. Juni 1968

Che Guevaras Tagebuch

La Paz (dpa) . In Bolivien und Peru fürchtet man, das Kapitel Che Guevara und die Guerilleros könnte noch nicht abgeschlossen sein, sondern demnächst eine Neuauflage erfahren - wenigsten teilweise. Daß die bärtige Kriegerleiche, um deren Authentizität im Oktober und November im bolivianischen Urwalddorf Valle Grande ein heftiger Streit entstanden war, tatsächlich des legendären argentinisch-kubanischen Rebellenführers Dr. Ernesto Guevara war, der unter dem Spitz- und Kampfnamen „Che“ Freund und Feind Respekt und Furcht einflößte, daran besteht heute kein Zweifel mehr. Aber die Saat, die er ausstreute, dürfte nicht vollkommen zertreten worden sein.

Der Nährboden, auf dem sie hätte voll aufgehen können, ist in Lateinamerika vielerorts gegeben, und die Gefahr besteht durchaus, daß sich Guevaras direkte und indirekte Gefolgsleute eines nicht allzu fernen Tages sammeln und zu neuen, besser vorbereiteten Aktionen übergehen.