Vor 50 Jahren

12. Januar 1968

Briten erwogen Rückgabe deutscher Kolonien

London (dpa). - Die britische Regierung unter Stanley Baldwin, der von 1935 bis 1937 Premierminister war, hat eine Überlegung ihres damaligen Botschafters in Berlin, Sir Eric Philipps, erörtert, Hitler-Deutschland als Konzession eine oder mehrere frühere deutsche Kolonien zurückzugeben. Das geht aus Geheimakten hervor, die nach Ablauf der 30-Jahre-Sperre am Neujahrstag in London veröffentlicht wurden. Von den veröffentlichten Dokumentensammlungen tragen einige den Titel „Die deutsche Gefahr“.

Der ehemalige Schatzkanzler und spätere Premierminister Chamberlain und Kolonialminister Thomas äußerten in Londoner Kabinettssitzungen die Auffassung, daß eine Rückgabe von Tanganjika an Deutschland wertvoll sein könnte, wenn es dadurch zu einer wirklich dauerhaften Lösung der deutschen Frage komme. Spätere Kabinettsgespräche zur Frage einer Rückgabe deutscher Kolonien sind noch immer unter Verschluß.

Die Akten enthalten auch Berichte der britischen Botschafter in Berlin seit 1933. In einem Bericht von Botschafter Sir Harold Rumbold aus dem Jahre 1936 heißt es, die Außenpolitik Hitlers ziele auf die Wiederherstellung Deutschlands als führende Macht in Europa ab. „Es ist lebenswichtig, daß wir unsere eigene Wiederaufrüstung beschleunigen und vervollständigen. Angesichts dessen, was in Deutschland so offen geschieht, müssen wir auf jede Möglichkeit vorbereitet sein.“

Ein anderer Abschnitt der freigegebenen Dokumente enthüllt Versuche des damaligen Außenministers Sir Anthony Eden, Italien durch Gebietskonzessionen vom Abessinien-Krieg zurückzuhalten. So bot Eden dem italienischen Diktator Mussolini bei einem Besuch in Rom im Juni 1935 die Ogaden-Provinz Äthiopiens an, wenn Italien dafür seine Kriegsdrohung gegen Kaiser Haile Selasse einstelle. Der Duce schlug aber das Angebot aus. Eden trug sich mit dem Gedanken, Äthiopien, das von diesem Geheimplan nichts wußte, einen Teil von Britisch-Somaliland als Ersatz anzubieten.


12. Januar 1968

Mit den Augen eines Touristen

Lüderitzbucht (T. Boehm) - „Diese Ansicht teile ich nicht. Wenn Sie hier Las Vegas hätten, könnten Sie sich vor Touristen nicht retten, trotz der Abgelegenheit und auch ohne Teerstraße.“

„Und wie kamen Sie auf die Idee, ausgerechnet hier Ihren Urlaub zu verbringen, obgleich Sie in Durban alle Annehmlichkeiten haben und auch das Meer?“

Der Feriengast blinzelte und rückte seinen Hut zurecht, damit er gegen die Sonne den winzigen Punkt am Horizont verfolgen konnte, der bald als heimkehrender Fischkutter zu erkennen war. „Ich war auf der Suche nach einer Gegend, wo man sich erholen kann, weil man nicht immer fürchten muß, etwas zu verpassen - eben weil nichts passiert. Südwest kommt jetzt in Mode. Man spricht davon, Meistens allerdings vom Norden, von der Etoschapfanne, die reizvoller ist als der Krügerpark, weil man sie nicht vor der Tür hat. Und dann las ich das Buch von Geoffrey Jenkins ,River of Diamonds´. Mich fesselte die Beschreibung der Landschaft um Mercury Island, der kleinen einsamen Insel in der Nähe der Küste, wo Sand und Himmel verschmelzen zu einer entfernten, bizarren Kontur schroffer Felsen von blassem Kobaltblau in dem gigantischen Cyclolrama des Himmels über einer Unendlichkeit von Sand, und nachts leuchtete darüber der sternenbestickte Gürtel des Orion … Bei uns vergißt man über der Millionenstadt die Sterne. Von da ab war der Entschluß, hierherzufahren, nicht weit.“

Da wir nichts von einem Wagen sahen, drängte sich die Frage auf: „Und hier gehen Sie zu Fuß, obgleich sie das Auto mithaben?“

„Natürlich. Ersten habe ich Zeit, und die Zeit, die ich beim Laufen zum Achatstrand verliere, gewinne ich obendrein für mich selbst. Allein die Stille zu hören, ist schon eine Erholung.“

„Und die Eintönigkeit der Landschaft - bedrückt Sie das nicht, wo Ihre Augen gewöhnt sind an das Grün?“ „Im Gegenteil. Der Blick ruht aus. Die Aussicht läßt einen in Ruhe. Die Landschaft begleitet, ohne zu fesseln.“

Die Zitate aus dem Buch, die Betrachtungen über die Landschaft erwecken unsere Neugier, und wir hoffen, die Stille nicht zu sehr zu verletzen.

„Ich fürchte, wenn ich mehrere Jahre warte, meine Erinnerungen zu Papier zu bringen, ist auch dieses letzte Menschenreservat dem Tourismus erschlossen. Stellen Sie sich vor, hier ein Hotel. Dann wäre der Zauber dahin und die Stille. Sie wissen gar nicht, wie gut Sie es haben: Sie brauchen nicht in den Urlaub zu fahren. Sie sind schon da.“