Vor 50 Jahren

14. November 1969

EHRUNG FÜR WILLY FREWER

Windhoek - Der Konsul der Bundesrepublik Deutschlands Heinz F. Lewalter, ehrte den langjährigen Dirigenten des Windhoeker Symphonieorchesters, Willi Frewer; durch die Überreichung eines Faksimilebandes der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach. Die Feierstunde wurde würdig umrahmt von mehreren Tonbandaufnahmen von Konzerten mit und ohne Solisten unter der Stabführung Willi Frewers. Der Konsul der Bundesrepublik erklärte in seiner Rede unter anderem: „Wir haben uns heute hier versammelt, um einen bekannten und bei unzähligen Gelegenheiten mit großem Beifall bedachten Bürger dieses Landes in einer kleinen Feierstunde zu ehren. Unser, Zusammenkommen gilt Herrn Willi Frewer, den die meisten von Ihnen schon seit Jahren und Jahrzehnten und vor allem aus vielen Stunden gemeinsamen musikalischen Erlebens her kennen, bzw. mit dem Sie auch in persönlicher Freundschaft verbunden sind. In einem solchen Kreis von Bekannten und Freunden, also Eingeweihten, kann ich es mir selbstverständlich ersparen, die Stationen des musikalischen Wirkens und Erfolgs unseres zu ehrenden Anwesenden im Einzelnen aufzuzählen. Ich meine, dass ich die erinnerungswürdigen Etappen auch gar nicht mit jener Treffsicherheit nachvollziehen könnte, wie es den Verdiensten des Herrn Frewer zukommt. Daher möchte ich mich nur auf eine Würdigung beschränken, die meinen Erkenntnis- und Beurteilungsmöglichkeiten bei erst so relativ kurzem Aufenthalt in Südwestafrika entspricht.“

TERRITORIALE FORDERUNG LESOTHOS

Maseru - Im Wahlmanifest der regierenden Nationalen Partei Lesothos verspricht Premierminister Chief Leabua Jonathan bei einer Wiederwahl von Südafrika das vom Oranjefreistaat besetzte Territorium zurückzufordern. Schon im Manifest zur Unabhängigkeit im Jahre 1965 wurde versprochen, mit der Republik Südafrika zu verhandeln, doch unternahm die Regierung in Maseru keine Schritte. Im Wahlaufruf heißt es nun, die Verzögerung bedeute nicht, dass Lesotho auf den Anspruch verzichte; man habe nur abgewartet, weil die Konzentration auf die Entwicklung des Landes wichtiger erschienen sei.

WIEDER ZUNAHME DER KINDERLÄHMUNG

Hamburg - Eine neue Schluckimpfung gegen Kinderlähmung hat in Bayern, Hessen; Bremen und Berlin begonnen. In den nächsten Wochen können auch in allen anderen Bundesländern Eltern ihre Kinder gegen die gefährliche Krankheit kostenlos impfen lassen. Für die neue Aktion ist im ganzen Bundesgebiet unter dem Motto geworben worden: „Schluckimpfung ist süß - Kinderlähmung ist grausam“. Die erste der beiden notwendigen Impfungen beginnt in allen Bundesländern noch in diesem Monat, die zweite folgt Anfang nächsten Jahres.

Während die Kinderlähmung vor fünf Jahren in der Bundesrepublik fast völlig ausgestorben schien, hat sie seitdem wieder zugenommen. Nach Angaben der Gesundheitsabteilung in nordrhein-westfälischen Innenministerien wird sie vor allem von Reisenden wieder in die Bundesrepublik eingeschleppt und kann sich hier verbreiten, weil viele Kinder nicht geimpft worden sind.

Vor allem sollen Kinder im Alter zwischen drei Monaten und einem Jahr geimpft werden. Es wird aber auch mit einer großen Zahl von „Nachzüglern“ gerechnet.

START ZUM MOND: VORAUSSICHTLICH UM 8.22 UHR

Kap Kennedy - Der gestern zeitweilig unterbrochene Countdown für den Start von Apollo 12 - Techniker hatten einen Defekt in einem der beiden Wasserstofftanks der Dienst- und Fahrungskapsel entdeckt - verläuft weiterhin programmgemäß. Die Lancierung der 36-stöckigen Saturn-V-Rakete soll planmäßig um 18.22Uhr (SA-Zeit) von der Startrampe 39 A auf Kap Kennedy erfolgen. An Bord von Apollo 12 werden sich die drei Astronauten Charles Conrad, Richard F. Gordon und Alan L. Bean befinden. Der gesundheitliche Zustand der drei Mondfahrer wird von den zuständigen Ärzten als hervorragend bezeichnet. Sie sollen um 14 Uhr geweckt werden, ein Frühstück einnehmen und sich um 15.40 Uhr an Bord der Kapsel begeben. Die Wetterbehörden sagen günstige Umstände für den Start voraus. In der Umgebung von Kap Kennedy werden 350000 Schaulustige erwartet. Auch Präsident Richard Nixon und Frau sowie Vizepräsident Spiro Agnew werden den Start zur zweiten bemannten Mondlandung verfolgen.

DER MARSCH WIDER DEN TOD

Washington - Angeführt von sieben Trommlern, deren Trommeln mit Trauerfloren geschmückt sind, und einer 23-jährigen Vietnam-Kriegswitwe, begannen Demonstranten gegen das amerikanische Engagement in Südostasien am Donnerstagabend einen Protestmarsch durch Washington, der bis Samstag dauern soll. Wenn die Prozession am Samstag gegen 16 Uhr (SA-Zeit) beendet ist, werden nahezu 40000 Menschen feierlich am Weißen Haus und dem Kapitol vorbeimarschieren.

Die Protestprozession begann mit einer kurzen Andacht am Eingang zu dem amerikanischen Nationalfriedhof Arlington. Nach einer Trauerminute erklärte der Quäker Stewart Meachal den Protestteilnehmern, die alle eine Kerze trugen: „Unser Marsch wider den Tod wird jetzt beginnen.“