Von Frauen, Männern und Humor
Hildegard Titus ist eine der wenigen Komikerinnen in Namibia
Von Annika Brohm, Windhoek
Als Hildegard Titus die Bühne der Theaterschule in Windhoek betritt, wirkt sie nervös. Sie tänzelt herum, verliert hin und wieder den Faden, dann redet sie immer schneller und schneller. Nach ihrer letzten Pointe ist die Stille in dem kleinen Übungsraum nicht zu überhören. Keiner tut das, was er an dieser Stelle eigentlich hätte tun sollen: Lachen. Schließlich ist es Onesmus Upindi, besser bekannt als Slick, der das unangenehme Schweigen bricht. „Das war in Ordnung“, sagt er mit kritischer Miene. „An deiner Gestik und Mimik musst du aber noch arbeiten. Wir müssen sehen können, was dich bewegt.“
Sowohl Titus als auch Slick sind Teil der namibischen Comedy-Gruppe FreeYourMind, die mittlerweile etwa 30 Mitglieder zählt. Nur wenige davon sind Frauen, am Tag der Probe ist Titus sogar die einzige. Doch woran liegt es, dass Stand-Up-Comedy bis heute eine Männerdomäne ist?
Von Macht und Verbundenheit
„Männer sind einfach lustiger als Frauen“, behauptet Alex, ebenfalls Mitglied bei FreeYourMind, vor Beginn der Probe. Wie so oft bei Comedians lässt sich schwer sagen, ob er die Aussage tatsächlich ernst meint. Fest steht jedoch, dass einige renommierte Humorforscher seiner These zustimmen. So veröffentlichte beispielsweise Professor Sam Shuster vor einigen Jahren im „British Medical Journal“ eine Studie zu eben diesem Thema. Seine Gleichung: Das männliche Geschlechtshormon Testosteron bedingt Aggressionen, diese wiederum tragen laut Shuster zu besonders guten Witzen bei.
Der griechische Philosoph Aristoteles verfolgte schon Jahrtausende vor ihm eine vergleichbare Theorie. Er deutete Humor als einen Ausdruck von Macht: Wenn wir über andere lachen - was besonders Männer häufig tun -, dann fühlen wir uns ihnen überlegen. Frauen nutzen Humor laut Forschern dagegen überwiegend, um Kontakte zu knüpfen oder Verbundenheit zu signalisieren. Dabei seien ihnen Wortspiele und kleine Nuancen wichtiger, als einen Kalauer nach dem anderen zu machen.
Titus sieht das ähnlich. „Ich mache Comedy nicht zwingend, um Menschen zum Lachen zu bringen“, sagt sie. Sie nutze die Bühne stattdessen in erster Linie, um über Dinge zu sprechen, die ihr wirklich am Herzen liegen - Dinge wie Armut, Frauenrechte und Korruption. Auch in ihrem neuen Programm beschäftigt sie sich mit schwerer Kost. Die Verschuldung der staatlichen Krankenkasse PSEMAS ist ebenso ein Teil davon wie die umstrittene Politik des US-Präsidenten Donald Trump. Damit unterscheidet sich ihr Fokus deutlich von dem ihrer männlichen Mitstreiter bei FreeYourMind, die sich weniger komplexen Themen wie Beziehungen oder Sex widmen. Dass es nicht viele Frauen in der Comedyszene gibt, findet Titus deshalb nicht weiter verwunderlich. „Häufig wird der Eindruck vermittelt, dass Comedy mit unreifen Albernheiten gleichgesetzt werden kann. Das stimmt natürlich nicht - aber es könnte viele Frauen abschrecken.“
Bühne frei für lustige Frauen
Dabei ist es nicht so, als ob weibliche Vertreter bei FreeYourMind unerwünscht wären. Sie haben oftmals schlichtweg kein Interesse daran, sich zu bewerben. „Für die Aufnahme in der Gruppe ist es überhaupt nicht ausschlaggebend, ob man ein Mann oder eine Frau ist“, erzählt Mich Gaoseb, neben Slick einer der Alphamänner der Truppe. „Die Hauptsache ist, dass jemand wirklich lustig ist.“ In den letzten Jahren hat sich die Gruppe sogar verstärkt für die Rolle der Frau in der Szene eingesetzt: Im Rahmen einer „All ladies night“ wurde namibischen Komikerinnen wie Titus einen ganzen Abend lang eine Bühne geboten, auf der sie sich präsentieren konnten; auch in den nächsten Jahren sollen solche Veranstaltungen stattfinden. Der Zukunft der Frauen in der Comedy-Szene blickt Titus nicht nur deshalb optimistisch entgegen. „Ich denke, dass momentan insgesamt ein Umdenken stattfindet, was die Rolle der Frau betrifft“, erzählt sie. „Das könnte sich positiv auf die Frauenquote in der Stand-Up-Comedy auswirken.“
Auch von der herben Kritik nach der Probe lässt sich Titus nicht entmutigen, im Gegenteil: Sie ist dankbar dafür. „Die Ratschläge von Slick und den anderen helfen mir dabei, mich in meiner eigenen Haut wohl zu fühlen. Seit ich Comedy mache, bin ich viel selbstbewusster geworden“, erzählt sie. Eigentlich sei sie eher ein schüchterner Typ; auf der Bühne könne sie eine andere Seite ihrer Persönlichkeit zeigen. Ob sie der Comedy dauerhaft treu bleiben möchte, weiß sie trotzdem noch nicht. „Ich kann mich für alles begeistern, was in irgendeiner Form mit Kreativität zu tun hat“, sagt sie und schmunzelt. „Für mich steht weiterhin im Vordergrund, die Leute zum Nachdenken bringen - ob mit Comedy oder einer anderen Form der Unterhaltung, das wird die Zukunft zeigen.“
Als Hildegard Titus die Bühne der Theaterschule in Windhoek betritt, wirkt sie nervös. Sie tänzelt herum, verliert hin und wieder den Faden, dann redet sie immer schneller und schneller. Nach ihrer letzten Pointe ist die Stille in dem kleinen Übungsraum nicht zu überhören. Keiner tut das, was er an dieser Stelle eigentlich hätte tun sollen: Lachen. Schließlich ist es Onesmus Upindi, besser bekannt als Slick, der das unangenehme Schweigen bricht. „Das war in Ordnung“, sagt er mit kritischer Miene. „An deiner Gestik und Mimik musst du aber noch arbeiten. Wir müssen sehen können, was dich bewegt.“
Sowohl Titus als auch Slick sind Teil der namibischen Comedy-Gruppe FreeYourMind, die mittlerweile etwa 30 Mitglieder zählt. Nur wenige davon sind Frauen, am Tag der Probe ist Titus sogar die einzige. Doch woran liegt es, dass Stand-Up-Comedy bis heute eine Männerdomäne ist?
Von Macht und Verbundenheit
„Männer sind einfach lustiger als Frauen“, behauptet Alex, ebenfalls Mitglied bei FreeYourMind, vor Beginn der Probe. Wie so oft bei Comedians lässt sich schwer sagen, ob er die Aussage tatsächlich ernst meint. Fest steht jedoch, dass einige renommierte Humorforscher seiner These zustimmen. So veröffentlichte beispielsweise Professor Sam Shuster vor einigen Jahren im „British Medical Journal“ eine Studie zu eben diesem Thema. Seine Gleichung: Das männliche Geschlechtshormon Testosteron bedingt Aggressionen, diese wiederum tragen laut Shuster zu besonders guten Witzen bei.
Der griechische Philosoph Aristoteles verfolgte schon Jahrtausende vor ihm eine vergleichbare Theorie. Er deutete Humor als einen Ausdruck von Macht: Wenn wir über andere lachen - was besonders Männer häufig tun -, dann fühlen wir uns ihnen überlegen. Frauen nutzen Humor laut Forschern dagegen überwiegend, um Kontakte zu knüpfen oder Verbundenheit zu signalisieren. Dabei seien ihnen Wortspiele und kleine Nuancen wichtiger, als einen Kalauer nach dem anderen zu machen.
Titus sieht das ähnlich. „Ich mache Comedy nicht zwingend, um Menschen zum Lachen zu bringen“, sagt sie. Sie nutze die Bühne stattdessen in erster Linie, um über Dinge zu sprechen, die ihr wirklich am Herzen liegen - Dinge wie Armut, Frauenrechte und Korruption. Auch in ihrem neuen Programm beschäftigt sie sich mit schwerer Kost. Die Verschuldung der staatlichen Krankenkasse PSEMAS ist ebenso ein Teil davon wie die umstrittene Politik des US-Präsidenten Donald Trump. Damit unterscheidet sich ihr Fokus deutlich von dem ihrer männlichen Mitstreiter bei FreeYourMind, die sich weniger komplexen Themen wie Beziehungen oder Sex widmen. Dass es nicht viele Frauen in der Comedyszene gibt, findet Titus deshalb nicht weiter verwunderlich. „Häufig wird der Eindruck vermittelt, dass Comedy mit unreifen Albernheiten gleichgesetzt werden kann. Das stimmt natürlich nicht - aber es könnte viele Frauen abschrecken.“
Bühne frei für lustige Frauen
Dabei ist es nicht so, als ob weibliche Vertreter bei FreeYourMind unerwünscht wären. Sie haben oftmals schlichtweg kein Interesse daran, sich zu bewerben. „Für die Aufnahme in der Gruppe ist es überhaupt nicht ausschlaggebend, ob man ein Mann oder eine Frau ist“, erzählt Mich Gaoseb, neben Slick einer der Alphamänner der Truppe. „Die Hauptsache ist, dass jemand wirklich lustig ist.“ In den letzten Jahren hat sich die Gruppe sogar verstärkt für die Rolle der Frau in der Szene eingesetzt: Im Rahmen einer „All ladies night“ wurde namibischen Komikerinnen wie Titus einen ganzen Abend lang eine Bühne geboten, auf der sie sich präsentieren konnten; auch in den nächsten Jahren sollen solche Veranstaltungen stattfinden. Der Zukunft der Frauen in der Comedy-Szene blickt Titus nicht nur deshalb optimistisch entgegen. „Ich denke, dass momentan insgesamt ein Umdenken stattfindet, was die Rolle der Frau betrifft“, erzählt sie. „Das könnte sich positiv auf die Frauenquote in der Stand-Up-Comedy auswirken.“
Auch von der herben Kritik nach der Probe lässt sich Titus nicht entmutigen, im Gegenteil: Sie ist dankbar dafür. „Die Ratschläge von Slick und den anderen helfen mir dabei, mich in meiner eigenen Haut wohl zu fühlen. Seit ich Comedy mache, bin ich viel selbstbewusster geworden“, erzählt sie. Eigentlich sei sie eher ein schüchterner Typ; auf der Bühne könne sie eine andere Seite ihrer Persönlichkeit zeigen. Ob sie der Comedy dauerhaft treu bleiben möchte, weiß sie trotzdem noch nicht. „Ich kann mich für alles begeistern, was in irgendeiner Form mit Kreativität zu tun hat“, sagt sie und schmunzelt. „Für mich steht weiterhin im Vordergrund, die Leute zum Nachdenken bringen - ob mit Comedy oder einer anderen Form der Unterhaltung, das wird die Zukunft zeigen.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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