Von der Tanzfreude angesteckt

Am 17. Oktober fand im Fontanehaus in Berlin-Reinickendorf die erste von drei Tanzveranstaltungen "Experience: Dance! Tanz auf zwei Kontinenten" statt. Im Rahmen eines Kulturaustausch-Programmes zwischen Windhoek und Berlin gestalten ca. 40 Jugendliche aus Namibia und Deutschland dieses gemeinsame Tanzprojekt. Über 300 Besucher ließen sich anstecken von der Begeisterung und Tanzfreude.

Nachdem die "Faster-Than-Light-Dance-Company" aus Namibia in drei Stücken Gewalt, Diskriminierung und Liebe thematisierte, machten alle Jugendliche in der gemeinsamen Choreografie "Fallen" den Abend zu einem tollen Erlebnis.

Hintergrund des Projektes ist die ähnliche Geschichte Namibias und Deutschlands, die beide ab 1990 einen Neuanfang gestalten. Neben dem Mauerfall und der Wiedervereinigung war es in Namibia die erkämpfte Unabhängigkeit, in die die Jugendlichen nun ganz "normal" hineinwachsen. Es ist für sie ganz selbstverständlich, zwischen beiden Stadtteilen zu pendeln, ferne Länder zu bereisen und eine Perspektive bzw. freie Entwicklungsmöglichkeit zu haben, ohne Angst und Beschränktheit einer Diktatur.

Daran mussten wir als Besucher der Veranstalter denken, als wir "frei" und "einfach so" von Görlitz nach West-Berlin, also wirklich mitten durch das ehemals durch Mauer, Stacheldraht und Selbstschussanlagen getrennte Berlin fuhren. Einer von vielen Gründen, warum es sich wirklich gelohnt hat, im Herbst 1989 in die Kirchen und auf die Straße zu gehen.

Dass das aber nicht "selbstverständlich" war, sollte man nicht vergessen und auch der jungen Generation weitersagen. Dazu dient ja auch gerade dieses Tanzprojekt, weshalb es uns in dieser Weise auch so berührt hatte. Ihr Umgang miteinander zeigte, dass sie das Projekt auch wirklich leben: egal ob schwarz/weiß, dünn/dick, alt/jung, gesund/krank oder behindert.

Jens Schröter, Görlitz