Vom Trost der Kollektivtrauer
Magdalena Stoffels, Gafaone Motlamme, Cheryl Ujaha: Woran liegt es, dass manche Opfer der allzu alltäglichen Gewalt hierzulande derartige Anteilnahme auslösen? Dass ihrer Ermordung Proteste, Petitionen und Ansprachen folgen, ihr Schicksal über Tage die Schlagzeilen beherrscht während andere Tote stille Statistiken im Polizeibericht bleiben?
So furchtbar es klingt: Mit der Ausnahme der posthum zerstückelten Ujaha, sind oben genannte Morde in einem Land wie unserem nicht außergewöhnlich. Einem Land, in dem das Töten und Sterben derart integraler Bestandteil gesellschaftlichen Zusammenlebens ist, dass wir uns ein Stück weit damit abgefunden haben. Einem Land in dem die emotionale Abstumpfung zum Selbstschutz geworden ist
Warum also werden Menschen durch manche Morde genötigt, auf die Straße zu gehen, Kerzen zu entzünden, Plakate emporzurecken und laut „Genug!“ zu rufen? Vielleicht ist es reiner Zufall. Vielleicht ist es nicht mehr als der verzweifelte Versuch, das anonyme Leiden gelegentlich sichtbar werden zu lassen. Den nüchternen Polizeistatistiken ein Einzelschicksal entgegenzustellen und das greifbar zu machen, was in der abstrakten Protokollierung der Gewaltverbrechen verborgen bleibt.
Die statistische Häufung des Elends erzeugt kaum Anteilnahme, weil sich die Betroffenheit an etwas festhalten muss. Einem Namen. Einem Gesicht. Einem Foto des Opfers. Etwas, das der Tat die unerträgliche Willkür nimmt, die Empörung bündelt und den Protest kanalisiert. Eine Projektionsfläche auf die sich die Wut und Entrüstung angesichts einer Barbarei lenken lässt, die vielen wie ein Verhängnis erscheint.
Vielleicht ist das alles was bleibt, wenn der Zorn verraucht ist, wenn sich die Protestkundgebungen aufgelöst haben und die Beerdigungsgäste nach Hause gegangen sind. Dass sie in der gemeinsamen Trauer vorübergehend Trost gefunden haben. Dass sie sich gegenseitig gestärkt haben, bis der Name eines weiteren, beliebigen Opfers sie erneut auf die Straße treibt.
Marc Springer
So furchtbar es klingt: Mit der Ausnahme der posthum zerstückelten Ujaha, sind oben genannte Morde in einem Land wie unserem nicht außergewöhnlich. Einem Land, in dem das Töten und Sterben derart integraler Bestandteil gesellschaftlichen Zusammenlebens ist, dass wir uns ein Stück weit damit abgefunden haben. Einem Land in dem die emotionale Abstumpfung zum Selbstschutz geworden ist
Warum also werden Menschen durch manche Morde genötigt, auf die Straße zu gehen, Kerzen zu entzünden, Plakate emporzurecken und laut „Genug!“ zu rufen? Vielleicht ist es reiner Zufall. Vielleicht ist es nicht mehr als der verzweifelte Versuch, das anonyme Leiden gelegentlich sichtbar werden zu lassen. Den nüchternen Polizeistatistiken ein Einzelschicksal entgegenzustellen und das greifbar zu machen, was in der abstrakten Protokollierung der Gewaltverbrechen verborgen bleibt.
Die statistische Häufung des Elends erzeugt kaum Anteilnahme, weil sich die Betroffenheit an etwas festhalten muss. Einem Namen. Einem Gesicht. Einem Foto des Opfers. Etwas, das der Tat die unerträgliche Willkür nimmt, die Empörung bündelt und den Protest kanalisiert. Eine Projektionsfläche auf die sich die Wut und Entrüstung angesichts einer Barbarei lenken lässt, die vielen wie ein Verhängnis erscheint.
Vielleicht ist das alles was bleibt, wenn der Zorn verraucht ist, wenn sich die Protestkundgebungen aufgelöst haben und die Beerdigungsgäste nach Hause gegangen sind. Dass sie in der gemeinsamen Trauer vorübergehend Trost gefunden haben. Dass sie sich gegenseitig gestärkt haben, bis der Name eines weiteren, beliebigen Opfers sie erneut auf die Straße treibt.
Marc Springer
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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