Vom Phänomen der Abstumpfung
Vom Phänomen der Abstumpfung

Vom Phänomen der Abstumpfung

Marc Springer
Im Zweifel eine Falschmeldung: Die skeptische Reaktion auf Berichte über eine versuchte Verschleppung von Schulmädchen in Walvis Bay zeigt, wie sehr die Hysterie auf sozialen Medien zur kollektiven Abstumpfung geführt hat.

Sie hat die erhoffte Wirkung verfehlt: Die atemlose Sprachnachricht einer Frau, die von dem angeblichen Entführungsversuch erzählt. Die Eltern dazu rät, die eigenen Kinder „einzusperren“ um sie dem Zugriff angeblicher Menschenhändler zu entziehen. Warum wurde der emotionsgeladenen Stimme kaum Beachtung geschenkt?

Weil die Polizei kurz zuvor Zurückhaltung verlangt hatte. Weil sie vor den Folgen von Gerüchten gewarnt und Ermittlungen gegen die Urheberin einer vergleichbaren Audiobotschaft angekündigt hatte, die über den vermeintlichen Fund von 20 Kinderleichen in Katutura fantasiert hatte. Die einen Lynchmob in Bewegung gesetzt hatte, der an dem mutmaßlichen Täter blutige Selbstjustiz üben wollte.

Wie zuvor verbreitet sich die Falschmeldung erneut auf sozialen Medien, wird dort mit Vermutungen über die Identität der angeblichen Täter und Spekulationen über deren Motive angereichert.

Aber diesmal ist etwas anders. Es entsteht keine Panik, es formieren sich keine Demonstrationen vor der Polizeistation, es wird nicht nach Aufklärung und Festnahmen verlangt. Weil das Misstrauen in den Wahrheitsgehalt der Meldung zu groß ist, weil die meisten glauben, es habe sich mal wieder ein Irrtum verselbstständigt, es sei wie so oft ein leiser Verdacht durch Wiederholung zum Fakt geworden.

Man solle nicht Feuer rufen, falls es nicht brennt, wurde Kindern früher beigebracht. Weil im Ernstfall keiner reagiert, wenn zuvor mehrmals falscher Alarm geschlagen wurde. Nutzer sozialer Medien sollten sich diese als unzeitgemäß missverstandene Empfehlung vor Augen führen, bevor sie wieder die Pferde scheu machen, ohne vorher das zu tun, was Heranwachsenden früher gepredigt wurde: Sich zu vergewissern, ob sie ein Gerücht oder eine Tatsache weiterverbreiten.

Marc Springer

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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