Vom Lendenschurz zur Jeans

Fiume Bush Camp zeigt Buschmänner von Damals in der Welt von Heute
Nina Cerezo
Beim Fiume Bush Camp wird kein Hehl darum gemacht, dass sein lebendiges Museum der Buschleute eine Show ist. Eine Show, bei der man aber auch dazu eingeladen wird, hinter die Kulissen zu blicken. Und genau deshalb ist die Begegnung mit den San ganz besonders intensiv.

Von Nina Cerezo, Grootfontein/Windhoek

Das Gefühl der Befremdlichkeit ist schneller weg als es gekommen war. Auch wenn man auf dem kurzen Fußmarsch vom Camp zu den Buschleuten noch darüber nachdenkt, wie die nur mit dem Nötigsten bekleideten Menschen wohl auf das Starren und die auf sie gerichteten Fotoapparate oder gar Videokameras reagieren werden, so tilgt der erste Blickkontakt mit den Stammesmitgliedern unverzüglich sämtliche Scheu. Die meisten von ihnen sitzen im Sand, unterhalten sich, spielen mit ihren Kindern oder werkeln an Schmuckstücken, die die später zum Kauf anbieten. Die Männer sind klein und zierlich, bei den meisten Bewegungen sieht man ihre Rippen, während es bei den Frauen jede Variante gibt. Gleich sind jedoch die stets kurzen Haare. Von einigen ignoriert, strahlen die anderen einem wohlwollend entgegen.

Theaterkunst vom Feinsten

Der anschließende Bushwalk, der von Jäger N!ani und Übersetzer Kunta geleitet wird, gibt einen Eindruck in die Welt von Damals, als verschiedene Pflanzen zu medizinischen Zwecken verwendet wurden, die Männer tagelang auf Jagd waren, die Frauen Beeren und andere Früchte sammelten und schließlich das Essen über dem selbst entfachten Feuer zubereiteten. Kunta geht in seiner Rolle voll und ganz auf, stöhnt, als er Bauchschmerzen simuliert, quietscht, als er ein in die Falle getretenes Tier nachahmt, robbt sich in Lauerstellung über den Boden, um den furchtlosen Jäger darzustellen, und macht selbst vor der Demonstration der Buschtoilette mit den entsprechenden Geräuschen und dem angestrengten Gesichtsausdruck keinen Halt. Wie bei einem Fernsehquiz rufen die Besucher Hinweise wie „Baby!“, „das ist das Wildtier!“ oder „ihm ist kalt!“ hinein und man ist erstaunt, wie die (Zeichen-)Sprache, die wie aus einer anderen Welt scheint, zumindest erahnen lässt, um was es geht.

Das lebendige Museum macht seinem Namen alle Ehre und natürlich dürfen auch die Besucher von den Pflanzen kosten, mit Steinen die Schale vom Straußenei in kleine Anhänger für Ketten und Armbänder zerschlagen und den Holzstab so lange zwischen den Händen reiben, bis der Funke auf das trockene Gras übergesprungen ist und man sich auf die Schulter klopfen kann: Ich habe Feuer gemacht.

Blick in die Zukunft

Doch bei aller Eindrucksfülle bleibt auch ein bitterer Nachgeschmack. Denn das, was man sieht, ist ein Stück weit Schein, und aus diesem Schein könnte schon bald Vergangenheit werden. „Die Älteren dieser Gruppe sind die einzigen, die in ihrer Kindheit tatsächlich noch ein bisschen so gelebt haben“, sagt Jörn Gressmann, Eigentümer und Manager des Fiume Bush Camps. Der 38-Jährige hat eine ganz besondere Bindung zu den Buschmännern, er ist mit ihnen auf der angrenzenden Farm seiner Eltern groß geworden und hat als kleiner Junge viel Zeit mit den Kindern der Angestellten verbracht. Auf diese Weise spricht er fließend ihre Sprache und konnte „Ju/Hansi San“ in den ersten Jahren fast besser als seine Muttersprache Deutsch.
Gressmann spricht dabei bewusst von den „zahmen Buschmännern“, die ihre traditionelle Lebensweise gezielt aufgaben, um Arbeit, meist in der Landwirtschaft, zu finden und ein festes Einkommen zu haben. „Sie haben ihre Kultur zu einem großen Teil aufgegeben und könnten nicht mehr im Busch überleben“, so der Farmerssohn. Und natürlich sei es verständlich, dass man ein festes Haus einer Strohhütte vorziehe und lieber auf einer Matratze als auf einer Strohpritsche schlafe. „Und die Vorzüge eines Supermarkts und einer Klinik werden auch genutzt.“ 25 Jahre, meint Gressmann – dann sei die Kultur ausgestorben.
Über die Zukunft der Buschmänner machen sich die Besucher auch dann Gedanken, wenn sie die Frauen und Männer, die gerade noch in traditioneller Kluft im Sand saßen, etwas später in engen Jeans und modischen Tops wiedertreffen. Reichen die Demonstrationen für die Besucher, um den jungen Kindern das zu vermitteln, was einst war? Werden sie Interesse haben, dieses lebendige Museum fortzusetzen und zu verkörpern, was sie nie tatsächlich gelebt haben?
Für die Buschmänner ist das, was sie anbieten, gewissermaßen die Gegenleistung dafür, dass sie auf dem Stück Land bei Gressmann leben dürfen. Das Programm aber gestalten sie selbst und sie könnten jederzeit ihre Sachen packen und gehen. Den Aufbruch in die Stadt, den Weg hin in die moderne Welt, könnte und würde ihnen wohl keiner übelnehmen. „Man kann die Modernisierung nicht aufhalten“, so Gressmann. Auf gewisse Weise unterstützt er diese sogar und hat vor ein paar Jahren einen Kindergarten direkt im Camp eingerichtet, in dem die Jüngsten Englisch und weitere wichtige Bildungsgrundlagen lernen.

Das Gute von Damals

Den Blick ab und an nach hinten zu richten, kann auch Vorteile bergen. „Ich bewundere die Buschmänner für viele ihrer Eigenschaften“, erzählt Gressmann und nennt zum Beispiel ihr klangloses Nomadentum. „Wenn sie weitergezogen sind, haben sie nie irgendwelche Spuren hinterlassen“, erklärt er. Kein Dreck, keine Zerstörung; was bleibt ist eine narbenfreie Natur.

Auch den Zusammenhalt untereinander und das Familienleben bewundert der Farmer. Ego-Gehabe ist ihnen suspekt, allein sein kommt nicht in Frage. Es sind Werte, die trotz der neuzeitlichen Einflüsse bis heute erhalten geblieben sind. Ebenso wie ihre Warmherzigkeit, die sie ununterbrochen an den Tag legten. Dass das nicht nur Show ist, zeigte sich spätestens dann, als Gressmann einlädt, die Buschmänner auch in ihrem tatsächlichen Lager zu besuchen. Auch dort ist man willkommen und es fällt regelrecht auf, wenn einer von ihnen mal nur die Mundwinkel hochzieht, anstatt breit zu grinsen. „Und diese Eigenschaften wären es definitiv wert, gerettet zu werden.“

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Allgemeine Zeitung 2024-04-24

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