VET-Gebühren finden Einsatz

Von Frank Steffen, Windhoek

„Unter den herrschenden Wirtschaftsumständen im Land wollen wir lieber von der Öffentlichkeit verurteilt werden, weil wir auf zu viel Bargeld sitzen, während wir unseren nächsten Schritt ordentlich planen, als dass wir unüberlegt Geld ausgeben“, erklärte Jerry Beukes, der Geschäftsführer der Nationalen Ausbildungsinstanz (Namibia Training Authority, NTA) während einer Presseveranstaltung und bezog sich damit auf insgesamt 850 Millionen N$, die „momentan ungenutzt auf der Bank liegen“.

Alle Firmen, die Gehaltskosten von mehr als einer Million N$ pro Jahr verzeichnen, müssen gemäß Gesetz 15 aus dem Jahr 2014 monatlich eine Ausbildungsgebühr von einem Prozent ihrer Lohnkosten für die Förderung der Berufsausbildung in Namibia an die staatliche NTA entrichten. Bis Ende Juni 2018 seien 2816 Arbeitgeber registriert gewesen.

Laut Beukes liegt der NTA daran die Einwohner und vor allem die Firmen, die monatlich ihre sogenannten „Vocational Education & Training“-Gebühren (VET) entrichten, im Sinne der Transparenz und Rechenschaftspflicht über den neuesten Stand zu informieren. Denn die NTA habe im Finanzjahr 2014/15 systematisch eine Bestandsaufnahme der bestehenden Ausbildungszentren und dem Mangel an Lehrstellen vorgenommen, bevor sie im Jahr 2015/16 einen Zukunftsplan erstellt habe, der eine geeignete Infrastruktur in allen 14 Regionen Namibias vorsehe. Im vergangenen Jahr (2016/17) habe die NTA dann die ersten Projekte in Angriff genommen.

So war das sogenannte „EU Training Hub“ am Berufsausbildungszentrum Valombola (VVTC) in Ongwediva, das über ein E-Lern- und Förderzentrum mit neuster IT-Ausstattung verfügt, in Angriff genommen worden (AZ berichtete) und auch in Nkurenkuru in der Region Kavango-West habe es Fortschritte gegeben. „Wenn wir nicht vernünftig und nachhaltig planen, wobei die Ziele des Harambee-Wohlstandsplanes sowie die des fünften Nationalen Entwicklungsplanes (NDP5) und Vision 2030 in Acht genommen werden müssen, geben wir das Geld schnell aus und haben letztendlich nichts damit erreicht“, führte Beukes aus und betonte ferner die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit Deutschland, der EU und der afrikanischen Entwicklungsbank (ADB), die „es erlaubt, sämtliche Ressourcen maximal zum Vorteil unserer Jugend auszuschöpfen“. Allerdings würden die Vorteile einer zunehmenden Ausbildung der Öffentlichkeit, insbesondere der Jugendlichen sowie von Fachausbildungen erst in fünf bis sieben Jahren bemerkbar werden.

Laut dem ständig aktualisierten Plan werde mindestens eine Berufsausbildungsstätte pro Region entstehen und es seien Mittel in Höhe von 1,4 Milliarden N$ für die nächsten vier Jahre verplant. 565 Millionen N$ seien für Kapitalentwicklungen vorgesehen, damit die „landesweiten Lehrstellen von 32000 Lehrlingen auf 50000, und künftig sogar mehr“ hochgeschraubt werden können. Indessen seien 915 Millionen N$ für die Entwicklung von Ausbildungsprogrammen vorgesehen. Obendrein unterstütze NTA bestehende Ausbildungsstätten und -Zentren, darunter das Institut für Minenkunde und Technologie (NIMT) und weitere Berufsausbildungsinstitute (VOCs).

Indessen freue sich die NTA über die Rolle, die der Privatsektor bei der landesweiten Ausbildung übernehme. „Das Gesetz sieht vor, dass wir Arbeitgebern einen Maximalbetrag von 50% ihres Jahresbeitrags zurückerstatten dürfen, so die Ausbildung unserer Norm entspricht, die wir mit der namibischen Qualifizierungs-Behörde (NQA) abstimmen. Wir wollen diesen Betrag gerne zurückerstatten, doch kann dies gemäß dem festgestellten Regelwerk getan werden“, meinte Beukes und erkennt auf Nachfrage der AZ zwei Hauptgründe für eine ausstehende Auszahlung an Arbeitgeber: Erstens ausstehende Gebühren und Erklärungen derselben, und zweitens Forderungen für Ausbildung, die entweder nicht anerkannt oder nicht zur Zufriedenheit der NTA erfolgt sind oder bewiesen werden können.

Indessen ist die Tendenz steigend, Einnahmen vonseiten sowie Auszahlungen an die Arbeitgeber haben zugenommen. Im Jahr 2017/18 wurden 352,6 Mio. N$ an Trainingsgebühren eingenommen sowie 46,9 Millionen N$ an Zinsen auf Spätzahlungen erhobenen 399,5 Millionen N$ wurden bisher Forderungen von 176,3 Millionen N$ erhoben, allerdings noch nichts ausgezahlt. Im ersten Quartal 2018/19 seien bereits 103,7 Millionen N$ eingenommen worden. Laut Beukes darf die NTA maximal 15% der erhobenen Gebühr für Verwaltungszwecke verwenden und bestätigte der AZ auf Nachfrage, dass die NTA dies „rückwirkend nur auf Gelder, die bereits eingezahlt sind“, vornehme.

Auf die weitere Frage, welche Art der Schlichtung den Arbeitgebern zur Verfügung stehe, wenn sie eine abgewiesene Forderung anfechten wollen, gab Beukes zu, dass in solchen Fällen nur der normale Rechtsweg zur Verfügung stehe.