Vasbyt: Mutige Männer in mächtigen Maschinen

Der afrikaanse Begriff Vasbyt (der im Deutschen so viel wie "Durchhalten" bedeutet), wird von vielen ehemaligen Rekruten mit ihrer militärischen Grundausbildung assoziiert. Die dabei benötigten Eigenschaften wie Widerstandskraft und Ausdauer, wurden auch bei den Fahrern und ihren Wagen auf die Probe gestellt, die am Samstag an der Vasbyt-Rallye am Langstrand außerhalb von Swakopmund teilgenommen haben.

Dem Hindernissrennen für mutige Männer und ihre kraftvollen Maschinen haben sich in diesem Jahr 28 Teilnehmer gestellt, die aus jeweils einem Fahrer und einem Co-Piloten (bzw. Navigator) bestanden.


"Der Pacours bestand aus zehn Hindernissen, von denen drei am Hang der Dünen direkt gegenüber vom Langstrand überwunden werden mussten und die anderen sieben in einem Arreal neben der Hauptstraße nach Walvisbay lagen, das wir scherzhaft die Arena nennen", erzählt Ursula van der Westhuizen vom Namib Desert 4x4 Club. Der Verein, der aus etwa 75 Mitgliedern besteht, ist bereits seit vielen Jahren für die Organisation des Vasbyt-Spektakels verantwortlich.


Die Veranstaltung, die zum Teil wie ein Gladiatoren-Kampf anmutet, hat in diesem Jahr zwischen neun und zehntausend Besucher gelockt und die Organisatoren damit vor große logistische Herausforderungen gestellt. "Wir müssen nicht nur für das leibliche Wohl einer derart großen Besucherzahl sorgen und ihnen sanitäre Anlagen bereitstellen, sondern auch einen reibungslosen Verkehrsfluss gewährleisten und vor allem die Sicherheit der Fahrer und der Zuschauer garantieren", sagt van der Westhuizen. Dabei räumt sie ein, dass eine gewisse Verkehrsbehinderung entlang der Straße in unmittelbarer Umgebung des Langstrandes auf Grund der vielen Gäste unvermeidbar ist. Die Veranstalter hätten jedoch sieben Verkehrsbeamte engagiert und verköstigt, die Staus entlang der Straße und auf den Parkplätzen neben der Hauptstraße verhindern sollten.


Darüber hinaus seien Notrettungssanitäter in Bereitschaft gewesen und hätten elf ehrenamtliche Aufseher nicht nur für Sicherheit auf dem Pakurs gesorgt, sondern auch darauf geachtet, dass die Teilnehmer nicht gegen die wenigen vorhandenen Regeln verstoßen.


Diese sind schnell zusammengefasst. Für jedes der zehn Hindernisse gibt es eine maximale Punktzahl von 60 Zählern, wobei die Zeit, in der ein bestimmtes Hindernis überwunden wird, keine Rolle spielt. Abzüge gibt es dann, wenn ein Teilnehmer das Hindernis nicht in einem Durchgang überwindet. Wer beispielsweise an einer steilen Düne zurücksetzen und erneut Anlauf nehmen muss, verliert 20 Punkte, wer die Seilabsperrung berührt 10 Punkte und wer mit zwei Rädern die Bahn verlässt, wird für dieses eine Hindernis disqualifiziert. Jeder der elf Schiedsrichter darf einen Teilnehmer für ein bestimmtes Hindernis disqualifizieren, wenn dieser hoffnungslos festsitzt und die Gefahr besteht, dass die Bahn beschädigt werden könnte. Hilfestellung von außen ist nicht erlaubt.


Bei dem, in der sogenannten Arena gelegenen "Schlammloch" und dem horizontal ausbebreiteten Reifenstapel gibt es keinen Spielraum für Fehler. Wer hier nicht durchkommt, darf nicht zurücksetzen und einen zweiten Anlauf nehmen, sondern bekommt nur die Punktzahl angerechnet, die ihm proportional zu der zurückgelegten Distanz zusteht, bevor er sich und seinen Wagen mit einer Planierraupe aus der Schlamm- bzw. Reifenfalle ziehen lassen muss.


Totalausfälle gibt es selten. "Natürlich geht an den Autos hin und wieder etwas kaputt, aber die Besitzer sind meist auch gelernte Mechaniker und können den Schaden in der Regel vor Ort wieder beheben, so dass kaum einer von ihnen auf Grund technischen Versagens auf der Strecke bleibt", sagt van der Merwe. Ein Blick auf die Wagen scheint ihr Recht zu geben. Viele ähneln mehr einem Mars-Roboter als einem straßentauglichen Fortbewegungsmittel. Das Prinzip der Bodenhaftung scheint mitunter aufgehoben, der Fahrerkomfort auf ein absolutes Minimum reduziert. Vielfach haben die Eigentümer selbst Hand angelegt und ihre Boliden in Heimarbeit den besonderen Vasbyt-Anforderungen angepasst, bzw. ihre Motoren selbst aufgerüstet.


Die Wagenlenker und ihre Co-Piloten nehmen nicht der Preise wegen teil. Die Hauptgewinner (Mike van As und sein Co-Pilot Russel Verwy - beide aus Kapstadt) haben jeweils gerade einmal N$ 1000 gewonnen, was angesichts des Aufwands, mit dem die Pflege und der Transport der Fahrzeuge verbunden ist, relativ gering erscheint. "Die Teilnehmer, von denen in diesem Jahr vier aus Südafrika stammten und andere zum Teil bis aus Ondangwa angereist sind, kommen hier her, um sich und ihre Autos mit anderen zu messen und Spaß zu haben", sagt van der Merwe. Viele der Wagen sind nicht einmal für den öffentlichen Verkehr zugelassen und werden von ihren Besitzern ausschließlich für die Vasbyt-Veranstaltungen gehalten, von denen es neben der am Langstrand auch jährlich eine in Gobabis, eine in Omaruru und zwei in Windhoek gibt.


Das Hindernis-Rennen zwischen Swakopmund und Walvis Bay wird bereits seit 16 Jahren angeboten, wobei die Veranstalter auf Grund der Einwände von Naturschützern für zwei Jahre nach Nonidas ausgewichen sind (mehr dazu in der morgigen Ausgabe). "Einen Tag nach unserer Darbietung wird es hier, abgesehen von ein paar Reifenspuren die bald verschwunden sein werden, wieder so aussehen wie vorher", versichert van der Merwe. Dafür wollen sich neben freiwilligen Helfern des Namib Desert 4x4 Clubs auch die Teilnehmer des Rennens einsetzen, die neben einer Liebe für ihre Fahrzeuge auch eine Verantwortung für die Natur verspüren.

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Allgemeine Zeitung 2024-03-29

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