Unsere unendliche Geschichte?

Für mich interessant sind die Aussagen unserers Herrn Botschafters. Endlich jemand, der die Kolonisierung nicht nur aus "Deutsch Südwest"-Perspektiven sieht, sondern auch - notgedrungen dirigierend - das "glorreiche" wilhelminische Reich mit einbezieht.

(Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wiederhaben, aber ohne Bart, denn der Bart ist ab ...) Dank seiner kindlichen Welt- und Kolonialpolitik zollte ihm außerhalb Deutschlands wirklich niemand Respekt. Und innerhalb Deutschlands war er wohl nur akzeptiert und beliebt, weil er für Kunst und Kirche - allerdings nur für die evangelische - viel Geld spendierte.

Sein Verhältnis zu seiner Mutter, und damit auch zu England, wird den meisten Geschichtsinteressierten Menschen ein Fragezeichen bleiben.

Die, zur damaligen Zeit, weltbekannte "Krüger Depesche" entspringt daher auch nicht aus Sympathie zu Oom Krüger - den kannte er gar nicht - sondern lediglich der Lust, England eins auszuwischen. Ohne allerdings die nötigen Mittel in den Händen zu haben!

Wilhelm schwang gern den Hammer - ein Amboss wird sich schon finden. Und die Ambosse fanden sich, siehe Versailles.

Trotz aller Emotionen, müssen wir immer die geschichtlichen Perspektiven in Betracht ziehen.

Und als Ergänzung meines Leserbriefes vom 9.9.2003 möchte ich nicht nur dem interessierten Leser folgende Zeilen von Steltzer in Erinnerung rufen, sondern auch positive Impulse setzen für realistisch denkende Mitbürger.

Also, versetzen wir uns 100 Jahre zurück, als unser Wilhelm - noch mit Bart - meinte, voll in die Kolonialpolitik eingreifen zu müssen:

Dazu Herr Steltzer:

"Aus der heutigen Sicht ist es schwer zu begreifen, dass sich die vom Geist des Abendlandes geprägten Völker dafür hergeben konnten, aus nationalem Eigennutz für koloniale Erwerbungen einzutreten und eine Fremdherrschaft in den Kolonien aufzurichten.

Das ist kein deutsches Problem, sondern betrifft alle weißen Nationen, die ausgezogen waren, um in Übersee neues Land zu erwerben.

Es wäre daher falsch, diese Taten nach heutigen Maßstäben zu messen, denn die Menschen, die damals die Verantwortung trugen und diejenigen, die sich für Aufgaben in den Kolonien zur Verfügung stellten, waren in den Augen der Mehrheit ihrer Zeitgenossen weitsichtige Politiker und mutige Pioniere.

Ihr Handeln fand weiteste Anerkennung in patriotischen Kreisen, denn sie mehrten mit ihren Taten das Ansehen und den Ruhm des Vaterlandes.

Wir können diese Menschen nicht verurteilen, angefangen bei Bismark und Lord Salisbury, die vor einem Jahrhundert - und früher, als verantwortungsbewusste Staatsmänner, Beamte, Offiziere, Missionare, Pflanzer und Kaufleute die Kolonialreiche schufen, weil ihnen das Unrechtsbewusstsein fehlte, und sie ehrlich davon überzeugt waren, eine zivilisatorische Mission zu erfüllen.

Jedoch sollte ein scharfer Trennungsstrich zu denjenigen gezogen werden, die gegen die Gebote der Menschlichkeit verstießen und sich krimineller Handlungen schuldig gemacht haben, die auch schon zur damaligen Zeit scharf verurteilt wurden."

Soweit Herr Steltzer auf Seite 115 im Buch: Werner Freiherr Schenk von Stauffenberg.

Ich frage mich manchmal, warum gerade das deutsche Volk Dekaden und Generationen lang mit gesenktem Haupt mea culpa, mea culpa rufen muss? Liegt das an dem unzureichendem Geschichtsunterricht, oder vielleicht am persönlichen Desinteresse, oder an unseren "rechten Händen" Gottes, die glauben, sich vermehrt in die Politik einmischen zu müssen? - Hat sich das seelsorgerische Feld derart verkleinert? Das kann ich mir wahrlich nicht vorstellen!

Trotz allem: Friedvolle Feiertage und ein positives 2004!

Thomas Dressel, Windhoek

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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