Unklarheit vor Gericht

Windhoek - Ein Knäuel aus verschiedenen Aussagen sollte am Donnerstag im Windhoeker Obergericht beim Fall Pieter Hendrik Spangenberg (39) und Christiaan Johannes Ayres (39) entwirrt werden.

Am 24. April des vergangenen Jahres waren Spangenberg und Ayres auf der Farm Zhukov im Bezirk Outjo auf Jagd und erschossen auf Grund eines Versehens Evelino Jacob, so die Angeklagten. Jacobs Körper wurde etwa 55 km weit weg transportiert und an einer Straße abgelegt. Die Anklage gegen Spangenberg und Ayres lautete daraufhin auf Mord und Justizbehinderung.

Den Aussagen der Angeklagten zufolge, hätten beide durchs Zielfernrohr eine Gestalt im Busch entdeckt, die "entweder ein Mensch oder ein Pavian hätte sein können". Ayres sei nach Aufforderung von Spangenberg zu der Gestalt gelaufen. Dabei habe sich ein Schuss aus dem Jagdgewehr gelöst, der Jacob tödlich traf.

"Mein Mandant kann sich nicht erklären, wie sich der Schuss gelöst hat", erklärte Hermann Oosthuizen, Anwalt von Spangenberg und Ayres, gegenüber Oberrichter Mainga.

Es sei nicht bewiesen, dass es sich um Mord gehandelt habe, vielmehr sei es Nachlässigkeit gewesen.

Auch hätten die beiden Jäger den Leichnam nicht entfernt, um "ein Verbrechen zu vertuschen". Der Staatsanwalt habe eine Vertuschungsabsicht bislang nicht bewiesen. Ein weiterer Beweis dafür sei, dass beide den Fall der Polizei gemeldet hatten, auch wenn dies unabhängig voneinander und im Fall von Ayres erst Tage nach dem Vorfall geschehen sei. Dieser habe erwartet, dass ihn Spangenberg benachrichtigt. Als dies nicht geschah, habe er das Unglück vom Samstag am folgenden Dienstag der Polizei gemeldet.

Das Verfahren war gekennzeichnet von umständlichen Erklärungen des Anwalts und Versuchen des Oberrichters, Licht in die Motivation der Angeklagten zu bringen.

"Warum ließen die beiden Angeklagten den Körper nicht am Tatort?", wollte Mainga wissen. Beide hätten unter Schock gestanden und seien nicht fähig gewesen, rationale Entscheidungen zu fällen, so Oosthuizen: "Sie haben einfach nicht darüber nachgedacht, dass es besser gewesen wäre, den Körper an Ort und Stelle zu belassen." Jedoch hätte sie durch die Selbstanzeige bei der Polizei diesen Fehler sehr bald korrigiert, so der Anwalt.

Detailliert wurden zwei verschiedenen Aussagen diskutiert, die Ayres gemacht haben soll: Der Polizei in Outjo gegenüber habe er ausgesagt, er habe den Mann mit einem Pavian verwechselt und deshalb geschossen. Später habe er erklärt, dass der Schuss sich versehentlich gelöst habe. "Es wurde ausgesagt, dass man sich nicht sicher war, ob es sich um einen Pavian oder Mensch handele - die Angeklagten nahmen somit wohl in Kauf, dass es sich um einen Menschen habe handeln können", so Mainga.

Der Staatsankläger, Orben Sibeya, plädierte abschließend auf schuldig in beiden Anklagepunkten. Das Verfahren soll im Januar abgeschlossen werden.

Spangenberg bleibe bis dahin weiter auf Kaution auf freiem Fuß und Ayres wie bisher in Haft. Da es in Outjo gegenüber Ayres zu Belästigungen gekommen sei, wies der Oberrichter den anwesenden Polizei-Inspektor an, dafür zu sorgen, dass dies nicht wieder geschehe.