Umverteilung statt Reform
Der Forschungsdirektor Dr. Henning Melber hat einen lesenswerten und in vielen Fällen aufschlußreichen Aufsatz verfasst. Leider unterlaufen ihm dabei Ungenauigkeiten, nicht belegte Aussagen, die man von einem Forschungsdirektor nicht erwartet.
Im Kolonialjargon "Hottentotten" - das wird verächtlich mit heutigem Wissenstand dahin geschrieben, obwohl das Wort Hottentotten holländischem Ursprungs ist und aus dem Kapland stammt.
"Die Kriegsführung machte auch nicht vor den Damara und San halt." Wo bitte? "Nach heutigen Maßstäben kann dies ohne Polemik als der erste Genozid des 20. Jahrhunderts qualifiziert werden." - Auf unbewiesenen DDR-Zahlen aufbauend, wurde die Zahl der Herero am Waterberg weit überschätzt. Der Genozid-Vorwurf ist auf unwissenschaftlichen Schätzungen aufgebaut. - Der erste Genozid im 20. Jahrhundert ist mit gesichertem Zahlenmaterial der Burenkrieg! Hier haben die Engländer mit der Taktik der verbrannten Erde und dem Zusammentreiben der Frauen und Kinder in Konzentrationslager dafür gesorgt, dass über 26000 von ihnen diese Lager nicht überlebten. Die Zahl der toten Zivilisten ist vier Mal höher als die gefallenen Burenkämpfer!
Wie der Waterberg im Landeszentrum Namibias zu liegen kommt, kann nur Herr Dr. Melber erklären. Obwohl Namibia im Norden breiter als im Süden ist, liegt der Waterberg ca. 900 km von der Südgrenze und nur ca 350 km von der Nordgrenze entfernt. Annähernd 40 Prozent der Landoberfläche mit Caprivi-Zipfel liegen nördlich, aber 60 Prozent davon südlich.
Der "Vernichtungsbefehl" als Proklamation an die Herero als Volk gerichtet wird, auch wenn die BMZ-Ministerin darin vieles hineininterpretiert, nicht wahrhaftiger. Trotzdem meint unser Moralist "Eine Schuld, die ohne eine Umverteilung ererbter Besitzstände keinesfalls so ohne weiteres getilgt werden kann." Wie ist dies zu verstehen? Viele Farmer haben die Farm nicht ererbt, sondern gekauft! Außerdem wurde die Kalahari-"Wüste", die Omaheke-"Wüste", das Khomas-Hochland erst durch Wassererschließung zu kommerziellem Farmland.
"... änderte sich dadurch herzlich wenig an ihren armseligen Lebensbedingungen. schon gar nicht was den Zugang zu Land betrifft." Was soll das? Land ist vorhanden; es existieren Millionen von Hektar unterentwickeltes Kommunalland, dazu tausende Hektar mögliches Bewässerungsland in Kommunal-Gebieten! - Später erwähnt Dr. Melber genau dieses. Warum erst eine Stimmungsmache?
"... innerhalb derer sich die Landvertreibung vollzog. Der größte Teil dieses Areals konnte erst durch Wassererschließung permanent besiedelt werden. Als Missionar Vollmer 1853 Hoachanas erreichte, war - außer einem San - kein einziger Nama an dieser Wasserstelle.
"Natürlich gibt es (relativ wenige) stinkreiche Großgrundbesitzer, die nach wie vor die Hautfarbe der einstigen Unterdrücker haben (und einige davon benehmen sich noch ebenso sozial unverträglich wie zu Apartheid-Zeiten)." Starker Tobak. Herr Melber kennt offensichtlich solche Großgrundbesitzer. Würde er sie auch bei Namen nennen?
"Denn so lange große Teile Namibias nach wie vor von überwiegend weißen Grundbesitzern besiedelt bleiben, ist das koloniale Hypothek lebendig, und bleibt die Erinnerung an unerledigter Geschichte virulent." - Der Staat Afrikas mit der besten Infrastruktur - gemessen an der Bevölkerungszahl - ist Namibia. Dieses ist die größte koloniale Hypothek. Sie stört aber offensichtlich nicht. In jedem Land der westlichen Welt besitzen die Bauern - als absolute Minderheit der Bevölkerung - den Löwenanteil des Landes. Also "eine Ungleichverteilung des Eigentums an Land". Da der Bauer sich weder auf die 35 oder 40 Stundenwoche berufen kann, gönnt man ihm das Land, da es erheblichen Arbeitsaufwand erfordert, damit zu überleben.
"Die Hälfte der Gesamtbevölkerung aus dem früheren Ovamboland war von einer Landnahme nie direkt betroffen. Ihren Angehörigen wurde einzig die Konkurrenz um das Land versagt." Wie gekonnt ausgedrückt. Ich frage Wer sind die vielen Landlosen und welche Sprachgruppen sind bereits auf gekauftes Farmland umgesiedelt? Die angestammten Heimatgebiete wie Ovamboland, Damaraland und Namaland wurden abgeschafft. Warum wohl? Damit ganz Namibia Ovamboland werden kann?
Deutsche Zuwendungen sollten nicht in erster Linie für den Ankauf von Farmland benutzt werden, sondern für die Infrastruktur der Kommunalgebiete, das heißt für Wassererschließung, Zäune, Straßen Verwendung finden. Die Bewässerungsmöglichkeiten sollten gezielter gefördert werden. Das wäre dann meines Erachtens die wirkliche Reform! Das Herunterwirtschaften von gut ausgebauten Farmen hat mit Reform wenig zu tun, eher mit Umverteilung und Vernichtung von Produktivvermögen.
Das AZ-Archiv hätte sich bei der Bildzuteilung etwas Besseres einfallen lassen können als zwei Mal das gleiche Bild von Squatter-Hütten in Hoachanas abzubilden. Warum gerade Hoachanas? Das Bild der festlich gekleideten Hererofrauen nennt nicht den Anlass. Sind das die Ehefrauen von reichen Landbesitzern?
Erich Förtsch, Swakopmund
Anm. d. Red. Das Bildmotiv von Hoachanas war zufällig ausgewählt, es sollte lediglich die Armut, die in vielen Teilen des Landes herrscht, illustrieren. Dass das Foto zweimal gedruckt wurde, war ein Versehen; ursprünglich sollte noch ein Bild eines Farmbetriebes mit Rindern erscheinen, worauf auch die Bildunterschrift hinweist. Das Foto von den Herero-Frauen hatte keinen Bezug auf einen Anlass, sondern - wie aus der Bildunterschrift hervorgeht - zur wechselvollen Geschichte der Deutschen mit diesem Volk und zur Entschuldigung von Bundesministerin Wieczorek-Zeul im Namen der deutschen Regierung für den Kolonialkrieg.
Im Kolonialjargon "Hottentotten" - das wird verächtlich mit heutigem Wissenstand dahin geschrieben, obwohl das Wort Hottentotten holländischem Ursprungs ist und aus dem Kapland stammt.
"Die Kriegsführung machte auch nicht vor den Damara und San halt." Wo bitte? "Nach heutigen Maßstäben kann dies ohne Polemik als der erste Genozid des 20. Jahrhunderts qualifiziert werden." - Auf unbewiesenen DDR-Zahlen aufbauend, wurde die Zahl der Herero am Waterberg weit überschätzt. Der Genozid-Vorwurf ist auf unwissenschaftlichen Schätzungen aufgebaut. - Der erste Genozid im 20. Jahrhundert ist mit gesichertem Zahlenmaterial der Burenkrieg! Hier haben die Engländer mit der Taktik der verbrannten Erde und dem Zusammentreiben der Frauen und Kinder in Konzentrationslager dafür gesorgt, dass über 26000 von ihnen diese Lager nicht überlebten. Die Zahl der toten Zivilisten ist vier Mal höher als die gefallenen Burenkämpfer!
Wie der Waterberg im Landeszentrum Namibias zu liegen kommt, kann nur Herr Dr. Melber erklären. Obwohl Namibia im Norden breiter als im Süden ist, liegt der Waterberg ca. 900 km von der Südgrenze und nur ca 350 km von der Nordgrenze entfernt. Annähernd 40 Prozent der Landoberfläche mit Caprivi-Zipfel liegen nördlich, aber 60 Prozent davon südlich.
Der "Vernichtungsbefehl" als Proklamation an die Herero als Volk gerichtet wird, auch wenn die BMZ-Ministerin darin vieles hineininterpretiert, nicht wahrhaftiger. Trotzdem meint unser Moralist "Eine Schuld, die ohne eine Umverteilung ererbter Besitzstände keinesfalls so ohne weiteres getilgt werden kann." Wie ist dies zu verstehen? Viele Farmer haben die Farm nicht ererbt, sondern gekauft! Außerdem wurde die Kalahari-"Wüste", die Omaheke-"Wüste", das Khomas-Hochland erst durch Wassererschließung zu kommerziellem Farmland.
"... änderte sich dadurch herzlich wenig an ihren armseligen Lebensbedingungen. schon gar nicht was den Zugang zu Land betrifft." Was soll das? Land ist vorhanden; es existieren Millionen von Hektar unterentwickeltes Kommunalland, dazu tausende Hektar mögliches Bewässerungsland in Kommunal-Gebieten! - Später erwähnt Dr. Melber genau dieses. Warum erst eine Stimmungsmache?
"... innerhalb derer sich die Landvertreibung vollzog. Der größte Teil dieses Areals konnte erst durch Wassererschließung permanent besiedelt werden. Als Missionar Vollmer 1853 Hoachanas erreichte, war - außer einem San - kein einziger Nama an dieser Wasserstelle.
"Natürlich gibt es (relativ wenige) stinkreiche Großgrundbesitzer, die nach wie vor die Hautfarbe der einstigen Unterdrücker haben (und einige davon benehmen sich noch ebenso sozial unverträglich wie zu Apartheid-Zeiten)." Starker Tobak. Herr Melber kennt offensichtlich solche Großgrundbesitzer. Würde er sie auch bei Namen nennen?
"Denn so lange große Teile Namibias nach wie vor von überwiegend weißen Grundbesitzern besiedelt bleiben, ist das koloniale Hypothek lebendig, und bleibt die Erinnerung an unerledigter Geschichte virulent." - Der Staat Afrikas mit der besten Infrastruktur - gemessen an der Bevölkerungszahl - ist Namibia. Dieses ist die größte koloniale Hypothek. Sie stört aber offensichtlich nicht. In jedem Land der westlichen Welt besitzen die Bauern - als absolute Minderheit der Bevölkerung - den Löwenanteil des Landes. Also "eine Ungleichverteilung des Eigentums an Land". Da der Bauer sich weder auf die 35 oder 40 Stundenwoche berufen kann, gönnt man ihm das Land, da es erheblichen Arbeitsaufwand erfordert, damit zu überleben.
"Die Hälfte der Gesamtbevölkerung aus dem früheren Ovamboland war von einer Landnahme nie direkt betroffen. Ihren Angehörigen wurde einzig die Konkurrenz um das Land versagt." Wie gekonnt ausgedrückt. Ich frage Wer sind die vielen Landlosen und welche Sprachgruppen sind bereits auf gekauftes Farmland umgesiedelt? Die angestammten Heimatgebiete wie Ovamboland, Damaraland und Namaland wurden abgeschafft. Warum wohl? Damit ganz Namibia Ovamboland werden kann?
Deutsche Zuwendungen sollten nicht in erster Linie für den Ankauf von Farmland benutzt werden, sondern für die Infrastruktur der Kommunalgebiete, das heißt für Wassererschließung, Zäune, Straßen Verwendung finden. Die Bewässerungsmöglichkeiten sollten gezielter gefördert werden. Das wäre dann meines Erachtens die wirkliche Reform! Das Herunterwirtschaften von gut ausgebauten Farmen hat mit Reform wenig zu tun, eher mit Umverteilung und Vernichtung von Produktivvermögen.
Das AZ-Archiv hätte sich bei der Bildzuteilung etwas Besseres einfallen lassen können als zwei Mal das gleiche Bild von Squatter-Hütten in Hoachanas abzubilden. Warum gerade Hoachanas? Das Bild der festlich gekleideten Hererofrauen nennt nicht den Anlass. Sind das die Ehefrauen von reichen Landbesitzern?
Erich Förtsch, Swakopmund
Anm. d. Red. Das Bildmotiv von Hoachanas war zufällig ausgewählt, es sollte lediglich die Armut, die in vielen Teilen des Landes herrscht, illustrieren. Dass das Foto zweimal gedruckt wurde, war ein Versehen; ursprünglich sollte noch ein Bild eines Farmbetriebes mit Rindern erscheinen, worauf auch die Bildunterschrift hinweist. Das Foto von den Herero-Frauen hatte keinen Bezug auf einen Anlass, sondern - wie aus der Bildunterschrift hervorgeht - zur wechselvollen Geschichte der Deutschen mit diesem Volk und zur Entschuldigung von Bundesministerin Wieczorek-Zeul im Namen der deutschen Regierung für den Kolonialkrieg.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen