Tutu und Mbeki: "Böser Bischof" legt sich mit "Scharlatan" an
Der seit Tagen schwelende Streit zwischen dem südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu nimmt immer schärfere Formen an. In der jüngsten Wendung des Zwists dankte Tutu zu Wochenbeginn dem südafrikanischen Staatschef in einer sarkastischen Erklärung dafür, ihn einen "Lügner und Scharlatan" genannt zu haben, der sich als Verteidiger der Armen aufspiele. Viele Beobachter sind der Ansicht, dass es seit dem Ende der Apartheid vor zehn Jahren noch nicht zu einem solch erbitterten Wortgefecht zwischen zwei schwarzen Führern der Kaprepublik gekommen sei.
Der weithin als dünnhäutig bekannte Mbeki hatte am Wochenende voller Wut auf den Vorwurf Tutus reagiert, dass "politische Kriecherei" im regierenden ANC zunehmend die Demokratie in Südafrika gefährde. Statt leere Phrasen zu dreschen, solle Tutu mehr Respekt für die Wahrheit zeigen, schrieb Mbeki in seiner wöchentlichen Internetkolumne, die jeden Freitag auf der ANC-Webside erscheint.
"Speichelleckerei"
Tutu hatte letzte Woche im Rahmen einer weithin beachteten Vorlesung zu Ehren des afrikanischen Freiheitskämpfers Nelson Mandela seine Enttäuschung über den Mangel einer echten Diskussion im ANC bekundet. Die einst robuste Debattenkultur der Anti-Apartheid-Bewegung sei durch eine "unkritische, servile Einförmigkeit" ersetzt worden. Als Beispiele für "die Speichelleckerei" im ANC hatte Tutu unter anderem die fehlende Diskussion über die merkwürdigen Ansichten des südafrikanischen Präsidenten Mbeki zur HIV-Aids-Epidemie angeführt. Mbeki hinterfragt trotz der eindeutigen medizinischen Beweislage bis heute, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem HIV-Virus und der Immunschwächekrankheit Aids gibt.
Daneben hatte Tutu das fortgesetzte Schweigen der südafrikanischen Regierung gegenüber den schweren Menschenrechtsverstößen im Nachbarstaat Simbabwe scharf angeprangert. "Unabhängig davon, welche Hilfe uns die Übeltäter einst im Widerstandskampf gewährt haben, müssen wir die heute von ihnen verübten schweren Menschenrechtsverletzungen deutlich verurteilen" sagte Tutu.
Zu dem Versuch der Regierung, die Stellung Schwarzer im südafrikanischen Wirtschaftsleben mit Hilfe von Gesetzen und Quoten künstlich zu forcieren (Black Economic Empowerment/BEE), erklärte Tutu: "Welchen Nutzen hat diese Form schwarzer Förderung, wenn sie nicht der großen Mehrheit, sondern scheinbar nur einer winzigen Elite dient, die bei jedem neuen Deal wieder zum Zuge kommt?" Er spielte damit auf die Tatsache an, dass bislang nur eine Handvoll Schwarzer mit guten Beziehungen zum ANC von der Umverteilung der Vermögenswerte in schwarze Hände profitiert haben.
Im Anschluss an die Vorlesung hatte Tutu zudem davor gewarnt, die weiße Bevölkerung Südafrikas weiter an den Rand zu drängen. "Viele Weiße empfinden eine tiefe Verpflichtung und engagieren sich in vielen Bereichen, doch fühlen sie sich heute nicht mehr als ein Teil des Landes", konstatierte Tutu.
Die jüngste Kontroverse hat nicht nur einen tiefen Keil zwischen Tutu und Mbeki, sondern auch zwischen dem regierenden ANC und den mit ihm verbündeten Gewerkschaftsbund Cosatu getrieben. Cosatu hatte die Kritik Tutus letzte Woche ausdrücklich unterstützt und seinerseits mehr Diskussion innerhalb des ANC gefordert. Wie Tutu wandte sich auch Gewerkschaftsführer Zwelinzami Vavi scharf gegen die Neigung der Regierung, Kritiker von vornherein als Agenten der Opposition zu betrachten. Zudem kritisierte die Gewerkschaft scharf die gegenwärtige Form des BEE. In diesem Zusammenhang wurde auf den jüngsten Verkauf eines Aktienpakets der Telefongesellschaft Telkom verwiesen, das an ein eng mit dem ANC verbundenes Konsortium vergeben werden soll.
"Poltik der stillen Demokratie"
Der Gewerkschaftsbund war erst im letzten Monat ins Kreuzfeuer der Regierung-Kritik geraten, weil eine Reihe seiner Mitglieder gegen den Willen des ANC eine eigene Delegation zur Sondierung der Lage nach Simbabwe entsandt hatte. Überraschenderweise hatte sich der ANC nach der unverzüglichen Ausweisung der Gewerkschaftsdelegation nicht vor seinen Verbündeten gestellt, sondern - ganz im Gegenteil - das Vorgehen der Gewerkschaft als eigenmächtig und destruktiv gegeißelt. Gleichzeitig wurde dem Unrechtsregime in Simbabwe vom ANC das Recht zugesprochen, frei darüber zu verfügen, wen man ins Lande ließen. Kritiker sehen in dem Verhalten des ANC ein weiteres Indiz dafür, dass die südafrikanische Regierung das Regime von Robert Mugabe in Simbabwe inzwischen ganz offen unterstützt. Offiziell verfolgt Pretoria angeblich eine nie erklärte "Politik der stillen Diplomatie".
Tutu gehört zu den ganz wenigen schwarzen Führern in Afrika, die die Demontage des Rechtsstaates in Simbabwe und das Schweigen der südafrikanischen Regierung kontinuierlich kritisiert haben. Erst im Mai hatte der simbabwische Potentat Robert Mugabe den Kapstädter Erzbischof "einen zornigen, bösen und verbitterten kleinen Bischof" genannt, nachdem Tutu Mugabe mit einem "typisch afrikanischen Diktator" verglichen hatte.
Der weithin als dünnhäutig bekannte Mbeki hatte am Wochenende voller Wut auf den Vorwurf Tutus reagiert, dass "politische Kriecherei" im regierenden ANC zunehmend die Demokratie in Südafrika gefährde. Statt leere Phrasen zu dreschen, solle Tutu mehr Respekt für die Wahrheit zeigen, schrieb Mbeki in seiner wöchentlichen Internetkolumne, die jeden Freitag auf der ANC-Webside erscheint.
"Speichelleckerei"
Tutu hatte letzte Woche im Rahmen einer weithin beachteten Vorlesung zu Ehren des afrikanischen Freiheitskämpfers Nelson Mandela seine Enttäuschung über den Mangel einer echten Diskussion im ANC bekundet. Die einst robuste Debattenkultur der Anti-Apartheid-Bewegung sei durch eine "unkritische, servile Einförmigkeit" ersetzt worden. Als Beispiele für "die Speichelleckerei" im ANC hatte Tutu unter anderem die fehlende Diskussion über die merkwürdigen Ansichten des südafrikanischen Präsidenten Mbeki zur HIV-Aids-Epidemie angeführt. Mbeki hinterfragt trotz der eindeutigen medizinischen Beweislage bis heute, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem HIV-Virus und der Immunschwächekrankheit Aids gibt.
Daneben hatte Tutu das fortgesetzte Schweigen der südafrikanischen Regierung gegenüber den schweren Menschenrechtsverstößen im Nachbarstaat Simbabwe scharf angeprangert. "Unabhängig davon, welche Hilfe uns die Übeltäter einst im Widerstandskampf gewährt haben, müssen wir die heute von ihnen verübten schweren Menschenrechtsverletzungen deutlich verurteilen" sagte Tutu.
Zu dem Versuch der Regierung, die Stellung Schwarzer im südafrikanischen Wirtschaftsleben mit Hilfe von Gesetzen und Quoten künstlich zu forcieren (Black Economic Empowerment/BEE), erklärte Tutu: "Welchen Nutzen hat diese Form schwarzer Förderung, wenn sie nicht der großen Mehrheit, sondern scheinbar nur einer winzigen Elite dient, die bei jedem neuen Deal wieder zum Zuge kommt?" Er spielte damit auf die Tatsache an, dass bislang nur eine Handvoll Schwarzer mit guten Beziehungen zum ANC von der Umverteilung der Vermögenswerte in schwarze Hände profitiert haben.
Im Anschluss an die Vorlesung hatte Tutu zudem davor gewarnt, die weiße Bevölkerung Südafrikas weiter an den Rand zu drängen. "Viele Weiße empfinden eine tiefe Verpflichtung und engagieren sich in vielen Bereichen, doch fühlen sie sich heute nicht mehr als ein Teil des Landes", konstatierte Tutu.
Die jüngste Kontroverse hat nicht nur einen tiefen Keil zwischen Tutu und Mbeki, sondern auch zwischen dem regierenden ANC und den mit ihm verbündeten Gewerkschaftsbund Cosatu getrieben. Cosatu hatte die Kritik Tutus letzte Woche ausdrücklich unterstützt und seinerseits mehr Diskussion innerhalb des ANC gefordert. Wie Tutu wandte sich auch Gewerkschaftsführer Zwelinzami Vavi scharf gegen die Neigung der Regierung, Kritiker von vornherein als Agenten der Opposition zu betrachten. Zudem kritisierte die Gewerkschaft scharf die gegenwärtige Form des BEE. In diesem Zusammenhang wurde auf den jüngsten Verkauf eines Aktienpakets der Telefongesellschaft Telkom verwiesen, das an ein eng mit dem ANC verbundenes Konsortium vergeben werden soll.
"Poltik der stillen Demokratie"
Der Gewerkschaftsbund war erst im letzten Monat ins Kreuzfeuer der Regierung-Kritik geraten, weil eine Reihe seiner Mitglieder gegen den Willen des ANC eine eigene Delegation zur Sondierung der Lage nach Simbabwe entsandt hatte. Überraschenderweise hatte sich der ANC nach der unverzüglichen Ausweisung der Gewerkschaftsdelegation nicht vor seinen Verbündeten gestellt, sondern - ganz im Gegenteil - das Vorgehen der Gewerkschaft als eigenmächtig und destruktiv gegeißelt. Gleichzeitig wurde dem Unrechtsregime in Simbabwe vom ANC das Recht zugesprochen, frei darüber zu verfügen, wen man ins Lande ließen. Kritiker sehen in dem Verhalten des ANC ein weiteres Indiz dafür, dass die südafrikanische Regierung das Regime von Robert Mugabe in Simbabwe inzwischen ganz offen unterstützt. Offiziell verfolgt Pretoria angeblich eine nie erklärte "Politik der stillen Diplomatie".
Tutu gehört zu den ganz wenigen schwarzen Führern in Afrika, die die Demontage des Rechtsstaates in Simbabwe und das Schweigen der südafrikanischen Regierung kontinuierlich kritisiert haben. Erst im Mai hatte der simbabwische Potentat Robert Mugabe den Kapstädter Erzbischof "einen zornigen, bösen und verbitterten kleinen Bischof" genannt, nachdem Tutu Mugabe mit einem "typisch afrikanischen Diktator" verglichen hatte.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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