Trophäenjagd hatte schwierigen Start Teil 2/2

Faszinierende Felszeichnungen vor allem in den Bergen der Randstufe zur Namib und am Brandberg belegen, dass es die Jagd seit Urzeiten in Namibia gegeben hat. Die Jagd der Neuzeit hat eine wechselhafte Geschichte. Johann Vaatz, Düsternbrook, stammt aus einer Familie, die bei den Anfängen und der Entwicklung der Trophäenjagd eine besondere Rolle gespielt hat. Hier folgt der zweite und letzte Teil seiner Erfahrung und Überlegung: "Trophäenjagd hatte schwierigen Start". WIKA hatte es noch nicht begriffen Aber wie es so ist mit "revolutionären, weitsichtigen Ideen und Gedanken", da gibt es viele Gegner, die vorher frei und quasi überall im Land jagen konnten. Mit komplett "neuen und unglaublichen Ideen" wird auch der Windhoeker Karneval nicht gleich fertig und stellt sie an den Pranger. So war Marga Vaatz mit ihrer Jagd- und Gästefarm-Idee Anfang der sechziger Jahre Thema eines Karnevalswagens. Gezogen wurde der Wagen von Goldstücken und es galt als unerhört, dass man aus Gästen und Wild eine Einnahme haben dürfe, was ja vorher alles so schön frei war. - Die gleichen Leute waren natürlich nicht bereit, die Farmer zu unterstützen, wenn wegen Dürre und Viehverluste keine Einnahmen oder Tierverluste hatten. - Auf dem Karnevalswagen stand zu lesen "es ist zum Vaat zweifeln" und das Essen sei "Marga" (Wortspiel mit Vornamen und "mager"). Die persönliche Attacke gegen meine Mutter war ihr ein Schritt zu weit und sie hat die Firma wegen persönlicher Verleumdung verklagt. Der Besitzer der Firma war derzeit im Ausland und wusste nicht, was einer seiner Mitarbeiter ohne sein Wissen sich erlaubt hatte. Als er es erfuhr, hat er sich entschuldigt und eine entsprechende Vergütung geleistet. Sie sehen also, bevor so etwas umgesetzt werden konnte, gab es erheblichen Widerstand, der überwunden werden muss.

Meine Mutter und natürlich andere hatten damals viele Gespräche mit der damals noch sehr kleinen Naturschutzbehörde geführt.
Man muss fair sein und sagen, es gab dort durchaus weitsichtige Beamte, die dieses Potenzial erkannt hatten. Einer davon war der Chef der Naturschutzbehörde, Bernabé de la Bat. Der Waterberg-Plateaupark nicht umsonst nach ihm benannt worden. Er hatte sich übrigens auch vehement gegen die Verkleinerung - auf ein Viertel seiner ursprünglichen Größe - des Etoscha-Nationalparks gewehrt. Leider hatte er keinen Erfolg, weil die Aufteilung des Nationalparks der südafrikanischen Bantustanpoltik" (Gründung von Homelands) und der Apartheidpolitik zu dienen hatte.

Nur um mal aufzuzeigen, wie früh hier schon ausländische Jäger waren, denke ich, das, die überhaupt in Namibia gejagt haben (jetzt nicht unbedingt als offizieller Trophäenjäger). Einer der ersten ausländischen Jäger, die zur Jagd ins Land kamen, war der damalige amerikanische Botschafter in Südafrika, der Düsternbrook aufsuchte. Sein, aus heutiger Sicht, historischer Brief, den er uns danach geschickt hat, ist sogar noch vorhanden. Es ist auch durchaus denkbar, dass hier schon politisch für diese Idee gelobbied wurde. Alle in der damaligen SWA-Verwaltungsregierung, vom Administrator bis zum Naturschutz, wussten natürlich, dass sich der amerikanische Botschafter von Amerika in Namibia aufhielt.

Außer zum US-Botschafter hatte meine Mutter bereits sehr frühen Kontakt zu deutschen Jagdvermittlern. Es kamen einige Jäger aus Politik und Wirtschaft, aber auch sehr prominente Persönlichkeiten aus der lokalen Politik, die damals noch sehr stark von Südafrika bestimmt wurde, u.a. der Administrator von Transvaal. Ein persönliches Highlight für mich war, dass ich den Wagen fahren durfte, wo der damalige amtierende südafrikanische Premierminister John Vorster bei uns zur Jagd war. Bei einigen Gästen galt natürlich strengste Geheimhaltung. Ein höchst prominenter deutscher Gast kam 1972 mit seiner eigenen Boeing angereist. Aus Sicherheitsgründen war Schweigepflicht verordnet. Er war nicht allein im Flieger, sondern hatte eine komplette Crew. Bestimmte Stellen beim Staat wussten Bescheid.

Dieses Datum 1967/68 ist ganz wesentlich, denn jetzt war der Weg in eine neue Branche geebnet. Die Saat war aufgegangen. So wurde in diesem Zeitraum das bekannte Jagdunternehmen ANVO von Familie Grellmann gegründet. Es dauerte aber trotzdem noch immer eine Zeit, bis die Entwicklung der Trophäenjagd den steilen Teil der S-Kurve erreicht hatte.

Was war nun das besondere der Firma ANVO? Das Jagdunternehmen hatte mit seinem Geschäftsmodell die Trophäenjagd in die Breite getrieben und ausgebaut. Das Geschäftsmodell machte es vielen Farmern möglich, das Marketing und die Werbung zum Beispiel ANVO zu überlassen und dennoch einen Verdienst, ein Einkommen aus ihrem Wild zu machen. ANVO hat somit sehr sehr vielen den Zugang zur Jagd wesentlich erleichtert und ihnen den Steigbügel gehalten, ohne dem einige wohl nie, in späteren Jahren, im selbstständigen und lukrativen Sattel der Jagd gesessen hätten.

Mit der Verordnung von 1974 wurde vieles festgeschrieben, u.a. wie die gesamte organisierte Trophäenjagd mit Jagdführern usw. auszusehen habe und hierin liegt meines Achtens der große Verdienst von Volker Grellmann. Er hat stark mitgewirkt, den ganzen Jagdbetrieb auf organisierte Beine zu stellen, vor fast 40 Jahren, was der Gestalt von anderen Tourismusverbänden bis heute 2011 noch nicht erreicht ist. Grellmann und andere hatten es hinbekommen, dass die Ausbildung der Jagdführer gesetzlich verankert wurde.
Aus dem DornröschenschlafEin weiterer großer Verdienst Grellmanns ist die damalige Gründung des Jagdverbands, heute NAPHA (Namibia Professional Hunters Association/Namibischer Verband der Berufsjäger und Jagdführer). Er stellte sehr gute Kontakte zur deutschen Jagdpresse her, womit Namibia sehr schnell bekannt wurde. Ich denke, so mancher weit abgelegener, im Dornröschenschlaf liegender Farmer wurde hier positiv geweckt. Abends gab es kein Fernsehen und man konnte sich ausgiebig über alle möglichen Themen unterhalten und sich belehren lassen. Die Gelehrung ging gewiss in beide Richtungen.

Wenn heute die gesamte Jagd derart gut dasteht, einmal im Hinblick auf die Gesetzesregelung (die Verordnung von 1974 ist immer noch aktuell !) und von der Gründung eines soliden Verbandes wie NAPHA her, so liegt das nicht an der Jagd an sich, sondern an den festen Fundamenten, die damals gelegt wurden. Im Vergleich läuft es ganz anders im Tourismus-Bereich. Man kann ja fast sagen, wer nichts wird, wird Guide. Ich weiß schon, dass ich hier böse Blicke ernte, aber die guten Tourguides und davon gibt es viele, wissen auch genau, dass viele auch viele "Unqualifizierte" unterwegs sind, d.h. das Niveau ist von super gut bis super schlecht, weil es bis vor kurzem jedenfalls noch keine einheitliche verpflichtende Prüfung gab, die zudem noch nicht im Gesetz verankert ist.

Es gibt einen weiteren Namen der frühen Trophäenjagd, der genannt werden muss: Basie Martens. Er war schon in den sechziger Jahren aktiv. Ich meine seine Aufgabe war, "Staatsgäste" auf Staatsgebiet auf Jagd zu führen, also nicht auf Farmen. Später hat er sich selbstständig gemacht. Er gilt jedenfalls "offiziell" als erster "professional" Hunter in Namibia, obwohl er dazu eher ernannt wurde, damit das Kind einen Namen hatte.
Wenn es in der Geschichte der Trophäenjagd und auf dem Gästefarmsektor so etwas wie ein "intelectual property right" (Urheberrecht) gibt, was den Beginn dieser Entwicklung angeht, dann sollte gewiss Marga Vaatz genannt werden, denn sie hatte die Idee und hat sie mit viel Widerstand erfolgreich durchgekämpft. Ich habe ihr innerlich ein Denkmal gesetzt, denn sie war eine Pionierin, und nicht nur auf diesem Gebiet. Sie hat an das Wohl der Farmer gedacht und gehandelt: Diversifizierung in der Landwirtschaft bringt Stabilität. Ich denke hierbei an ihr Umfeld in den 60-er Jahren. In Europa hatten die Nazis den Zweiten Weltkrieg verloren, in Südafrika kam die Nationale Partei an die Regierung und wurde die Apartheid formuliert. Dr. Verwoerd, der Architekt der Apartheit-Gesetze, wurde 1966 ermordet. Teil der Gesetze basierten auf dem Dogma der Nederduits Gereformeerde Kerk (NG) worin steht, die Frau sei dem Mann Untertan. Meine Mutter war auch politisch in der SWA-Partei um Hennie Serfontein tätig. Die Partei wollte sich damals schon von Südafrika lossagen. Leider war die Partei viel zu klein und hatte zu wenig Geld aber der Geist der Zukunft war der richtige. In diesem nicht unbedingt frauenfreundlichen Umfeld sich als deutschsprachige Namibierin ("bloody Duitsers" war nicht selten zu hören) durchzusetzen, verdient Respekt.

Wenn Sie heute die Geschichte der erweiterten Nutzung der Landwirtschaft mit der gesamten Entwicklung der Jagd-und Gästefarmen im Tourismusbereich in Namibia betrachten, hat der Staat zwar sehr lange gebraucht, diese Idee auch im kommunalen Gebiet umzusetzen, aber er hat es letztlich getan. Auch da wurde es zum Erfolg, weil die tragende Erfolgsidee heißt: "das Geld muss dahin zurückfließen, wo die Tiere leben, gehegt und gepflegt werden" das gilt für die privaten Farmen sowie wie für die kommunalen Hegegebiete. Vieles in Namibia kommt ja von Südafrika, aber das hier ist ein namibisches Produkt.

1974 ist lange her so gab es in den sehr vielen Jahren der Jagdgeschichte viele, viele andere Personen, die alle auf ihre Art mitgewirkt haben, dass die Jagd so da steht, wie sie eben heute dasteht. Solide, sehr solide, obwohl sie ein nicht einfaches Thema an sich ist und es viele Feinde hat, die teilweise etwas davon verstehenEin Jäger zwölf GästeDas allgemeine Niveau der Jagd in Namibia muss man auch zum großen Teil Volker Grellmann (und sicher Graf Hubertus zu Castell) zuordnen. Ich möchte sogar direkt die Frage stellen, gibt es überhaupt einen Hunting Guide, der nicht durch Volker Grellmanns Jagdschule gegangen ist? Seine Ausbildung ist meines Wissens immer noch die einzige in Namibia und auch sicher die Beste. Die Kursteilnehmer kommen quer aus der namibschen Gesllschaft. Selbst wenn manche nicht lesen und schreiben können, das Niveau wird nicht gesenkt nur die Art der Prüfung wird angepasst. Auch hier ist die Trophäenjagd "meilenweit" den anderen Tourismuszweigen im Voraus. Wissen Sie, dies ist ein armes und sehr dünnbesiedeltes Land. Die Experten sagen in einem Gebiet, wo nicht mindestens 500mm Regen im Jahr fallen, lohnt sich kein Ackerbau, weil zu oft Missernten vorkommen.

Deswegen gibt es in Namibia dernAckerbau nur im Norden. Hat man weniger Regen wie 500 mm, soll man auf seine natürlichen Produkte besinnen, das, was die Natur ohne zu viel künstliche Hilfe ziemlich Krisen-sicher produziert und das ist u. a. unser Wild. Dieses Wild das sich bereits normal vererbt hat, wenn es genutzt wird, umweltfreundlich, gewinnbringend und stabilisierend für die Landwirtschaft zu nutzen, ist meines Achtens völlig richtig. Das Fleisch fällt auch noch für die Versorgung der Mitarbeiter oder auch der Gäste an. Wussten Sie, dass ein Jäger im Einkommen für das Land ungefähr gleich 9 bis 12 Gäste ausmacht? Auch das ist gut umweltmäßig: high income low impact (Wasser, Strom, Abfall und Energieverbrauch).

Andere Namen, die aus meiner Sicht unbedingt erwähnt werden müssen, ist (wenn ich Jemand vergessen habe, möge das bitte entschuldigt werden) z.B. Reini Rusch, der jahrelang Sekretär vom Verband war und wertvolle Arbeit geleistet hat, dann (die erst kürzlich verstorbene) Babara Röschlau, die jahrelang als einzige Sekretärin die gesamte Büroarbeit verrichtet hat, damals oder anfangs alles noch mit Schreibmaschine, der Computer wurde erst von mir 1998 als Vorstandsmitglied eingeführt. Das damalige Kosten-Nutzen-Verhältnis des Verbands wird sicher nie wieder erreicht werden. Dann Utz (Senior) der im Rahmen des Medaillensystems zu nennen ist. Dieses System muss man sagen, ist das finanzielle Rückgrat der NAPHA, ohne dem würde der Verband lange nicht die gleiche Größe und das gleiche Gewicht und Wirkung ausüben können, wie er es jetzt hat. Alle anderen Verbände in meinem Wirkungsbereich, die ich kenne, haben immer ein Geld-Problem, NAPHA ist dagegen recht gesund. Kai-Uwe Denker will ich als Person und mit seinem Buch über die Jagd erwähnen. Er gehört aus meiner Sicht der Kategorie der Berufsjäger und Guides an, die100% und konsequent die Jagdethik ausüben. Er ist ein Guide wirklich durch und durch (obwohl ich gehört habe das er manche Jäger an den Rand ihrer Möglichkeiten führt), es gibt sicher und ohne Frage mehr auf seiner Linie aber er ist sicher einer der Bekanntesten. Im Laufe der Jahre wurden auch immer Ehrungen verteilt für Leute, die sich am meisten für die Jagd oder Naturschutz eingesetzt haben, diese Personen sind auch alle nicht zu vergessen. Auch die vielen Vorstandsmitglieder und Präsidenten zählen dazu (die anfangs alle noch unentgeltlich) sehr viel private Zeit in diesen Verband investiert haben, um ihn und die Trophäenjagd in Namibia dahin zu bringen, wo er heute steht. Der Verband ist und war nie eine one-man show es ist immer ein Team.

NAPHA ist wirklich ein professioneller Verband, der sicher in den Jahren den einen oder anderen Riss bekommen hat oder hatte, aber es wurde stets solange gekämpft, bis das Problem gelöst war. Dies zeichnet seine Qualität aus, somit ist er aus meiner Sicht immer noch der solideste Tourismusverband in Namibia. Dazu gehört auch das soziale Engagement, besonders die Ausbildung und Einstelllung aller, inklusive sehr vieler Einheimischer, die dadurch viel bessere Verdienstmöglichkeiten haben. Das ist sicher das erfolgreichste Subkommitee von NAPHA, genannt werden muss unbedingt hier Silke Gossler, einer Powerfrau mit wenig Worten aber großer Wirkung. Das alles führt dazu, und ich will behaupten, in der Jagdbranche sind sicher die bestausgebildeten und somit auch bestbezahltesten Mitarbeiter im Landwirtschaftssektor zu finden.
Es gäbe sicher noch sehr viel zu diesem Thema zu sagen und so möchte ich wie in einem Artikel zu lesen steht sagen: Eigentlich unglaublich, dass in Namibia kaum jemand von dieser Entwicklung weiß.
Johann Vaatz

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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