Taschengeld für unbezahlbare Schätze

Von Marlene J. Solveig


„In diesem Jahr fördern wir neben zehn bestehenden Institutionen auch zwei neue Projekte“, erzählt Aaron Nambadi, Vorsitzender von MAN, und unterstreicht das Motto der Vereinigung: „Making Museums matter“ – Museen als wichtiger Teil der Kulturlandschaft Namibias. So plant Omhedi mit dem neuen King-Mandume-Museum das erste seiner Art in der Region Ohangwena. Neben dem Palast der Ohamba von Oukwanyama wird der neue Kulturhotspot die Geschichte von König Ohamba Mandume ya Ndemufayo eindrucksvoll illustrieren. Als besonderer Höhepunkt soll – so der Wunsch der Organisatoren – sogar der „Machtstein“ des ehemaligen Königreichs zu den zahlreichen historischen Ausstellungsstücken zählen. Zuvor hatte die MAN mit Unterstützung der finnischen Botschaft bereits eine Machbarkeitsstudie, einen Ausstellungsüberblick und Schulungen für die Mitarbeiter ermöglicht. Mit den zur Verfügung gestellten 50000 N$ kann kein Museumsbau finanziert, aber immerhin können Planung und Organisation ermöglicht werden.


Als Vertreter des zweiten neuen Projekts freut sich Edmund Likuwa über 25000 N$ für das Tumaheke Cultural Village. „Wir haben die Anforderungen der MAN erfüllt und investieren das Geld in eine erste Grundausstattung für unser Museumskomitee. Nach der Begehung unseres Areals und Sichtung der Pläne wurde uns Unterstützung zugesagt, über die wir uns sehr freuen.“ Die Museumsvereinigung erhält regelmäßig Anfragen von Gemeinden oder auch Privatpersonen, die finanzielle Mittel für ein geplantes oder bestehendes Museumsprojekt benötigen. Diese werden jedoch frühestens nach drei Jahren Mitgliedschaft – und „guter Führung“ – gewährt. „Wir suchen die zu unterstützenden Museen und Projekte vor allem danach aus, ob eine durchdachte und nachhaltige Planung auch für die kommenden Jahre dahinter steht“, erläutert Nambadi das Auswahlverfahren der MAN. „Unser erklärtes Ziel ist die Bewahrung unserer wertvollen Landesgeschichte. Und wer daran mitarbeitet, verdient unsere Unterstützung.“


Schützenswerte Geschichte


Das findet auch Theo Schoeman, der für die Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft (NWG) zur Fördersummenvergabe angereist ist. Die NWG hat immer wieder mit Einbruch und Diebstahl zu kämpfen. „Teilweise werden Seiten aus historischen Büchern gerissen – aus Einzelexemplaren, die unersetzbar sind. Oder es werden Fotos gestohlen. Die Geschichte, die damit verschwindet, ist unwiderruflich verloren“, berichtet Schoeman. „Wir werden die uns zugesprochene Fördersumme von 98000 N$ also in ein Videoüberwachungssystem für den Innen- und Außenbereich investieren. So werden wir der Diebstähle und des Vandalismus hoffentlich Herr.“ Die NWG hat damit begonnen, ihren Bestand zu digitalisieren – nicht nur wegen der Einbrüche, sondern auch für den Fall eines Feuers. „Was nicht verbrennt, macht das Löschwasser zunichte“, schaudert Schoeman, „aber soweit kommt es hoffentlich nie!“


Sein Sitznachbar Günther Friederich nimmt für das Alte Fort-Museum in Grootfontein 40000 N$ mit nach Hause. Seit zwei Jahren engagiert er sich ehrenamtlich für die Sammlung, die zu den größten im nordöstlichen Namibia gehört. Friederich verkaufte 2013 seine Farm und lebt seitdem in Grootfontein. An den Touristenführungen hat er genauso viel Spaß wie an den Arbeiten am Alten Fort. Bedroht werden das 118 Jahre alte Gebäude und die wertvollen Ausstellungsstücke akut durch Termiten und Sonnenlicht. „Von dem Geld werde ich zuerst alle Fensterrahmen ersetzen, die schon völlig spröde und termitenzerfressen sind. An manchen Stellen ist lediglich die Lackierung geblieben, dort kann man mit dem Finger ganz einfach hineindrücken. Mit den neuen Rahmen wollen wir den ursprünglichen Zustand wieder herstellen. Dazu werden wir uns neue Gardinen anschaffen, denn unsere jetzigen sind schon über 30 Jahre alt und zerfallen geradezu – die Lage nach Südosten fordert eben ihren Tribut.“


Geparden und Lebende Museen


Neben dem Kreuzkap-Museum, dem Nakambale-Museum und dem Onandjokwe Medical Museum unterstützt die Museumsvereinigung auch die Cheetah Conservation Foundation bei Otjiwarongo. „Zu Namibias Aushängeschildern zählt auch der weltweit größte Bestand an Geparden“, erklärt Aaron Nambadi diese Wahl. „Das Museum der Cheetah Conservation Foundation nimmt für unser Land eine sehr wichtige Rolle ein, indem es über diese schützenswerten Tiere aktiv und umfassend informiert. Ein bedeutender Teil des einzigartigen Naturerbes von Namibia wird hier bewahrt.“ Letztes Jahr fiel das Informationszentrum der Stiftung einem verheerenden Feuer zum Opfer, bei dem mit Postern, Modellen und Arbeitsblättern viel Lehrmaterial verbrannte. Dieses soll mit den zugedachten 80000 N$ komplett ersetzt werden.


Auch das Uukwaluundhi Royal Homestead profitiert von der Unterstützung der MAN. Die Institution in Tsandi umfasst eine faszinierende Geschichtssammlung rund um das alte Stammeszentrum, einen Craft-Shop und die traditionelle, königliche Wohnstätte des Omukwaniilwa. Durch eine umfassende Restaurierung erhofft sich das Team mehr Besucher. Dazu sollen die zugesprochenen 65000 N$ in eine modernere Telefonanlage fließen, so dass Besuche und Kulturvorstellung bequem im Voraus gebucht werden können.


Einen weiteren Fokus legt der Museumsverband auch in diesem Jahr wieder auf die Lebenden Museen. Mit dem Ju‘/Hoansi Living Museum, der Living Cultures Foundation und dem Mafwe Living Museum freuen sich gleich drei der beliebten Besuchermagnete über Beihilfe der MAN. In allen unterstützten Lebenden Museen werden traditionelles Handwerk, Lieder und Tänze, mündlich überlieferte Geschichte und altes Wissen um Heilpflanzen am Leben erhalten. „Derartige Schätze können wir nicht unter Glas verpacken und an die Wand hängen“, lacht Nambadi, „doch die nächste Generation soll wissen, was Namibia kann. Hier werden uralte Fertigkeiten gezeigt und weitergegeben. Hier ist unsere Kultur lebendig!“