Städte missverstehen Wohnungsfrage
Laut IPPR-Studie bewegt sich Namibia in die verkehrte Richtung
Von Frank Steffen, Windhoek
„Es muss klargestellt werden, dass wir vom IPPR ganz einfach die Bevölkerung nach ihrer Meinung befragen. Wir verfehlen unser Ziel, wenn wir darauf Einfluss nehmen indem wir die Probanden ändern und aus einer Menge holen, die wir für besser geeignet halten, nur weil wir lieber gebildete Personen befragen, die das Thema oder unseren Zweck besser verstehen.“ Das waren die Worte von Lucia Shejavali, die als eine der Mitarbeiter/Innen des Instituts für öffentliche Politforschung IPPR, eine Umfrage in Namibia vorgenommen hatte und sich gestern der Frage stellte, warum die Ergebnisse teils konträr scheinen.
Dabei ging es um den siebten Teil der Afrobarometer-Studien. „Im Jahr 1999 nahmen 12 Länder Afrikas erstmals an einer Studie teil, die die unabhängige Auffassung und Empfindung der Einwohner erfassen sollte. Zwischen 1999 und 2005 wurden sechs Umfragen ausgeführt und die Anzahl der teilnehmenden Länder beträgt inzwischen 36“, berichtete Shejavali. Das IPPR sei Forschungspartner des unparteiischen, panafrikanischen Forschungs-Netzwerks Afrobarometer.
Während der neuesten Aufnahme habe die IPPR 1200 Namibier im Alter von mindestens 18 Jahren befragt und rechnet mit einer Diskrepanz-Marge von drei Prozent. Die Ergebnisse entsprechen laut IPPR der Demografie des Landes und geht konform mit den vorigen sieben Studien der IPPR.
Widersprüche
Laut Wirtschaftsforscher Max Weylandt weist die Studie teilweise Widersprüche auf, indem der namibische Präsident ein bis zu 64-Prozentiges Vertrauen der Bürger genießt und 77-Prozent der Befragten mit seiner Leistung zufrieden sind, aber andererseits 74% die fehlende Leistung der Regierung bemängelten, wenn es um die Schaffung von Arbeitsplätzen geht. 73 Prozent der Einwohner sind indessen unzufrieden mit dem Fortschritt bei der Beseitigung der auseinanderklaffenden Einkommensschere.
„63% der Befragten kritisieren die Regierung, weil sie die Wirtschaft nicht genügend ankurbelt, aber sie sind durchaus mit den Personen zufrieden, die zur Rechenschaft gezogen werden müssten. Der Präsident, die Premierministerin, die traditionellen Oberhäupter und sonstige Würdenträger schneiden gut ab, doch sind die Leute unzufrieden mit der Regierungsleitung“, meinte Weylandt und tippte auf ein gewisses Maß an Personenkult vermischt mit einem Mangel an Verständnis sowie einer niedrigen Erwartungshaltung. Indessen stehen die Oppositionsparteien mit einem wahrgenommenen Vertrauensindex von 32% sehr schlecht da.
IPPR-Mitarbeiter Ellison Tjirera wies auch auf eine scheinbare Zufriedenheit, die im krassen Widerspruch zu der Tatsache steht, dass die Befragten die Arbeitslosigkeit (66%) und die Armut im Lande (34%) als das ernsthafteste Problem identifizierten. Die Landfrage stand mit 21% an dritter Stelle. „Knappe 52% der Befragten erkennen einen Mangel in der Regierungsleistung was die Beschaffung von Land und Wohnungen anbetrifft“, erklärte Tjirera und ging näher auf die mangelnde Infrastruktur hinsichtlich des Zugangs zu Trinkwasser, Elektrizität und sanitären Einrichtungen sowie Hospitälern ein. Knapp 60% der Bevölkerung empfinden die Leistung in dieser Hinsicht als ungenügend.
Der Vize-Minister für städtische und ländliche Entwicklung, Derek Klazen, bestritt die Ergebnisse der Umfrage und beteuerte wiederholt, dass die Landfrage nicht so einfach gelöst werden könne, wie sich die Leute das vorstellen: „Die neue und veränderte Gesetzgebung ist zeitaufwändig und schwierig, aber wir nähern uns dem Punkt, ab wann es einfacher wird.“
Mbanga & Amupanda anderer Meinung
Das sah die Vertreterin der sogenannten „Shack Dwellers Association“ (Hüttenbewohner-Verband), Edith Mbanga, deutlich anders: „Der Staat soll aufhören uns vorzuschreiben was wir wollen. Die sitzen in ihren Palästen und wissen nicht, dass wir imstande sind mit 8000 N$ den Grund und Boden für ein kleines Haus vorzubereiten. Wir wollen mit kleinen Schritten voranschreiten und sollen stattdessen die teuer aufbereiteten Siedlungen bebauen, in denen uns ein Grundstück für 80000 N$ angeboten wird! Das ist uns zu teuer und Städte wie Windhoek sehen das nicht ein, weshalb Windhoek unserer Vereinigung zuletzt im Jahr 2005 Grundstücke für die Eigenentwicklung zur Verfügung gestellt haben.“
Der Land- und Wohnungsfragen-Aktivist Job Amupanda von der selbstgegründeten Initiative „Affirmative Repositioning“ (AR), stimmte Mbanga zu und hinterfragte die Motive des Staates und der Banken, wenn diese wegen angeblicher Kreditwürdigkeits-Fragen zu keinem Risiko bereit seien „außer wenn sie viel Geld verdienen“? Der Staatsbetrieb NHE sei für den Wohnungsbau bestimmt gewesen, habe aber über 20 Jahre gerade 8000 Wohnungen gebaut. „Ich habe keine Zeit ein Gutmensch zu sein. Ich muss revolutionär denken, wenn meine Kinder eine bessere Zukunftsaussicht bekommen sollen“, betonte Amupanda und fügte dem hinzu: „Die Manager lassen sich Riesengehälter zahlen und arbeiten ohne Ziel, denn in einer weitaus kürzeren Zeit hat diese Frau (Mbanga) mit ihren Artgenossen geschafft - alles Frauen, die sich ihr Geld als Putzfrauen in elitären Haushalten verdienen -, etwa 4000 Wohnungen zu bauen ohne einen einzigen Cent Zuschlag vom Staat.“ Er drang darauf an, der Bevölkerung postwendend Grundstücke zur Verfügung zu stellen - das sei von Anfang an das erklärte Ziel der AR gewesen.
„Es muss klargestellt werden, dass wir vom IPPR ganz einfach die Bevölkerung nach ihrer Meinung befragen. Wir verfehlen unser Ziel, wenn wir darauf Einfluss nehmen indem wir die Probanden ändern und aus einer Menge holen, die wir für besser geeignet halten, nur weil wir lieber gebildete Personen befragen, die das Thema oder unseren Zweck besser verstehen.“ Das waren die Worte von Lucia Shejavali, die als eine der Mitarbeiter/Innen des Instituts für öffentliche Politforschung IPPR, eine Umfrage in Namibia vorgenommen hatte und sich gestern der Frage stellte, warum die Ergebnisse teils konträr scheinen.
Dabei ging es um den siebten Teil der Afrobarometer-Studien. „Im Jahr 1999 nahmen 12 Länder Afrikas erstmals an einer Studie teil, die die unabhängige Auffassung und Empfindung der Einwohner erfassen sollte. Zwischen 1999 und 2005 wurden sechs Umfragen ausgeführt und die Anzahl der teilnehmenden Länder beträgt inzwischen 36“, berichtete Shejavali. Das IPPR sei Forschungspartner des unparteiischen, panafrikanischen Forschungs-Netzwerks Afrobarometer.
Während der neuesten Aufnahme habe die IPPR 1200 Namibier im Alter von mindestens 18 Jahren befragt und rechnet mit einer Diskrepanz-Marge von drei Prozent. Die Ergebnisse entsprechen laut IPPR der Demografie des Landes und geht konform mit den vorigen sieben Studien der IPPR.
Widersprüche
Laut Wirtschaftsforscher Max Weylandt weist die Studie teilweise Widersprüche auf, indem der namibische Präsident ein bis zu 64-Prozentiges Vertrauen der Bürger genießt und 77-Prozent der Befragten mit seiner Leistung zufrieden sind, aber andererseits 74% die fehlende Leistung der Regierung bemängelten, wenn es um die Schaffung von Arbeitsplätzen geht. 73 Prozent der Einwohner sind indessen unzufrieden mit dem Fortschritt bei der Beseitigung der auseinanderklaffenden Einkommensschere.
„63% der Befragten kritisieren die Regierung, weil sie die Wirtschaft nicht genügend ankurbelt, aber sie sind durchaus mit den Personen zufrieden, die zur Rechenschaft gezogen werden müssten. Der Präsident, die Premierministerin, die traditionellen Oberhäupter und sonstige Würdenträger schneiden gut ab, doch sind die Leute unzufrieden mit der Regierungsleitung“, meinte Weylandt und tippte auf ein gewisses Maß an Personenkult vermischt mit einem Mangel an Verständnis sowie einer niedrigen Erwartungshaltung. Indessen stehen die Oppositionsparteien mit einem wahrgenommenen Vertrauensindex von 32% sehr schlecht da.
IPPR-Mitarbeiter Ellison Tjirera wies auch auf eine scheinbare Zufriedenheit, die im krassen Widerspruch zu der Tatsache steht, dass die Befragten die Arbeitslosigkeit (66%) und die Armut im Lande (34%) als das ernsthafteste Problem identifizierten. Die Landfrage stand mit 21% an dritter Stelle. „Knappe 52% der Befragten erkennen einen Mangel in der Regierungsleistung was die Beschaffung von Land und Wohnungen anbetrifft“, erklärte Tjirera und ging näher auf die mangelnde Infrastruktur hinsichtlich des Zugangs zu Trinkwasser, Elektrizität und sanitären Einrichtungen sowie Hospitälern ein. Knapp 60% der Bevölkerung empfinden die Leistung in dieser Hinsicht als ungenügend.
Der Vize-Minister für städtische und ländliche Entwicklung, Derek Klazen, bestritt die Ergebnisse der Umfrage und beteuerte wiederholt, dass die Landfrage nicht so einfach gelöst werden könne, wie sich die Leute das vorstellen: „Die neue und veränderte Gesetzgebung ist zeitaufwändig und schwierig, aber wir nähern uns dem Punkt, ab wann es einfacher wird.“
Mbanga & Amupanda anderer Meinung
Das sah die Vertreterin der sogenannten „Shack Dwellers Association“ (Hüttenbewohner-Verband), Edith Mbanga, deutlich anders: „Der Staat soll aufhören uns vorzuschreiben was wir wollen. Die sitzen in ihren Palästen und wissen nicht, dass wir imstande sind mit 8000 N$ den Grund und Boden für ein kleines Haus vorzubereiten. Wir wollen mit kleinen Schritten voranschreiten und sollen stattdessen die teuer aufbereiteten Siedlungen bebauen, in denen uns ein Grundstück für 80000 N$ angeboten wird! Das ist uns zu teuer und Städte wie Windhoek sehen das nicht ein, weshalb Windhoek unserer Vereinigung zuletzt im Jahr 2005 Grundstücke für die Eigenentwicklung zur Verfügung gestellt haben.“
Der Land- und Wohnungsfragen-Aktivist Job Amupanda von der selbstgegründeten Initiative „Affirmative Repositioning“ (AR), stimmte Mbanga zu und hinterfragte die Motive des Staates und der Banken, wenn diese wegen angeblicher Kreditwürdigkeits-Fragen zu keinem Risiko bereit seien „außer wenn sie viel Geld verdienen“? Der Staatsbetrieb NHE sei für den Wohnungsbau bestimmt gewesen, habe aber über 20 Jahre gerade 8000 Wohnungen gebaut. „Ich habe keine Zeit ein Gutmensch zu sein. Ich muss revolutionär denken, wenn meine Kinder eine bessere Zukunftsaussicht bekommen sollen“, betonte Amupanda und fügte dem hinzu: „Die Manager lassen sich Riesengehälter zahlen und arbeiten ohne Ziel, denn in einer weitaus kürzeren Zeit hat diese Frau (Mbanga) mit ihren Artgenossen geschafft - alles Frauen, die sich ihr Geld als Putzfrauen in elitären Haushalten verdienen -, etwa 4000 Wohnungen zu bauen ohne einen einzigen Cent Zuschlag vom Staat.“ Er drang darauf an, der Bevölkerung postwendend Grundstücke zur Verfügung zu stellen - das sei von Anfang an das erklärte Ziel der AR gewesen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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