So viele Schüler, dass sich die Bühne biegt

Schulorchester aus dem südlichen Afrika treffen sich in Windhoek
WAZon-Redakteur
Von Marcel Nobis, Windhoek

Das Orchester beginnt zu spielen. Geigen setzen ein. Holz- und Blechbläser begleiten sie. Über 100 Instrumente erfüllen den Raum mit einer Melodie. Das Stück läuft. Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden - Stopp. Dirigent Alexander Fokkens unterbricht das Orchester. „Nein, nein. Das Stück ist nicht so schnell. Kommt schon, genauso wie das Stück davor“, sagt er. Also noch mal. Die Streicher legen den Bogen an, die Bläser spitzen ihre Lippen. Alles beginnt vor vorne, nun aber etwas gemächlicher. Dirigent Fokkens schlägt mit seinem Taktstock auf einem Notenständer und gibt so den richtigen Takt vor. Die Jungen und Mädchen folgen ihm. Sie kommen von vier Deutschen Schulen aus dem südlichen Afrika und sind derzeit für das zweijährig stattfindende Orchestertreffen in Windhoek.

Proben, Proben, noch mehr Proben, und zwischendrin ein paar Pausen und Mittagessen: Beim Blick auf den Terminkalender lässt sich bereits erahnen, wie viel die Jugendlichen beim Orchestertreffen an ihren Instrumenten sitzen. Am Sonntag landeten knapp 80 Schüler aus Kapstadt, Pretoria und Johannesburg in Namibia. Windhoek ist in diesem Jahr Gastgeber des Orchestertreffens der Deutschen Schulen im südlichen Afrika - rund fünf Tage arbeiteten 115 Jungen und Mädchen in den Räumen der Deutschen Höheren Privatschule (DHPS) auf das Abschlusskonzert am heutigen Freitag hin. Wobei: Arbeit ist das falsche Wort. Und die dutzenden Proben im Terminkalender klingen auch stressiger als sie sind. Auf der Bühne zeigt sich: Es ist eine lockere Runde. Die Jugendlichen sind hier, um Freude an der Musik zu haben, und nicht, um sich unter starken Druck auf ein Konzert vorzubereiten.

Liebe zur Musik wecken

„Es gibt in der Orchestermusik nichts Wichtigeres als die Arbeit mit Kindern. So kann man bei ihnen die Liebe zur Musik wecken und dafür sorgen, dass sich ein neues Publikum für diese Art der Musik begeistert. Und wer weiß, vielleicht geben sie es irgendwann an ihre Kinder und Enkelkinder weiter“, erklärt Fokkens. Der Dirigent freut sich entsprechend über die Arbeit mit den Schülern. Auf der Bühne witzelt er, bringt das Orchester regelmäßig zum Lachen und gibt den Jungen und Mädchen eine lockere Art vor, die sie schnell adaptieren. „Die Schüler sollen nach dem Abschlusskonzert das Gefühl haben, dass Musik absolut fantastisch ist - das möchte ich erreichen“, sagt Fokkens und gibt sich motiviert. „Andernfalls habe ich irgendetwas falsch gemacht.“

Das heutige Konzert ist aber nicht das erste Gastspiel für den Südafrikaner in Namibia. Fokkens, der als Dirigent an der Universität von Kapstadt arbeitet, begleitete als künstlerischer Leiter von 2010 bis 2017 die Swakopmunder Musikwoche und trat gemeinsam mit dem namibischen nationalen Symphonieorchester NNSO (Namibian National Symphony Orchestra) auf. Bei seiner Arbeit begleitet er häufig junge Menschen. Oft wird seine Stärke gelobt, die in der Entwicklung und Förderung von jungen Musiktalenten liegen soll.

Wie viele Talente sich im Orchester vor ihm in der Aula der DHPS befinden, ist aber nur schwer zu erahnen. Die Jugendlichen im Alter von elf bis 18 Jahren spielen unterschiedliche Instrumente - von Geige, über Posaune bis hin zu Schlagzeug und Piano. Außerdem variiert ihr Erfahrungsstand stark. Einige musizieren erst seit zwei, drei Jahren, einige schon deutlich länger. Damit aber niemand im Orchester über- oder unterfordert ist, passen die Betreuer die Stücke an die individuellen Fähigkeiten der Schüler an. „Bei den Proben sehen wir, was die Kinder schaffen und stimmen dann die Musik auf sie ab - wir nehmen also zum Beispiel Noten aus den Stücken raus“, erklärt Inka von der Wense von der Fachschaft Musik an der DHPS.

Raus aus dem eigenen „Mief“

Die Jungen und Mädchen haben aber nicht erst beim Orchestertreffen mit den Proben begonnen. Die einzelnen Schulorchester bereiteten sich bereits in den Wochen zuvor in der Heimat auf die geplanten Stücke vor. So haben die Schüler aus Johannesburg bereits im Januar begonnen - was trotzdem eine recht kurze Zeit ist, wie Viola Ziegler von der Deutschen Internationalen Schule Johannesburg anmerkt: „Das ist durchaus eine Herausforderung.“ Aber das Orchestertreffen sieht sie dennoch als eine schöne Abwechslung für die Schüler, um auch einmal mit anderen Musikern in Kontakt zu kommen. „Orchesterproben in der Heimat sehen oftmals gleich aus. Es ist mal schön, an einem anderen Platz zu sein und aus dem eigenen Mief rauszukommen“, erklärt Ziegler.

Miefig ist das Orchestertreffen in Windhoek ganz und gar nicht. Das bewiesen die Schüler der DHPS bereits am vergangenen Freitag, als sie Werbung für das Abschlusskonzert machten. Dafür fuhren sie aber nicht in die Stadt und verteilten Flyer oder hingen Plakate auf. Das geht doch kreativer, dachten sich die Schüler und Lehrer, zettelten einen Flashmob im Superspar an und machten dort spontan Musik. „Das sollte die Kinder auch ein wenig motivieren und ihnen zeigen, dass Musik etwas Cooles ist und überall sein kann“, sagt von der Wense.

Ob die Bemühungen von Fokkens und den musikalischen Betreuern gefruchtet haben, zeigt sich am heutigen Freitag beim Abschlusskonzert des Orchestertreffens um 18 Uhr in der Aula der DHPS. Der Eintritt ist frei, die Schulen würden sich aber über Spenden freuen. Musikalisch deckt das Orchester unter anderem mit altbekannten Stücken von Johannes Brahms, Musik von Micheal Jackson und dem Soundtrack des Animationsfilms „Die Eiskönigin - Völlig unverfroren“ (Frozen) ein großes Spektrum ab.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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