Sehnsucht und Lebensfreude

Praktikant WAZon
Die zierliche Frau in schwarzen Hosen und weißem Hemd sitz entspannt auf einem Stuhl in der Ecke, bis das Instrumentalstück zu Ende ist. Dann stellt sich Jana Kühn wieder ans Mikrofon. Sie trägt eine schwarze Fliege um den nackten Hals, die lockigen, dunkelblonden Haare fallen über die Schultern und die Haut ist von der afrikanischen Sonne gebräunt. Sie spricht mit tiefer Stimme, akzentuiert – wie es sich für eine Schauspielerin gehört: „Und der Haifisch/der hat Zähne/und die trägt er/im Gesicht…“ Manch einer im Publikum kann nicht wiederstehen und spricht leise den Text mit. Dann überlässt Kühn wieder den Instrumenten die Bühne. Die Moritat von Mackie Messer klingt im Arrangement mit Akkordeon und Percussions fröhlich-beschwingt. Und Friedhelm Rohe am Cello erfreut mit seinem verschmitzten Gesichtsausdruck auch das Auge des Zuhörers.


„Ich habe mir erlaubt“, sagt Jana Kühn „Edith Piaf zu übersetzen. Damit das Publikum auch den Text versteht.“ So singt sie „L’accordéoniste“, zunächst nur in Begleitung des Klaviers. Der Mut zur Übersetzung hat sich gelohnt. Sie wandelt Piafs Worte um, ohne das sie ihre Bedeutung verfremdet. Behält eine pikante Zweideutigkeit bei, ohne jemals geschmacklos zu werden „Der Akkordeonzigeuner spielt Chaval wie ein Mann.“ Astor Piazzos „Herbst“ versetzt den Zuschauer in Nostalgie, wie und auch „Von der Moldau“ behält diese Stimmung bei, bis es dann wieder ein bisschen freundlicher wird. Die Geschichte von Éduard „mit Cigare von Pissoir zu Pissoir, l’amour toujours, l’amour aufm Flur, l’amour fou…“ erntet herzliches Gelächter. Die Musik bleibt mit dem „Pariser Bild“ noch ein Weilchen in der Stadt der Liebe. Akkordeonist Anton Kryokov, der dieses Stück „aus Youtube abgehört und wir das Ensemble arrangiert“ hat, lässt seine Finger über die Tasten seines Instruments tanzen.


Auch moderne deutsche Chansons sind im Programm. „Romantik“ von Queen Bee singt Kühn mit vollem Einsatz und sorgt für Gänsehaut selbst bei denen, die den Text nicht verstehen. Es folgt „Seit der Himmel“ von Element of Crime, bevor Kühn zu den Dankesworten ansetzt, die von Manu Kolditz an den Percussions und Fingerschnipsen begleitet werden. Die Zuhörer im Goethe-Zentrum beginnen, rhythmisch mitzuklatschen. Stehen dann sogar auf und tanzen mit, als die Zugabe „The lion sleeps tonight“ erklingt. So endet ein Abend, der ans Herz geht. Weil er am Ende des Tages deutsche Melancholie mit afrikanischer Lebensfreude verbindet. Auch deshalb gibt es als dritte Zugabe von Friedrich Holländer „Ein bisschen Sehnsucht“.


Ina Briest

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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