Schulanfang folgt Nachlese

Von Marc Springer, Windhoek

Wie der zuständige Erziehungsdirektor Gerhard Vries, gestern auf Anfrage mitteilte, sollten die Leidtragenden „Ruhe bewahren“ und sich bis zum 20. Januar gedulden. Bis dann werde das Direktorat einen Überblick haben, welche Staatsschulen noch Kapazitäten hätten und weitere Schüler aufnehmen könnten.

Weil die dafür notwendige Bestandsaufnahme nicht früher abgeschlossen werden könne, habe es für die betroffenen Kinder bzw. ihre Eltern auch keinen Sinn, ihre bevorzugten Schulen zu „belagern“ und dort auf Aufnahme zu hoffen. Schließlich würden sie dadurch lediglich den geregelten Schulbetrieb stören, ohne ihrem Anliegen vor Ort nutzen zu können. Stattdessen sollten sie zu Hause auf die Vermittlung an eine noch nicht voll belegte Schule warten – das Direktorat werde sich melden und dabei die auf den schriftlichen Schulplatzbewerbungen des Vorjahres angegebenen Kontaktdaten der Betroffenen nutzen.

Vries zufolge sind von diesen Bewerbungen 103 Anträge auf einen Platz in der ersten Klasse erfolglos geblieben. Darüber hinaus hätten sich 329 Schüler vergeblich um einen Platz in der achten Klasse bemüht. Die vergleichsweise hohe Anzahl auf Vermittlung eines Schulplatzes wartenden Achtklässler sei nicht ungewöhnlich, weil es vor allem in Windhoek deutlich mehr Grundschulen als Oberschulen gebe. Dies verursache ein „Nadelöhr“, weil generell mehr Schüler die Unterstufe abschließen würden, als in der Sekundarstufe aufgenommen werden könnten.

Angesichts dieser Engpässe werde das Direktorat bei der Zuteilung verfügbarer Unterrichtsplätze zunächst den Kindern Vorrang gewähren, die sich bereits im vergangenen Jahr entweder selbst, oder durch ihre Eltern um Aufnahme in die erste oder achte Klasse beworben haben und in der Khomas-Region sesshaft sind.

Antragsteller aus anderen Teilen des Landes würden erst ab dem 31. Januar berücksichtigt und nur vermittelt, falls dann noch Plätze in Khomas vorhanden seien. Schließlich könne vor allem von Staatsschulen in Windhoek nicht verlangt werden, Kinder aus anderen Landesteilen zu integrieren, deren Eltern das Bildungsniveau in der Hauptstadt für hochwertiger hielten.

Über die Anzahl Kinder, die noch auf einen Platz in der elften Klasse warten, vermochte Vries gestern keine Angaben zu machen. Belastbarte Zahlen würden erst in einigen Tagen vorliegen, weil sich zu den erfolgreichen Absolventen der zehnten Klasse, die ihre Schuldbildung fortsetzten wollten, kurzfristig viele NAMCOL-Kandidaten gesellt hätten.

Diese Gruppe von Schülern habe in dem Bestreben, den Anschluss an die elfte Klasse zu schaffen, nur einzelne Fächer nachgeschrieben und ihre Ergebnisse erst vor kurzem erhalten. Deshalb müsse sich das Direktorat zunächst einen Überblick verschaffen, wie viele NAMCOL-Schüler die Aufnahmebedingungen für die elfte Klasse erfüllt, aber noch keinen Schulplatz erlangt hätten.