Schüler gegen Trockenheit

WAZon-Redakteur
Lea Dillmann

Windhoek

„Wir brauchen Wasser“, ruft Stefan Eins und dreht sich zu seinen sechs Schülern um, die sich hinter ihm versammelt haben. Er zeigt in das Loch, das bereits am Vortag ausgehoben wurde. Seine Schuhe sind bedeckt mit hellbraunem Sand. Es ist kurz nach acht Uhr am Morgen. Gemeinsam mit den Neuntklässlern der Waldorfschule in Windhoek ist Stefan gerade dabei, auf dem Schulhof verschiedene Bäume und Sträucher zu pflanzen. An diesem Morgen möchte er einen Blaubeerstrauch und einen Pfirsichbaum in die Nähe des Teiches setzen. Dort wo sich die Enten im Schatten Bäume tummeln, die entlang des Zaunes in die Höhe ragen.

Eigentlich ist Stefan kein Lehrer. Er arbeitet für die Non-Profit-Organisation „Eloelo permaculture initiative“, eine Initiative von Umweltschützern und Aktivisten mit Sitz in Windhoek. Sie verfolgen das Ziel, menschliche Ökosysteme zu verbessern. Seit rund drei Monaten ist Stefan nun an der Waldorfschule und möchte mit Schülern der Klassen acht bis zwölf das Schulgelände in der Nähe von Avis Damm grüner und damit schattiger zu gestalten. „Das Gelände ist sehr trocken. Wenn es dann mal regnet, fließt das Wasser aufgrund der Hanglage unkontrolliert über den Schulhof“, sagt er. Das führe zu Erosion. Sand und Erde werden abgetragen, die Wege von den unteren Gebäuden zu den oben gelegenen seien dann unpassierbar. Zugleich werde zu wenig von dem Regenwasser genutzt.

Möglichkeiten, das Wasser aufzufangen, hat die Schule. So gibt es Tanks, die das Wasser einzelner Gebäudedächer speichern. Über Bohrlöcher hat die Schule Zugang zum Grundwasser. Doch nach Stefans Ansicht braucht es mehr Wassersicherheit - gerade für die Pflanzen. Die Verdunstungsrate in Windhoek ist laut Stefan aktuell sehr hoch. Falle rund 3 500 Millimeter Regen, verdunste davon etwa 2 700 Millimeter. „Das zeigt, dass wir immer mehr austrocknen.“

Stefan verfolgt das Ziel, sogenannte Mikroklimazonen mit reichlich Bepflanzung auf dem Schulhof zu kreieren. Das senke die Temperaturen in den jeweiligen Arealen immens. „Ich habe mich gefragt, wie können wir das System effizienter gestalten?“, erinnert sich Stefan an den Projektstart zurück. Er sprach mit Lehrkräften der Schule über sein Vorhaben. Sie berichteten ihm, dass ein ehemaliger Lehrer der Schule vor etwa drei Jahren ein ähnliches Projekt umsetzen wollte. Dieser sei aber inzwischen verstorben. Stefan erhielt Zuspruch für seine Idee und wurde beauftragt, das Vorhaben anzugehen. Stefans Kinder gehen alle drei vor Ort in den Kindergarten sowie in die Schule. Somit kannte er das Waldorfgelände und die Menschen bereits gut.

Gemeinsam mit dem Landwirtschaftslehrer, Johannes Negongo, unterrichtet Stefan im drei Wochen Takt immer eine andere Klasse. Dabei sind sie mal im Klassenraum, mal draußen im Schulhof. „Ich arbeite gerne an der Tafel, weil man auch mit Kreide und wenigen Worten etwas vermitteln kann“, sagt Stefan. An manchen Tagen sei es den Schülern einfach zu heiß, um draußen zu lernen und mitanzupacken. Auch an diesem Morgen ist die Hitze bereits zu spüren. „Blaubeeren in Namibia zu pflanzen ist eigentlich verrückt. Sie mögen es kühl“, erklärt Stefan, während er den Blaubeerstrauch zum vorbereiteten Erdloch trägt. Dafür seien Blaubeeren frostresistent, was rund um den Teich und unterhalb des Hauptgebäudes notwendig sei.

Mittlerweile hat die 15-jährige Riana einen mit Wasser gefüllten Eimer vom Teich an das Loch herangetragen. „Wir schütten das Wasser zu der Erde in das Loch und vermengen beides miteinander. Dann bereiten wir ein kleineres Loch vor, in das wir die Pflanzen setzen“, erklärt die Schülerin den Prozess, „das ist eigentlich ganz einfach.“ Der 15-jährige Kevin drückt nach Anweisung von Stefan den Setzling fest in die Erde. Danach schichtet Riana sogenanntes Mulch-Material um den Strauch, darunter sind getrocknetes Gras und kleine Äste. „Wir verteilen das auf der feuchten Erde, damit das Wasser nicht so schnell verdunstet“, sagt Kevin.

Am anderen Ende des weitläufigen Geländes ist der Lehrer Johannes gerade dabei, mit den restlichen Schülern ein paar Bäume zu pflanzen. Sie stehen inmitten der prallen Sonne. Da es dort besonders trocken ist, pflanzen sie einheimische Bäume wie einen Maulbeerbaum und eine Palme. Die sind resistenter gegen die Trockenheit, sagt Johannes und rückt seinen Strohhut zurecht.

„Bevor wir begonnen haben, Bäume zu pflanzen, haben wir die Landschaft vermessen“, erklärt der 15-jährige Eliphas, der seinem Lehrer beim Einsetzen des Maulbeerbaums hilft, und zeigt einmal über das gesamte Schulgelände. „Wir haben uns überlegt, wie verläuft das Wasser, wenn es regnet.“ Denn die Pflanzen sollen so gesetzt werden, dass sie bei einem starken Regenfall genügend Wasser aufnehmen können und das Wasser nicht einfach nur davon rinnt. „Wir bauen eine Art Damm im Halbkreis um den Baum“, sagt die 16-jährige Duanaya. Sie ist gerade dabei gemeinsam mit Eliphas Sand und Steine um den Maulbeerbaum anzuhäufen. „Das soll den Wasserfluss aufhalten, der von der Anhöhe des Geländes nach unten strömt, und den Boden vor Erosion schützen.“

Neben dem Projekt mit Stefan besuchen die Waldorfschüler auch Kurse, in der verstärkt theoretische Inhalte vermittelt werden. So werden im Fach Erdkunde die verschiedenen Klimazonen besprochen. Dieses Wissen findet dann bei der Arbeit auf dem Schulhof wieder Anwendung. Stellt Stefan Wissenslücken bei den Schülern fest, geht er auf die jeweiligen Fachlehrer zu und rät, dass ein oder andere Thema noch einmal zu vertiefen. Letztlich geht es Stefan aber weniger darum, den Jugendlichen schlichte Fakten beizubringen. „Ich möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, dass wir eben in einem sehr trockenen Land leben“, sagt er. Das benötige ein System das resistenter ist.

Nach eineinhalb Stunden hat die Klasse zusammen mit Stefan und Johannes einen Blaubeerstrauch, einen Pfirsichbaum, eine Palme, einen Maulbeerbaum sowie einen Guavenbaum gepflanzt. Sie bringen die benötigten Werkzeuge, darunter Schaufel, Schubkarre und Hacke zurück in den Schuppen. Damit beenden Stefan und Johannes die Arbeit für heute. Auf dem Schulhof ist von einem kühleren Klima bisher nichts zu spüren. „Das dauert eine Weile“, sagt Stefan. Heute sind sie ihrem Ziel einen Schritt nähergekommen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-25

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