Schimmelreiter kräuseln Staub

Wenn wir uns im August zur Beratung an den Tisch setzen, egal ob in der Redaktion oder zu einem Termin mit einem Oministeli, dann knirscht der Sand unter dem Ellenbogen, wenn Du die Ärmel hochgekrempelt hast. Streiche mit dem Finger über die Tischfläche, dann merkst Du am Sandbelag, dass der Augustwind seinen Job macht, den körnigen Staub kräuselt und den dann überall bis ins Ohr hinein streut.

Die Sandbö fegt in Okahandja auch über den Kommandoplatz der Truppenspieler und der Herero-Kavallerie, die einmal im zeremoniellen Drill marschieren und zum anderen im Kommandoritt um die Wellblechbaracke galoppieren, einmal im Jahr jeweils im August, versteht sich, seit 85 Jahren. Trappelnde Hufe verstärken die Staubwolken, die sich sachte stäubend in die bunte Menge festlich gekleideter Frauen und hauptsächlich khakifarben uniformierter Männer einordnen und die Kameras der Touristen und Schreiberlinge ebenfalls bestäuben.

Die Wellblechbaracke, die sich hier Kommandosaal nennt, stammt aus einer anderen Zeit, aus der Zeit der Lokasies. Eine Plane und teils durchhängende Sonnen-Netze sind davor über Pfähle gespannt und müssen den dicht gedrängt sitzenden Festgängern des Hererotages vollen Schatten spenden oder etwas gefiltertes Sonnenlicht durchlassen. Ein Platz an der Sonne ist hier nicht gefragt. Plane und Schattennetz hängen derart tief, dass die Redner auf dem Podest in der Mitte der Menge etwas gekrümmt das Mikrofon ansprechen. Der Bischof muss seine hohe dreieckige Mütze abnehmen, weil die Plane diese sonst abstreifen würde, wenn er aufs Podest steigt. Das wallende wilhelminische Damenkleid mit Turban herrscht ausnahmslos vor, in den regionalen und Linienfarben Rot, Schwarz-Weiß und Grün. Die Uniformauswahl unter den Männern hat sich in diesem Jahr etwas gewandelt. Nach wie vor ist die Khaki-Uniform vertreten, die nicht mehr direkt dem Schutztruppler entlehnt ist, sondern der ehemaligen südafrikanischen Polizei, mit Gamaschen, allerhand Leibriemen und Kordeln. Mindestens zwei Teilnehmer tragen den Südwester-Hut der Schutztruppe mit seitlich hochgeklappter Krempe und schwarz-weiß-rotem Knopf, darunter Chef Alfons Maharero, der in diesem Jahr die rituelle Säuberung der Teilnehmer vorgenommen hat. Wer diese Reinigung suchte, kniete sich vor ihm hin und ließ sich einen Becher reichen, um einen Schluck Wasser daraus zu trinken. In anderen Jahren hat der Reiniger die Knieenden mit einem Mundvoll Wasser besprüht, aber das wollen die Teilnehmer jetzt wohl nicht mehr.

Um die Versammlung vor dem Kommandosaal herum geht das Exerzieren samt Kommandoritt indessen weiter. Es gab früher einige Truppenspieler, die im militärischen Schottenrock antraten. In diesem Jahr fehlten sie jedoch. Dafür ist ein neues Uniform-Element eingetreten, das die DDR-Nostalgiker im Lande der Braven erfreuen wird. Die Protokollchef Edwin Kanguatjivi tritt in einer feldgrauen Uniform der ehemaligen Nationalen Volksarmee auf.

Die Kavalleristen galoppieren in verwegenen Hüten, mehrfach mit wehender Straußenfeder geschmückt. Ein Reiter hat seine Tabakspfeife fest zwischen die Zähne geklemmt, derweil er mit beiden Händen die Zügel bedient.

Der Kommandeur der Kavallerie, Omutengwa Boppa Vezera Kandetu - im zivilen Leben bekleidet er in Ovenduka den riskanten Posten des Generalintendanten der Namibischen Rundfunk- und Fernsehanstalt (NBC) - reitet einen Schimmel. Einen Schimmel wie seinerzeit Hauptmann Victor Franke, der im Gewaltmarsch aus dem Süden geritten ist, um Omaruru von der Belagerung der Ovaherero zu befreien. Durch Schimmel und Uniform herrscht ein historisches Geflecht im Staubwind des Augusts.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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