Schatten tut dem Vieh gut
Schutz vor Hitze „keine Priorität“ bei Meatcos Okapuka-Mastanlage
Von Jana-Mari Smith und Clemens von Alten, Windhoek
Die ehemalige Studentin der Stellenbosch-Universität, Cornelia Kahl, war von dem Ergebnis ihrer 2018 veröffentlichten Studie leicht überrascht. Sie hatte sich einen namibischen Mastbetrieb vorgeknöpft und untersucht, inwiefern Wohlbefinden der Tiere und Produktionsleistung im Zusammenhang stehen. Dabei wurden vor allem Haltungsbedingungen wie zum Beispiel schattige Unterstände unter die Lupe genommen.
Auf der einen Seite habe die Forschungsarbeit klar gezeigt, dass sich Rinder mit Zugang zu Schatten „wohler fühlen“. Bei Versuchen hätten sich die Tiere dicht aneinander in den schattigen Platz gestellt. Der enge Kontakt habe zudem eine „besänftigende“ Wirkung gezeigt. Andererseits sei bei der Kontrollgruppe in der Sommersonne ein generell „aggressiveres Verhalten“ festgestellt worden. Zudem scheinen die Tiere den Schatten allgemein zu bevorzugen. So hätten sich an Tagen mit Temperaturen von 35 Gradcelsius und mehr nur „sehr wenige“ Rinder in den sonnigen Plätzen aufgehalten.
Mehr Gewicht trotz Sonne
Was die Forscherin laut eigenen Angaben „nicht erwartet“ hatte: Die Tiere im Mastbetrieb, die keinen Zugang zu Schatten hatten, konnten laut Studie ein tägliches Zusatzgewicht von 300 Gramm vorweisen gegenüber denen, die sich vor der Sonne schützen konnten.
Vorige Studien waren zu einem anderen Schluss gelangt, und zwar dass eine Überdachung die anstrengende Hitze als Stressfaktor eliminiert und so die Gewichtszunahme bei Rindern in Mastbetrieben steigern könnte. Die Fachfrau liefert eine mögliche Erklärung für dieses scheinbar widersprüchliche Resultat: Die Tiere trinken aufgrund der höheren Temperatur mehr Wasser, was die Nahrungsmittelaufnahme anregen könnte.
In ihrem Bericht schildert Kahl, wie die für den Mastbetrieb zuständige Tiermedizinerin nach drei Monaten Forschungsarbeit „darauf bestanden“ hatte, dass auch das Gehege zur Genesung von Tieren überdacht wird. „Die Veterinärin war überzeugt, dass bei enormer Hitze den Tieren im Schatten eine wesentliche Belastung erspart bleibt, was die Erholung fördert“, heißt es.
Schatten „keine Priorität“
Frikkie Booysen arbeitet für Meatco und ist Leiter der Okapuka-Mastanlage zwischen Windhoek und Okahandja. Hier können eigenen Angaben zufolge mehr als 9000 Rinder für 90 Tage in 106 Gehegen gehalten werden. Doch nur insgesamt vier der Pferche, die für kranke oder angeschlagene Tieren vorgesehen sind, sind laut der Führungskraft mit Schattennetz überdacht. „Das Wohlbefinden der Rinder ist sehr wichtig“, erklärt Booysen, „doch zu diesem Zeitpunkt hat Schutz vor der Sonne keine Priorität. Vom Produktionsstandpunkt aus rechtfertigt es sich nicht.“
Der Leiter des Mastbetriebs versichert aber, dass es den Tieren sonst an nichts fehle: Rund um die Uhr werde nach der Gesundheit des Viehs geschaut und darauf geachtet, dass genügend Wasser und Futter vorhanden seien. Ihm zufolge kann „jeder“ dem Betrieb einen Besuch abstatten und sich selbst ein Bild machen. „Es werden sofort Maßnahmen ergriffen, wenn Rinder krank oder gestresst sind“, so Booysen. Ihm zufolge ist der Zustand der Tiere nicht nur für eine „optimale Produktion“ wichtig, sondern auch für Meatcos Partner und Kunden, die „sehr darauf achten, wie der Betrieb geführt wird“. Laut eigener Aussage hat er in seiner mehr als zehnjährigen Tätigkeit beim Mastbetrieb „wenig Stress“ bei den Rindern beobachten können. Die Tiere seien „gut an das harte Klima des Landes angepasst“, was auch in der Studie zur Sprache kommt.
Teures Unterfangen
Das Unternehmen sei zwar nicht unbedingt abgeneigt, doch Schattennetze zu installieren sei es kostspielig, und wegen der schwierigen Wirtschaftslage und den Folgen der hartnäckigen Dürre seien infrastrukturelle Investitionen nicht möglich, erklärte Booysen. „Zu diesem Zeitpunkt fehlt uns einfach das Geld“, so der der Meatco-Vertreter. Die Autorin der Studie glaubt aber, dass sich die Anschaffung lohnt: „Es mag teuer erscheinen, doch wenn man beobachtet, wie die Tiere den Großteil ihrer Zeit im Schatten verbringen, macht eine solche Investition Sinn.“
Cornelia Kahl erwähnt zudem, dass Verbraucher zunehmend auf den Ursprung der Produkte achten und bereit sind, für beispielsweise Lebensmittel aus verantwortungsbewusster Produktion mehr zu zahlen. In der Studie betont sie, dass gerade bei namibischem Rindfleisch, das für Europa bestimmt ist, kritische Abnehmer und ihre Bedenken um das Wohl der Tiere „nicht unterschätzt“ werden sollten. In diesem Sinne habe sich beispielsweise Norwegen als Absatzmarkt bereiterklärt, aus „Rücksicht auf das Wohlbefinden der Rinder“ bei Okapuka in Schatteninfrastruktur zu investieren.
Bisher sind namibische Mastbetriebe selbst reguliert – Ansprüche, was Standard und Verfahrensweisen betrifft, werden weitgehend dem jeweiligen Unternehmen überlassen. Das soll sich aber ändern, wie Dr. Anja Boshoff bestätigte, die beim Fleischrat (Meat Board) für Normen zuständig ist. Ihr zufolge befindet sich ein Rahmenwerk für Mastbetriebe mit offiziellen Standards und Anforderungen kurz vor dem Abschluss. Enthalten seien Empfehlungen zur Minderung der Hitzebelastung wie beispielsweise Schatten und Sprinkler.
Die ehemalige Studentin der Stellenbosch-Universität, Cornelia Kahl, war von dem Ergebnis ihrer 2018 veröffentlichten Studie leicht überrascht. Sie hatte sich einen namibischen Mastbetrieb vorgeknöpft und untersucht, inwiefern Wohlbefinden der Tiere und Produktionsleistung im Zusammenhang stehen. Dabei wurden vor allem Haltungsbedingungen wie zum Beispiel schattige Unterstände unter die Lupe genommen.
Auf der einen Seite habe die Forschungsarbeit klar gezeigt, dass sich Rinder mit Zugang zu Schatten „wohler fühlen“. Bei Versuchen hätten sich die Tiere dicht aneinander in den schattigen Platz gestellt. Der enge Kontakt habe zudem eine „besänftigende“ Wirkung gezeigt. Andererseits sei bei der Kontrollgruppe in der Sommersonne ein generell „aggressiveres Verhalten“ festgestellt worden. Zudem scheinen die Tiere den Schatten allgemein zu bevorzugen. So hätten sich an Tagen mit Temperaturen von 35 Gradcelsius und mehr nur „sehr wenige“ Rinder in den sonnigen Plätzen aufgehalten.
Mehr Gewicht trotz Sonne
Was die Forscherin laut eigenen Angaben „nicht erwartet“ hatte: Die Tiere im Mastbetrieb, die keinen Zugang zu Schatten hatten, konnten laut Studie ein tägliches Zusatzgewicht von 300 Gramm vorweisen gegenüber denen, die sich vor der Sonne schützen konnten.
Vorige Studien waren zu einem anderen Schluss gelangt, und zwar dass eine Überdachung die anstrengende Hitze als Stressfaktor eliminiert und so die Gewichtszunahme bei Rindern in Mastbetrieben steigern könnte. Die Fachfrau liefert eine mögliche Erklärung für dieses scheinbar widersprüchliche Resultat: Die Tiere trinken aufgrund der höheren Temperatur mehr Wasser, was die Nahrungsmittelaufnahme anregen könnte.
In ihrem Bericht schildert Kahl, wie die für den Mastbetrieb zuständige Tiermedizinerin nach drei Monaten Forschungsarbeit „darauf bestanden“ hatte, dass auch das Gehege zur Genesung von Tieren überdacht wird. „Die Veterinärin war überzeugt, dass bei enormer Hitze den Tieren im Schatten eine wesentliche Belastung erspart bleibt, was die Erholung fördert“, heißt es.
Schatten „keine Priorität“
Frikkie Booysen arbeitet für Meatco und ist Leiter der Okapuka-Mastanlage zwischen Windhoek und Okahandja. Hier können eigenen Angaben zufolge mehr als 9000 Rinder für 90 Tage in 106 Gehegen gehalten werden. Doch nur insgesamt vier der Pferche, die für kranke oder angeschlagene Tieren vorgesehen sind, sind laut der Führungskraft mit Schattennetz überdacht. „Das Wohlbefinden der Rinder ist sehr wichtig“, erklärt Booysen, „doch zu diesem Zeitpunkt hat Schutz vor der Sonne keine Priorität. Vom Produktionsstandpunkt aus rechtfertigt es sich nicht.“
Der Leiter des Mastbetriebs versichert aber, dass es den Tieren sonst an nichts fehle: Rund um die Uhr werde nach der Gesundheit des Viehs geschaut und darauf geachtet, dass genügend Wasser und Futter vorhanden seien. Ihm zufolge kann „jeder“ dem Betrieb einen Besuch abstatten und sich selbst ein Bild machen. „Es werden sofort Maßnahmen ergriffen, wenn Rinder krank oder gestresst sind“, so Booysen. Ihm zufolge ist der Zustand der Tiere nicht nur für eine „optimale Produktion“ wichtig, sondern auch für Meatcos Partner und Kunden, die „sehr darauf achten, wie der Betrieb geführt wird“. Laut eigener Aussage hat er in seiner mehr als zehnjährigen Tätigkeit beim Mastbetrieb „wenig Stress“ bei den Rindern beobachten können. Die Tiere seien „gut an das harte Klima des Landes angepasst“, was auch in der Studie zur Sprache kommt.
Teures Unterfangen
Das Unternehmen sei zwar nicht unbedingt abgeneigt, doch Schattennetze zu installieren sei es kostspielig, und wegen der schwierigen Wirtschaftslage und den Folgen der hartnäckigen Dürre seien infrastrukturelle Investitionen nicht möglich, erklärte Booysen. „Zu diesem Zeitpunkt fehlt uns einfach das Geld“, so der der Meatco-Vertreter. Die Autorin der Studie glaubt aber, dass sich die Anschaffung lohnt: „Es mag teuer erscheinen, doch wenn man beobachtet, wie die Tiere den Großteil ihrer Zeit im Schatten verbringen, macht eine solche Investition Sinn.“
Cornelia Kahl erwähnt zudem, dass Verbraucher zunehmend auf den Ursprung der Produkte achten und bereit sind, für beispielsweise Lebensmittel aus verantwortungsbewusster Produktion mehr zu zahlen. In der Studie betont sie, dass gerade bei namibischem Rindfleisch, das für Europa bestimmt ist, kritische Abnehmer und ihre Bedenken um das Wohl der Tiere „nicht unterschätzt“ werden sollten. In diesem Sinne habe sich beispielsweise Norwegen als Absatzmarkt bereiterklärt, aus „Rücksicht auf das Wohlbefinden der Rinder“ bei Okapuka in Schatteninfrastruktur zu investieren.
Bisher sind namibische Mastbetriebe selbst reguliert – Ansprüche, was Standard und Verfahrensweisen betrifft, werden weitgehend dem jeweiligen Unternehmen überlassen. Das soll sich aber ändern, wie Dr. Anja Boshoff bestätigte, die beim Fleischrat (Meat Board) für Normen zuständig ist. Ihr zufolge befindet sich ein Rahmenwerk für Mastbetriebe mit offiziellen Standards und Anforderungen kurz vor dem Abschluss. Enthalten seien Empfehlungen zur Minderung der Hitzebelastung wie beispielsweise Schatten und Sprinkler.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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