Schadensbegrenzung
Ein Interview der deutschen Zeitung "Die Welt" vom 23. November 2002 mit Präsident Nujoma hatte schon vor seiner Veröffentlichung (2. Dezember) über das namibische Fernsehen, NBC, Aufsehen erregt. Die Nationale Gesellschaft für Menschenrechte, NGfM, und namibische Zeitungen waren ebenfalls darauf eingegangen, weil die NBC Auszüge der Begegnung als Ereignis auf die Landesebene gehoben hatte. Offensichtlich war Nujoma bereits durch eine frühere Namibia-Reportage der "Welt" irritiert. Ein Nachdruck des Interviews erscheint heute in der AZ auf Seite 9.
Wer ein voriges Interview kennt, das Nujoma im April 2001 der BBC-Korrespondentin Frauke Röschlau in Windhoek gewährte und das seinerzeit ebenfalls verbatim im Parteiorgan der Swapo und in der englischen Tageszeitung (Namibian) abgedruckt war, erfährt hier nichts Neues.
Die Medien, die namibische Öffentlichkeit, hiesige Diplomaten und selbst die Minister der Regierung stehen wiederholt vor der Herausforderung, wie sie extreme und widersprüchliche, mitunter peinliche Aussagen des Präsidenten einzuordnen haben, wenn er frei "aus dem Bauch heraus" spricht. Dabei haben sie den Vorteil, dass sie Nujoma vor dem Hintergrund seiner Laufbahn und der nunmehr zwölfjährigen Regierungszeit im Landesrahmen gehört, erlebt und beobachtet haben. Das namibische Publikum ist nach umstrittenen Auftritten des Präsidenten immer wieder die Zielgruppe für Nujomas Apologeten, darunter Minister, die wie Theo-Ben Gurirab, Abraham Iyambo und, vor seiner Absetzung, wie auch Hage Geingob durch öffentliche Relativierung und durch Beschwichtigung des Vertrauensklimas für Nujoma die Kastanien aus dem Feuer holen. Obwohl dadurch bei weitem nicht alle Zweifel beseitigt sind, hat sogar das kritische Publikum unter diesen Umständen mit dem "rhetorischen Wechselbad" Nujoma leidlich zu leben gelernt. Ein sehr großer Teil der partei- und persongebundenen Gefolgschaft Nujomas kommt indessen gar nicht auf den Gedanken, den Präsidenten in seinen Widersprüchen in Frage zu stellen.
Die Differenzierung, die für die Öffentlichkeit innerhalb Namibia möglich ist und auch ausgeübt wird, ist für den auswärtigen Leser des Welt-Interviews mit Nujoma nicht möglich. Deshalb müssen dort zwangsläufig Schreckensbilder entstehen, die dem Klischee maroder Afrika-Staaten und ihrer Despoten entsprechen. Genau das hat die namibische Gesellschaft nicht verdient. Die Aufgabe der Schadensbegrenzung kann dabei aber wiederum nicht sein, entgleiste Auftritte und Aussagen des Staatsoberhaupts zu beschönigen, denn Kritik und die Pflicht zur Rechenschaft gehören zu jedem öffentlichen Amt - um wieviel mehr zum Amt des ersten Dieners der Nation!
Es erfüllt jedoch keinen Zweck, haarsträubende Zitate aus einem solchen Interview herauszuziehen, um getrennt vom namibischen Zusammenhang damit zu tradieren.
Dennoch darf der Öffentlichkeit ein solcher Wortlaut nicht vorenthalten werden. Die Schadensbegrenzung kann nur mit gutem Verständnis der Person und ihrer Aussagen sowie der Kenntnis sonstiger namibischer Verhältnisse betrieben werden.
Wer ein voriges Interview kennt, das Nujoma im April 2001 der BBC-Korrespondentin Frauke Röschlau in Windhoek gewährte und das seinerzeit ebenfalls verbatim im Parteiorgan der Swapo und in der englischen Tageszeitung (Namibian) abgedruckt war, erfährt hier nichts Neues.
Die Medien, die namibische Öffentlichkeit, hiesige Diplomaten und selbst die Minister der Regierung stehen wiederholt vor der Herausforderung, wie sie extreme und widersprüchliche, mitunter peinliche Aussagen des Präsidenten einzuordnen haben, wenn er frei "aus dem Bauch heraus" spricht. Dabei haben sie den Vorteil, dass sie Nujoma vor dem Hintergrund seiner Laufbahn und der nunmehr zwölfjährigen Regierungszeit im Landesrahmen gehört, erlebt und beobachtet haben. Das namibische Publikum ist nach umstrittenen Auftritten des Präsidenten immer wieder die Zielgruppe für Nujomas Apologeten, darunter Minister, die wie Theo-Ben Gurirab, Abraham Iyambo und, vor seiner Absetzung, wie auch Hage Geingob durch öffentliche Relativierung und durch Beschwichtigung des Vertrauensklimas für Nujoma die Kastanien aus dem Feuer holen. Obwohl dadurch bei weitem nicht alle Zweifel beseitigt sind, hat sogar das kritische Publikum unter diesen Umständen mit dem "rhetorischen Wechselbad" Nujoma leidlich zu leben gelernt. Ein sehr großer Teil der partei- und persongebundenen Gefolgschaft Nujomas kommt indessen gar nicht auf den Gedanken, den Präsidenten in seinen Widersprüchen in Frage zu stellen.
Die Differenzierung, die für die Öffentlichkeit innerhalb Namibia möglich ist und auch ausgeübt wird, ist für den auswärtigen Leser des Welt-Interviews mit Nujoma nicht möglich. Deshalb müssen dort zwangsläufig Schreckensbilder entstehen, die dem Klischee maroder Afrika-Staaten und ihrer Despoten entsprechen. Genau das hat die namibische Gesellschaft nicht verdient. Die Aufgabe der Schadensbegrenzung kann dabei aber wiederum nicht sein, entgleiste Auftritte und Aussagen des Staatsoberhaupts zu beschönigen, denn Kritik und die Pflicht zur Rechenschaft gehören zu jedem öffentlichen Amt - um wieviel mehr zum Amt des ersten Dieners der Nation!
Es erfüllt jedoch keinen Zweck, haarsträubende Zitate aus einem solchen Interview herauszuziehen, um getrennt vom namibischen Zusammenhang damit zu tradieren.
Dennoch darf der Öffentlichkeit ein solcher Wortlaut nicht vorenthalten werden. Die Schadensbegrenzung kann nur mit gutem Verständnis der Person und ihrer Aussagen sowie der Kenntnis sonstiger namibischer Verhältnisse betrieben werden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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