Saintfiet-Wechsel: "Da mach ich mich ja mit kaputt"

Die Sport-Medienlandschaft in dem beschaulichen Namibia überschlug sich gestern förmlich. Angeblich hatte Fußball-Nationaltrainer Tom Saintfiet ein Bewerbungsschreiben an den nigerianischen Fußball- Verband geschickt. Was war passiert?
Seinen Anfang nahm das Gerücht am Mittwochmorgen, als das Namibia Sport Magazine auf seiner Homepage berichtete, dass der belgische Trainer sich niemals beim nigerianischen Verband beworben habe. "Man hätte", erklärte das Magazin gegenüber der Allgemeinen Zeitung (AZ), "einen Tipp bekommen, dass auf der nigerianischen Onlinepräsenz www.thisdayonline.com die Bewerbung des namibischen Cheftrainers veröffentlicht wurde.
Ein Besuch auf der Internetseite zeigt tatsächlich einen Artikel mit der Überschrift "Reasons Why I Should Get the Eagles Job, by Tom Saintfiet." Der Inhalt ist wahrlich amüsant: In sechs Punkten erläutert jemand im Namen Saintfiets, wieso gerade er der geeignete Trainer für den Posten wäre.
Doch der belgische Coach kann sich so gar nicht über diesen Artikel freuen: "Keine Ahnung wie das passieren konnte. Der einzige, der jetzt aufgeregt sein sollte, bin ich. Denn ich empfinde solch einen veröffentlichten Artikel als negativ", gibt der Nationalcoach preis und nimmt weiter Bezug auf die Auswirkungen, die seiner Meinung nach nicht förderlich sind. "Wenn ich diesen Artikel tatsächlich geschrieben hätte, dann mit mehr Informationen und nicht mit so viel Blödsinn. Da mach ich mich ja mit kaputt."
Und damit hat der namibische Nationaltrainer nicht Unrecht. Immerhin erreicht die Zeitung THISDAY nach eigener Auskunft eine tägliche Leserschaft von vier Millionen Rezipienten. Wer steckt nun hinter dieser Veröffentlichung, über die sich der namibische Nationaltrainer so ärgert. Unzählige Anrufe bei der nigerianischen Tageszeitung führen näher an die Quelle. Der für den Artikel verantwortliche Journalist beruft sich auf ein Schreiben, zugesandt vom nigerianischen Fußball-Verband. Darüber hinaus soll die Information seit längerem in nigerianischen Internetseiten kursieren.
Das Werk, dass in Namibia für so viel Aufsehen erregt, ist jedoch nur eine Abwandlung eines viel ausführlicheren Schreibens, das vom THISDAY-Journalisten verkürzt und abgewandelt wurde. In dem Original erscheint die Überschrift sogar noch absurder: "Namibias National Team Coach Applys for Eagles' Job...Gets Westerhof and Olise's Recommendations." In dem Originalschreiben wird erwähnt, dass der ehemalige nigerianische Nationaltrainer, Clemens Westerhof, zu einer Anstellung des Belgiers rät. Doch spätestens einige Zeilen später verflüchtigt sich jede Hoffnung auf Fakten in dem Werk. So ist Tom Saintfiet plötzlich nicht mehr Belgier, sondern Holländer - außerdem sei Tom Saintfiet der einzige Mann, der in der Lage ist, die nigerianische Nationalmannschaft für die WM vorzubereiten.
So sehr sich manch Nigerianer eine Anstellung des Belgiers gewünscht hat, entpuppt sich das Thema als Sturm im Wasserglas. Saintfiets Vertrag läuft noch bis 2012 und er hat nach eigener Aussage kein Bestreben, den Vertrag vorzeitig aufzukündigen. Schon gar nicht, wenn man am 3. März mit der namibischen Nationalmannschaft gegen die Top-Auswahl der Südafrikaner in einem FIFA-Freundschaftspiel im neuen, schnieken, WM-Stadion in Durban spielt. Zur offiziellen Eröffnung des Austragungsortes soll übrigens auch FIFA-Chef Josef Blatter anwesend sein. Das darauf folgende Länderspiel gegen die Seychellen wird am 13. März auf den Seychellen stattfinden - am 26. März das Rückspiel in Namibia.