Rohstoffboom in Afrika: Zwischen Ausbeutung und Wohlstand
Neu sind die Vorwürfe nicht: Bereits vor einem Jahr hatten beide Organisationen ganz ähnliche Anschuldigungen erhoben. Sie wissen dabei weite Teile der öffentlichen Meinung hinter sich. Denn geprägt wird das Bild der Konzerne noch immer von der Ausbeutung Afrikas durch die Weißen während der Kolonialzeit. Glencore macht es seinen Kritikern zudem dadurch leicht, dass der Konzern bis zu seinem Börsengang vor einem Jahr extrem intransparent und defensiv agierte, was den Argwohn gegenüber seinem Management noch schürte.
Dabei ist die Lage vor Ort erheblich komplexer, als die Kritiker glauben machen. So gibt es in der DR Kongo quasi keine staatlichen Strukturen und Institutionen, mit denen die Konzerne verlässlich und geregelt arbeiten können. Auch das Führungspersonal des Landes ist höchst dubios: Zwar ist Joseph Kabila im vergangenen Jahr nach einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigt worden, doch macht ihn dies noch lange nicht zu einem weniger korrupten Staatschef. Bis heute regiert der 40-Jährige vor allem mit Leuten, die aus der Bergbauprovinz Katanga stammen und den wenig schmeichelhaften Beinamen Katanga-Mafia tragen. Inzwischen wird der Reichtum des Kabila-Clans auf über eine Milliarde US-Dollar geschätzt. An einer gerechteren Verteilung der Rohstoffeinnahmen haben er und sein Regime kein Interesse.
Kein Wunder, dass allein in der Bergbauprovinz Katanga mehr als eine Million "freier/informeller Kleinschürfer" unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten, weil sie keine andere Möglichkeit zum Überleben haben - und der Staat sich weder um irgendwelche Arbeitsgesetze noch den Schutz der Umwelt schert. Doch statt das allein am eigenen Machterhalt interessierte Regime in Kinshasa anzuprangern, sehen viele Aktivisten oft allein die westlichen Rohstoffkonzerne als Quelle allen Übels.
Dabei sind die Unternehmen zumeist total auf sich selbst gestellt: Wegen des Fehlens fast jeglicher Infrastruktur sind sie zum Beispiel im Kongo gezwungen, alles selber mühsam heranzuschleppen - vom Treibstoff für Fahrzeuge und Maschinen über das Trinkwasser bis hin zur satellitengestützten Kommunikation. Auch sind sie der Willkür der jeweiligen Machthaber ausgesetzt, die Gesetze, Konzessionen und Steuern nach Belieben erlassen - und fast immer am längeren Hebel sitzen. Im Gegensatz dazu haben die Unternehmen für gewöhnlich erheblich weniger Macht, als ihre Kritiker vorgeben. Entsprechend vorsichtig sind sie bei Investitionen, was sie dann wiederum im Westen dem Vorwurf aussetzt, Afrika zu ignorieren.
Statt die Entwicklungshindernisse in einem ganz anderen kulturellen, ökonomischen und politischen Umfeld wie dem Kongo anzuerkennen, empören sich die Bürger reicher Staaten oft nur selbstgerecht über vereinzelte (und nicht akzeptable) Schäden, die Unternehmen vor Ort anrichten - aber ignorieren darüber völlig den durch das Engagement der Unternehmen zumindest ansatzweise geschaffenen Wohlstand, der offenbar als selbstverständlich empfunden wird.
Die Menschen in den betroffenen Ländern können sich eine solche, von der Realität abgehobene Debatte schon gar nicht leisten. In den allermeisten Staaten Afrikas, wo oft mehr als 50% der jungen Menschen keinen Job haben, ist deshalb nicht etwa das vermeintlich unethische Auftreten der Multinationals das Problem, sondern vielmehr die Tatsache, dass es zu wenig dieser Unternehmen gibt, um dort ein Mindestmaß an Wohlstand zu schaffen. Bezeichnend dafür ist die oft illegale und deshalb international angeprangerte Coltanförderung im Osten des Kongo. Seitdem westliche Unternehmen durch ein US-Gesetz gezwungen sind, die Herkunft des Metalls offenzulegen und deshalb kein billiges Coltan mehr aus dem Kongo aufkaufen, ist die Industrie dort kollabiert - und Zehntausende der "freien Kleinschürfer" ohne Job. Ein gut gemeintes Gesetz hat hier eine schlechte Lage weiter verschärft.
So schwer es für viele Kritiker zu akzeptieren ist: Die einzige Chance für Entwicklungsländer, sich wirklich zu entwickeln, liegt oft darin, für einen Übergangszeitraum ein höheres Verschmutzungsniveau und niedrigere Gehälter in Kauf zu nehmen - genau wie dies in Europa im Frühkapitalismus der Fall war. Man kann dies Ausbeutung nennen - aber auch Industrialisierung. Für den Kongo ist dies derzeit der einzig gangbare Weg zu etwas mehr Wohlstand. Wer dies verhindern will und lieber, wie im Fall von Coltan, keine Investitionen wünscht, sorgt oft unbeabsichtigt dafür, dass die allermeisten Menschen in Afrika noch lange in abgrundtiefer Armut verharren werden.
Dabei ist die Lage vor Ort erheblich komplexer, als die Kritiker glauben machen. So gibt es in der DR Kongo quasi keine staatlichen Strukturen und Institutionen, mit denen die Konzerne verlässlich und geregelt arbeiten können. Auch das Führungspersonal des Landes ist höchst dubios: Zwar ist Joseph Kabila im vergangenen Jahr nach einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigt worden, doch macht ihn dies noch lange nicht zu einem weniger korrupten Staatschef. Bis heute regiert der 40-Jährige vor allem mit Leuten, die aus der Bergbauprovinz Katanga stammen und den wenig schmeichelhaften Beinamen Katanga-Mafia tragen. Inzwischen wird der Reichtum des Kabila-Clans auf über eine Milliarde US-Dollar geschätzt. An einer gerechteren Verteilung der Rohstoffeinnahmen haben er und sein Regime kein Interesse.
Kein Wunder, dass allein in der Bergbauprovinz Katanga mehr als eine Million "freier/informeller Kleinschürfer" unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten, weil sie keine andere Möglichkeit zum Überleben haben - und der Staat sich weder um irgendwelche Arbeitsgesetze noch den Schutz der Umwelt schert. Doch statt das allein am eigenen Machterhalt interessierte Regime in Kinshasa anzuprangern, sehen viele Aktivisten oft allein die westlichen Rohstoffkonzerne als Quelle allen Übels.
Dabei sind die Unternehmen zumeist total auf sich selbst gestellt: Wegen des Fehlens fast jeglicher Infrastruktur sind sie zum Beispiel im Kongo gezwungen, alles selber mühsam heranzuschleppen - vom Treibstoff für Fahrzeuge und Maschinen über das Trinkwasser bis hin zur satellitengestützten Kommunikation. Auch sind sie der Willkür der jeweiligen Machthaber ausgesetzt, die Gesetze, Konzessionen und Steuern nach Belieben erlassen - und fast immer am längeren Hebel sitzen. Im Gegensatz dazu haben die Unternehmen für gewöhnlich erheblich weniger Macht, als ihre Kritiker vorgeben. Entsprechend vorsichtig sind sie bei Investitionen, was sie dann wiederum im Westen dem Vorwurf aussetzt, Afrika zu ignorieren.
Statt die Entwicklungshindernisse in einem ganz anderen kulturellen, ökonomischen und politischen Umfeld wie dem Kongo anzuerkennen, empören sich die Bürger reicher Staaten oft nur selbstgerecht über vereinzelte (und nicht akzeptable) Schäden, die Unternehmen vor Ort anrichten - aber ignorieren darüber völlig den durch das Engagement der Unternehmen zumindest ansatzweise geschaffenen Wohlstand, der offenbar als selbstverständlich empfunden wird.
Die Menschen in den betroffenen Ländern können sich eine solche, von der Realität abgehobene Debatte schon gar nicht leisten. In den allermeisten Staaten Afrikas, wo oft mehr als 50% der jungen Menschen keinen Job haben, ist deshalb nicht etwa das vermeintlich unethische Auftreten der Multinationals das Problem, sondern vielmehr die Tatsache, dass es zu wenig dieser Unternehmen gibt, um dort ein Mindestmaß an Wohlstand zu schaffen. Bezeichnend dafür ist die oft illegale und deshalb international angeprangerte Coltanförderung im Osten des Kongo. Seitdem westliche Unternehmen durch ein US-Gesetz gezwungen sind, die Herkunft des Metalls offenzulegen und deshalb kein billiges Coltan mehr aus dem Kongo aufkaufen, ist die Industrie dort kollabiert - und Zehntausende der "freien Kleinschürfer" ohne Job. Ein gut gemeintes Gesetz hat hier eine schlechte Lage weiter verschärft.
So schwer es für viele Kritiker zu akzeptieren ist: Die einzige Chance für Entwicklungsländer, sich wirklich zu entwickeln, liegt oft darin, für einen Übergangszeitraum ein höheres Verschmutzungsniveau und niedrigere Gehälter in Kauf zu nehmen - genau wie dies in Europa im Frühkapitalismus der Fall war. Man kann dies Ausbeutung nennen - aber auch Industrialisierung. Für den Kongo ist dies derzeit der einzig gangbare Weg zu etwas mehr Wohlstand. Wer dies verhindern will und lieber, wie im Fall von Coltan, keine Investitionen wünscht, sorgt oft unbeabsichtigt dafür, dass die allermeisten Menschen in Afrika noch lange in abgrundtiefer Armut verharren werden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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