Reden und zerreden
Die sechs weltlichen, gesetzlich proklamierten Nationalfeiertage dienen hauptsächlich der patriotischen Gedenkkultur. Drei gelten ausschließlich nationalistischer Selbstdarstellung und des Opfergedenkens: der Unabhängigkeitstag, Cassinga-Tag und Heldengedenktag. Sechs weltliche Feiertage im Jahr zu zelebrieren, hält eine Nation ideell und ideologisch nicht glaubwürdig durch, es sei denn als Kurzerholung. Also dienen sie eher der persönlichen als der nationalen Selbstfindung.
Die regierende Partei verfolgt im Rahmen des Heldengedenktages des 26. August den Ehrgeiz, den namibischen Helden (Heldin) gesetzlich zu definieren. Die amtliche Debatte um die Bestimmung eines Helden und Kriegsveteranen ist jedoch durch den archaischen Dominanzanspruch der Partei anfangs schon zerfahren und verzerrt, weil sie auf das Monopol beharrt, Helden und Veteranen allein zu bestimmen. Dabei tappt sie wie andere autoritäre Parteien in die Falle, dass ihre Erinnerungskultur strikt zeit- und regimegebunden bleibt.
Schon bei der Definition, was ein Kriegsveteran sei, scheitert die SWAPO-Regierung erbärmlich am Maßstab der Versöhnung und hofft auf die Vergesslichkeit des Volkes. SWAPO-Krieger des Unabhängigkeitskampfes vor 1990 und einige ihrer Gegner aus den SWA Territorialstreitkräften (SWATF) sowie aus der Guerilla-Abwehr "Koevoet" sind zwar in die uniformierten Kräfte der Armee und der Polizei integriert, aber die SWAPO bringt es nicht fertig, bei der jetzt beschlossenen Sozialbeihilfe für Kriegsteilnehmer auch ihre ehemaligen Gegner zu bedenken. Dabei haben SWATF und Koevoet direkt nach 1990 ihre Kriegsabfindung, die von Südafrika gezahlt wurde, zur Hälfte mit ihren ehemaligen SWAPO-Gegnern geteilt. Wie verabscheuungswürdig und schäbig von der SWAPO-Regierung, dass sie nun mit erbärmlichen Ausreden den Kriegsveteranen der anderen Seite die Sozialhilfe verweigert.
Der jeweilige Befehlskontext schafft relative Idole. SWAPO-Guerillas hießen beim Gegner "Terroristen" (Terries), weil sie keinen Staat vertraten, gern Bürgerliche töteten und zivile Ziele angriffen, derweil die unter südafrikanischem Befehl kämpfenden Namibier von der SWAPO abschätzig "Makakunjas" beschimpft wurden. Den "Makakunjas", die ebenfalls keine Unschuldsengel waren, hat die SWAPO zu verdanken, dass sie nach ihrem politischen Sieg eine völlig intakte Infrastruktur und ein funktionierendes Gemeinwesen übernehmen konnte.
Solange die regierende Partei in krankhafter Selbstverblendung verharrt und die Veteranen- und Heldendiskussion eigennützig in Klischees zerredet, bleibt die Versöhnung bloßes Gerede. Die Nation braucht an Nationalfeiertagen weder bombastische Heldenanpreisung noch Verteufelung namibischer Mitbürger, noch die Pose der Parteidominanz. Sie braucht die Demonstration inklusiver Versöhnung und der Mitmenschlichkeit als Zeichen vornehmer Souveränität, wie es der Hoheit der Nation geziemt.
Die regierende Partei verfolgt im Rahmen des Heldengedenktages des 26. August den Ehrgeiz, den namibischen Helden (Heldin) gesetzlich zu definieren. Die amtliche Debatte um die Bestimmung eines Helden und Kriegsveteranen ist jedoch durch den archaischen Dominanzanspruch der Partei anfangs schon zerfahren und verzerrt, weil sie auf das Monopol beharrt, Helden und Veteranen allein zu bestimmen. Dabei tappt sie wie andere autoritäre Parteien in die Falle, dass ihre Erinnerungskultur strikt zeit- und regimegebunden bleibt.
Schon bei der Definition, was ein Kriegsveteran sei, scheitert die SWAPO-Regierung erbärmlich am Maßstab der Versöhnung und hofft auf die Vergesslichkeit des Volkes. SWAPO-Krieger des Unabhängigkeitskampfes vor 1990 und einige ihrer Gegner aus den SWA Territorialstreitkräften (SWATF) sowie aus der Guerilla-Abwehr "Koevoet" sind zwar in die uniformierten Kräfte der Armee und der Polizei integriert, aber die SWAPO bringt es nicht fertig, bei der jetzt beschlossenen Sozialbeihilfe für Kriegsteilnehmer auch ihre ehemaligen Gegner zu bedenken. Dabei haben SWATF und Koevoet direkt nach 1990 ihre Kriegsabfindung, die von Südafrika gezahlt wurde, zur Hälfte mit ihren ehemaligen SWAPO-Gegnern geteilt. Wie verabscheuungswürdig und schäbig von der SWAPO-Regierung, dass sie nun mit erbärmlichen Ausreden den Kriegsveteranen der anderen Seite die Sozialhilfe verweigert.
Der jeweilige Befehlskontext schafft relative Idole. SWAPO-Guerillas hießen beim Gegner "Terroristen" (Terries), weil sie keinen Staat vertraten, gern Bürgerliche töteten und zivile Ziele angriffen, derweil die unter südafrikanischem Befehl kämpfenden Namibier von der SWAPO abschätzig "Makakunjas" beschimpft wurden. Den "Makakunjas", die ebenfalls keine Unschuldsengel waren, hat die SWAPO zu verdanken, dass sie nach ihrem politischen Sieg eine völlig intakte Infrastruktur und ein funktionierendes Gemeinwesen übernehmen konnte.
Solange die regierende Partei in krankhafter Selbstverblendung verharrt und die Veteranen- und Heldendiskussion eigennützig in Klischees zerredet, bleibt die Versöhnung bloßes Gerede. Die Nation braucht an Nationalfeiertagen weder bombastische Heldenanpreisung noch Verteufelung namibischer Mitbürger, noch die Pose der Parteidominanz. Sie braucht die Demonstration inklusiver Versöhnung und der Mitmenschlichkeit als Zeichen vornehmer Souveränität, wie es der Hoheit der Nation geziemt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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