Rückblenden zum Waterberg 1904 - Zeugnis von Else Sonnenberg
Wer im Jahre 2004 Vorträge und Überlegungen zum Herero-Aufstand 1904 gehört oder sich daran beteiligt hat, war stets Empfänger und Multiplikator zweiter und dritter Hand. Zwei kleine Bücher sind am Rande der Debatten und Dispute erschienen, worin eine Betroffene, Else Sonnenberg, selbst zu Wort kommt - ein Zeugnis erster Hand.
Sie stammte aus Wendeburg und ihr Mann Gustav aus Peine-Stederdorf, die 1903 nach Deutsch-Südwestafrika ausgewandert sind und am Waterberg einen Store betreiben. Bereits am 14. Januar 1904 wird Gustav Sonnenberg erschlagen und der Store geplündert. Else Sonnenberg flüchtet sich mit ihrem Säugling in das Missionshaus am Waterberg. So wie fast überall während des Aufstandes bleiben Frauen und Kinder und die Missionare von den Herero unbehelligt. Missionar Eich, so erinnert sie sich später, "trat kurz nach dem Blutbad zu mir und übergab mir ein Neues Testament, dazu ein Notizbuch mit den Worten: ,Es wird sie vielleicht manchmal auf andere Gedanken bringen, wenn Sie einige Aufzeichnungen machen können über die täglichen Geschehnisse und das, was sich bisher ereignet hat. Auch wird Ihnen später an der Hand dieser Aufzeichnungen manches wieder deutlicher vor Augen treten.` ``
Mehr als vier Wochen leben nun mehrere Frauen und Kinder auf engsten Raum im Missionshaus, immer in der Angst vor Übergriffen der Herero. Am 23. Februar 1904 entschließen sich die in Waterberg lebenden Herero mit ihrem gesamten Vieh, was die Lebensgrundlage bildete, fortzuziehen. Das ganze Volk macht sich mit Ochsenkarren und zu Fuß auf den Weg Richtung Süden, um dem drohendem Krieg mit der deutschen Schutztruppe zu entkommen. Else Sonnenberg und die Bewohner des Missionshauses nehmen sie in ihrem Treck kurzerhand mit. So richtig deutlich wird nicht, ob als Gefangene oder als Schutzbefohlene. Bis Anfang April ziehen sie mit dem Herero-Treck umher bis sie in Oviumbo in das Heerlager des Oberhäuptlings Samuel Maharero eintreffen.
Der stellt sie persönlich unter seinen Schutz und lässt sie schließlich auch allein in das eine Tagesreise entfernte Okahandja ziehen. Auf dem halben Wege kommt die deutsche Schutztruppe den längst Totgeglaubten entgegen und nimmt sie in ihre Obhut. Für Else Sonnenberg und ihren kleinen Sohn endet der Aufenthalt in Afrika am 29. April, als sie das Schiff betritt, was sie wieder nach Deutschland bringt.
Was diese Geschichte jedoch so einzigartig werden lässt, ist die Tatsache, dass Else Sonnenberg ihr Erlebtes aufgeschrieben hat. Bereits 1905 erscheint ihr Buch "Wie es am Waterberg zuging". Einzigartig, weil es eines der wenigen zeitnahen Dokumente einer Augenzeugin ist. Else Sonnenberg beschreibt diese Vorgänge aus eigenem Erleben wahrheitsgetreu und unvoreingenommen. Sie verdammt nicht das ganze Volk der Herero, sondern sie unterscheidet nach schuldig und unschuldig. Richtig erkennt sie: "Die Treuen müssen leiden um der Sünden der Ungetreuen, ob sie schwarz oder weiß sind." In der zeitgenössischen Literatur werden die Herero pauschal als hochmütig, geizig und anmaßend bezeichnet. Habgier und der Hang zur Unwahrhaftigkeit waren Eigenschaften, die ihnen unterstellt wurden. Else Sonnenberg unterläuft dieser Fehler nicht. Sie sieht den einzelnen Menschen und beurteilt ihn nach ihren eigenen Erfahrungen.
Dieser Originalaugenzeugenbericht wurde in diesem Jahr in einer unveränderten Version neu aufgelegt. Es wurde bewusst der Sprachgebrauch von vor 100 Jahren erhalten, um dem Leser einen Einblick in die damalige Zeit zu geben. Es ist ein Beitrag zum Herero-Aufstand, der nicht wie viele andere Veröffentlichungen das Militärische in den Vordergrund stellt, sondern in "Wie es am Waterberg zuging" beschreibt das menschliche Schicksal in diesem Krieg.
Als Ergänzung zu diesem Buch ist diese Veröffentlichung "Das Schicksal der Else Sonnenberg im Herero-Aufstand" von Otto Pfingsten gedacht. Es ist eine Zusammenfassung der Ereignisse am Waterberg, bei der die Geschichte der Missionsarbeit, die Ankunft der ersten Händler und die Umstände, die später zum Aufstand geführt haben, behandelt werden. Dabei wird immer wieder der Bogen zur Else Sonnenberg gespannt. Zusätzlich wird die Berichterstattung durch die damalige Braunschweigische Landeszeitung dokumentiert. Außerdem erfährt man Persönliches aus dem Leben der Autorin des Buches "Wie es am Waterberg zuging". Angefangen mit ihrer Kindheit, über ihre Erlebnisse in Afrika bis hin zu ihrem Lebensabend in Wendeburg. Bereichert wird das Ganze durch umfangreiches Fotomaterial und vor allen durch Landkarten, auf denen sich die Orte des Geschehens finden lassen.
Else Sonnenberg
"Wie es am Waterberg zuging"
DIN A5, 124 Seiten. 11 Abb., farbiger Umschlag, broschiert
Verlag Uwe Krebs, ISBN 3-932030-28-1. Unverbindlicher Richtpreis: N$ 215
Otto Pfingsten
"Das Schicksal der Else Sonnenberg im Herero-Aufstand"
DIN A5, 64 Seiten, 52 Abb., farbiger Umschlag, broschiert
Verlag Uwe Krebs, ISBN 3-932030-29-X. Unverbindlicher Richtpreis: N$ 164
Sie stammte aus Wendeburg und ihr Mann Gustav aus Peine-Stederdorf, die 1903 nach Deutsch-Südwestafrika ausgewandert sind und am Waterberg einen Store betreiben. Bereits am 14. Januar 1904 wird Gustav Sonnenberg erschlagen und der Store geplündert. Else Sonnenberg flüchtet sich mit ihrem Säugling in das Missionshaus am Waterberg. So wie fast überall während des Aufstandes bleiben Frauen und Kinder und die Missionare von den Herero unbehelligt. Missionar Eich, so erinnert sie sich später, "trat kurz nach dem Blutbad zu mir und übergab mir ein Neues Testament, dazu ein Notizbuch mit den Worten: ,Es wird sie vielleicht manchmal auf andere Gedanken bringen, wenn Sie einige Aufzeichnungen machen können über die täglichen Geschehnisse und das, was sich bisher ereignet hat. Auch wird Ihnen später an der Hand dieser Aufzeichnungen manches wieder deutlicher vor Augen treten.` ``
Mehr als vier Wochen leben nun mehrere Frauen und Kinder auf engsten Raum im Missionshaus, immer in der Angst vor Übergriffen der Herero. Am 23. Februar 1904 entschließen sich die in Waterberg lebenden Herero mit ihrem gesamten Vieh, was die Lebensgrundlage bildete, fortzuziehen. Das ganze Volk macht sich mit Ochsenkarren und zu Fuß auf den Weg Richtung Süden, um dem drohendem Krieg mit der deutschen Schutztruppe zu entkommen. Else Sonnenberg und die Bewohner des Missionshauses nehmen sie in ihrem Treck kurzerhand mit. So richtig deutlich wird nicht, ob als Gefangene oder als Schutzbefohlene. Bis Anfang April ziehen sie mit dem Herero-Treck umher bis sie in Oviumbo in das Heerlager des Oberhäuptlings Samuel Maharero eintreffen.
Der stellt sie persönlich unter seinen Schutz und lässt sie schließlich auch allein in das eine Tagesreise entfernte Okahandja ziehen. Auf dem halben Wege kommt die deutsche Schutztruppe den längst Totgeglaubten entgegen und nimmt sie in ihre Obhut. Für Else Sonnenberg und ihren kleinen Sohn endet der Aufenthalt in Afrika am 29. April, als sie das Schiff betritt, was sie wieder nach Deutschland bringt.
Was diese Geschichte jedoch so einzigartig werden lässt, ist die Tatsache, dass Else Sonnenberg ihr Erlebtes aufgeschrieben hat. Bereits 1905 erscheint ihr Buch "Wie es am Waterberg zuging". Einzigartig, weil es eines der wenigen zeitnahen Dokumente einer Augenzeugin ist. Else Sonnenberg beschreibt diese Vorgänge aus eigenem Erleben wahrheitsgetreu und unvoreingenommen. Sie verdammt nicht das ganze Volk der Herero, sondern sie unterscheidet nach schuldig und unschuldig. Richtig erkennt sie: "Die Treuen müssen leiden um der Sünden der Ungetreuen, ob sie schwarz oder weiß sind." In der zeitgenössischen Literatur werden die Herero pauschal als hochmütig, geizig und anmaßend bezeichnet. Habgier und der Hang zur Unwahrhaftigkeit waren Eigenschaften, die ihnen unterstellt wurden. Else Sonnenberg unterläuft dieser Fehler nicht. Sie sieht den einzelnen Menschen und beurteilt ihn nach ihren eigenen Erfahrungen.
Dieser Originalaugenzeugenbericht wurde in diesem Jahr in einer unveränderten Version neu aufgelegt. Es wurde bewusst der Sprachgebrauch von vor 100 Jahren erhalten, um dem Leser einen Einblick in die damalige Zeit zu geben. Es ist ein Beitrag zum Herero-Aufstand, der nicht wie viele andere Veröffentlichungen das Militärische in den Vordergrund stellt, sondern in "Wie es am Waterberg zuging" beschreibt das menschliche Schicksal in diesem Krieg.
Als Ergänzung zu diesem Buch ist diese Veröffentlichung "Das Schicksal der Else Sonnenberg im Herero-Aufstand" von Otto Pfingsten gedacht. Es ist eine Zusammenfassung der Ereignisse am Waterberg, bei der die Geschichte der Missionsarbeit, die Ankunft der ersten Händler und die Umstände, die später zum Aufstand geführt haben, behandelt werden. Dabei wird immer wieder der Bogen zur Else Sonnenberg gespannt. Zusätzlich wird die Berichterstattung durch die damalige Braunschweigische Landeszeitung dokumentiert. Außerdem erfährt man Persönliches aus dem Leben der Autorin des Buches "Wie es am Waterberg zuging". Angefangen mit ihrer Kindheit, über ihre Erlebnisse in Afrika bis hin zu ihrem Lebensabend in Wendeburg. Bereichert wird das Ganze durch umfangreiches Fotomaterial und vor allen durch Landkarten, auf denen sich die Orte des Geschehens finden lassen.
Else Sonnenberg
"Wie es am Waterberg zuging"
DIN A5, 124 Seiten. 11 Abb., farbiger Umschlag, broschiert
Verlag Uwe Krebs, ISBN 3-932030-28-1. Unverbindlicher Richtpreis: N$ 215
Otto Pfingsten
"Das Schicksal der Else Sonnenberg im Herero-Aufstand"
DIN A5, 64 Seiten, 52 Abb., farbiger Umschlag, broschiert
Verlag Uwe Krebs, ISBN 3-932030-29-X. Unverbindlicher Richtpreis: N$ 164
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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