Raupenplage in Afrika: Die Furcht vor dem Herbst-Heerwurm
Einer der schlimmsten Schädlinge Nord- und Südamerikas hat erstmals Afrika erreicht und bedroht dort in vielen Ländern die Maisernte. Experten warnen zudem, dass sich der Herbst-Heerwurm (Spodoptera frugiperda), die Raupe eines Falters, schon bald von Afrika bis in den europäischen Mittelmeerraum verbreiten könnte. „Es wird wahrscheinlich dazu kommen, und wir können den Heerwurm nicht ausrotten“, erklärt Matthew Cock, der leitende Forscher des Zentrums für Landwirtschaft und Biowissenschaften (CABI) im englischen Egham.
Afrika ist auf die Invasion nicht vorbereitet. Die bis zu vier Zentimeter langen Raupen des Herbst-Heerwurms - der Name ist abgeleitet vom englischen Begriff „fall armyworm“ - fressen sich am liebsten durch Maisfelder: Tausende Raupen stürzen sich auf ein Feld, grasen es ab und ziehen dann in geschlossener Formation weiter. „Sie bewegen sich zusammen, es ist wirklich wie ein Heer“, erklärt David Phiri, der Koordinator fürs südliche Afrika der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO).
In Sambia sind bereits 130000 Hektar Mais betroffen, in Simbabwe neun von zehn Provinzen. „Mit diesem Ausbruch habe ich nicht gerechnet“, sagt ein betroffener Landwirt aus Simbabwe. „Wenn die Lage sich nicht ändert, werden wir hungern.“ Auch Südafrika, der mit Abstand größte Maisproduzent der Region, hat den ungebetenen Gast aus Amerika inzwischen auf Feldern entdeckt.
Die Invasion des Herbst-Heerwurms ist eine große Bedrohung für Afrika. Mais ist das wichtigste Grundnahrungsmittel der Region, das etwa 70 Prozent der Ackerflächen belegt. Das Ausmaß der Ernteschäden ist derzeit noch nicht absehbar. Generell könnte der Schädling aber 70 Prozent einer Ernte vernichten, warnt die FAO.
Die Zeit drängt. Die Raupen fressen sich in rund drei Wochen satt, dann verwandeln sie sich in einen Eulenfalter (Noctuidae). Diese können sich bei günstigem Wind rasch über Hunderte Kilometer verbreiten und legen bis zu 1000 Eier.
Der Herbst-Heerwurm wurde Anfang 2016 erstmals in Nigeria festgestellt, ein Jahr später ist er nun bereits rund 5000 Kilometer weiter südlich aktiv. Wegen des milden Klimas sterben die Schädlinge nicht an Frost, daher könnte es pro Jahr bis zu zwölf Generationen geben.
Für die Landwirtschaft ist die Raupe eine Bedrohung einer neuen Größenordnung. „In Afrika weiß niemand, wie man den neuen Schädling am besten bekämpft“, erklärt Forscher Cock. In Amerika werde seit Jahrzehnten an Strategien zu seiner Bekämpfung gearbeitet. „Er wird oft als einer der schlimmsten Schädlinge Amerikas beschrieben“, sagt Cock. Er vermutet, dass der Herbst-Heerwurm versehentlich mit Luftfracht nach Afrika eingeschleppt wurde.
Die Raupen fressen zwar am liebsten Mais, machen aber auch vor anderem Getreide und Gemüse nicht halt. „Der Heerwurm kann großen Schaden anrichten“, sagt Cock. Das südliche Afrika erholt sich noch von einer Dürre, von der 2016 nach UN-Angaben 40 Millionen Menschen betroffen waren.
Am besten kann der Heerwurm als junge Raupe gezielt mit Pestiziden bekämpft werden. Wenn sich der Schädling erstmal in den Mais hineingefressen hat, ist nichts mehr zu machen. „Deswegen muss er schnell erkannt und bekämpft werden“, sagt FAO-Koordinator Phiri. Als natürliche Feinde stehen dem Heerwurm Vögel entgegen. Sie fressen die Raupen vor allem, wenn sie sich sichtbar in offenem Gelände von einem Feld zum anderen bewegen. In Nord- und Südamerika gelten auch Ameisen als natürliche Feinde, die etwa die Eier der Heerwürmer fressen, wie Cock erklärt.
Neben Pestiziden kommen auch traditionelle Methoden zum Einsatz. Landwirte können zum Beispiel Gräben um ein betroffenes Feld ausheben. Dann sind die Raupen leicht zu töten, wenn sie versuchen, auf ein Nachbarfeld zu gelangen, wie Phiri erklärt. Landwirte haben damit bereits gute Erfahrungen gemacht, um einen in Afrika heimischen und weniger gefährlichen Cousin des Heerwurms, den Afrikanischen Heerwurm (Spodoptera exempta), in Schach zu halten.
In Ländern wie Sambia, Malawi und Simbabwe lebt ein Großteil der Bevölkerung von der Landwirtschaft. Für die Bauern dort kann ein Schädlingsbefall verheerend sein, denn viele betreiben vor allem Subsistenzwirtschaft. Ohne Ernte können sie ihre Familie nur schwer ernähren. In den betroffenen Ländern gibt es in der Regel keinerlei Versicherung gegen Ernteausfälle, weder als kommerzielles Produkt noch durch den Staat. Das einzige Sicherheitsnetz für die meisten Kleinbauern sind Verwandte - sofern deren Felder nicht auch vom Heerwurm vernichtet wurden.
Jürgen Bätz (dpa), Johannesburg
Afrika ist auf die Invasion nicht vorbereitet. Die bis zu vier Zentimeter langen Raupen des Herbst-Heerwurms - der Name ist abgeleitet vom englischen Begriff „fall armyworm“ - fressen sich am liebsten durch Maisfelder: Tausende Raupen stürzen sich auf ein Feld, grasen es ab und ziehen dann in geschlossener Formation weiter. „Sie bewegen sich zusammen, es ist wirklich wie ein Heer“, erklärt David Phiri, der Koordinator fürs südliche Afrika der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO).
In Sambia sind bereits 130000 Hektar Mais betroffen, in Simbabwe neun von zehn Provinzen. „Mit diesem Ausbruch habe ich nicht gerechnet“, sagt ein betroffener Landwirt aus Simbabwe. „Wenn die Lage sich nicht ändert, werden wir hungern.“ Auch Südafrika, der mit Abstand größte Maisproduzent der Region, hat den ungebetenen Gast aus Amerika inzwischen auf Feldern entdeckt.
Die Invasion des Herbst-Heerwurms ist eine große Bedrohung für Afrika. Mais ist das wichtigste Grundnahrungsmittel der Region, das etwa 70 Prozent der Ackerflächen belegt. Das Ausmaß der Ernteschäden ist derzeit noch nicht absehbar. Generell könnte der Schädling aber 70 Prozent einer Ernte vernichten, warnt die FAO.
Die Zeit drängt. Die Raupen fressen sich in rund drei Wochen satt, dann verwandeln sie sich in einen Eulenfalter (Noctuidae). Diese können sich bei günstigem Wind rasch über Hunderte Kilometer verbreiten und legen bis zu 1000 Eier.
Der Herbst-Heerwurm wurde Anfang 2016 erstmals in Nigeria festgestellt, ein Jahr später ist er nun bereits rund 5000 Kilometer weiter südlich aktiv. Wegen des milden Klimas sterben die Schädlinge nicht an Frost, daher könnte es pro Jahr bis zu zwölf Generationen geben.
Für die Landwirtschaft ist die Raupe eine Bedrohung einer neuen Größenordnung. „In Afrika weiß niemand, wie man den neuen Schädling am besten bekämpft“, erklärt Forscher Cock. In Amerika werde seit Jahrzehnten an Strategien zu seiner Bekämpfung gearbeitet. „Er wird oft als einer der schlimmsten Schädlinge Amerikas beschrieben“, sagt Cock. Er vermutet, dass der Herbst-Heerwurm versehentlich mit Luftfracht nach Afrika eingeschleppt wurde.
Die Raupen fressen zwar am liebsten Mais, machen aber auch vor anderem Getreide und Gemüse nicht halt. „Der Heerwurm kann großen Schaden anrichten“, sagt Cock. Das südliche Afrika erholt sich noch von einer Dürre, von der 2016 nach UN-Angaben 40 Millionen Menschen betroffen waren.
Am besten kann der Heerwurm als junge Raupe gezielt mit Pestiziden bekämpft werden. Wenn sich der Schädling erstmal in den Mais hineingefressen hat, ist nichts mehr zu machen. „Deswegen muss er schnell erkannt und bekämpft werden“, sagt FAO-Koordinator Phiri. Als natürliche Feinde stehen dem Heerwurm Vögel entgegen. Sie fressen die Raupen vor allem, wenn sie sich sichtbar in offenem Gelände von einem Feld zum anderen bewegen. In Nord- und Südamerika gelten auch Ameisen als natürliche Feinde, die etwa die Eier der Heerwürmer fressen, wie Cock erklärt.
Neben Pestiziden kommen auch traditionelle Methoden zum Einsatz. Landwirte können zum Beispiel Gräben um ein betroffenes Feld ausheben. Dann sind die Raupen leicht zu töten, wenn sie versuchen, auf ein Nachbarfeld zu gelangen, wie Phiri erklärt. Landwirte haben damit bereits gute Erfahrungen gemacht, um einen in Afrika heimischen und weniger gefährlichen Cousin des Heerwurms, den Afrikanischen Heerwurm (Spodoptera exempta), in Schach zu halten.
In Ländern wie Sambia, Malawi und Simbabwe lebt ein Großteil der Bevölkerung von der Landwirtschaft. Für die Bauern dort kann ein Schädlingsbefall verheerend sein, denn viele betreiben vor allem Subsistenzwirtschaft. Ohne Ernte können sie ihre Familie nur schwer ernähren. In den betroffenen Ländern gibt es in der Regel keinerlei Versicherung gegen Ernteausfälle, weder als kommerzielles Produkt noch durch den Staat. Das einzige Sicherheitsnetz für die meisten Kleinbauern sind Verwandte - sofern deren Felder nicht auch vom Heerwurm vernichtet wurden.
Jürgen Bätz (dpa), Johannesburg
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Allgemeine Zeitung
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