Ramatex ignoriert Verseuchung

Der Protest gegen die Verschmutzung durch ungeklärte Industrieabwässer der Textilfabrik Ramatex hat gestern Abend im Stadtrat einen Höhepunkt erreicht, als Ratsmitglied Ilme Schneider im Namen aller Bürger und der Opposition ultimativ klare Antworten verlangte.

Windhoek - Bürgermeister Mateus Shikongo überließ die Entgegnung auf die Fragen seinem Stadtdirektor Niilo Taapopi, der damit konterte, für heute früh einen Lokaltermin auf dem Fabriksgelände anzusagen. Zusammen mit städtischen Wasserexperten wollen sich die Staatssekretäre der Ressorts Umwelt und Tourismus, Handel und Industrie, Kommunalverwaltung und Landwirtschaft zu einem Ortstermin treffen, um sich über das Ausmaß der Ramatex-Verstöße gegen die städtischen Umwelt- und Entsorgungsbestimmungen zu vergewissern. Seit April 2003 ist es keine Frage mehr, ob Ramatex ungeklärtes Industriewasser im westlichen Stadtteil ins Gelände laufen lässt, sondern müssen Stadt und Regierung ergründen, warum die Betriebsleitung trotz anfänglicher Abmachungen und Zusagen konstant die Aufbereitung der chemischen Abwässer verweigert.

Taapopi kündigte gleichzeitig an, dass die Stadt der Textilfabrik die vorläufige Genehmigung zur "nassen Aufbereitung" (der chemisch intensive Färbungsprozess von Textilien) vom April 2003 wieder entzogen habe. Die Swapo-Stadträte meldeten sich zu dem skandalösen Thema nicht zu Wort und überließen die Reaktion allein dem Bürgermeister und dem Stadtdirektor.

Ilme Schneider begrüßte den Ortstermin und den Entzug der Genehmigung, möchte aber transparente Kontrollen sehen und verlangt, dass die Stadt den Konzern - nach unzähligen Mahnungen, Unterredungen und Bitten - vor Gericht anklagt, wenn binnen kurzer Frist immer noch kein Zeichen zu erkennen ist, dass die Fabriksleitung die städtischen Umweltbestimmungen ernst nimmt.

Seit April 2003, als die Stadt der Fabrik unter klaren Bedingungen den nassen Textilfärbungsprozess genehmigte, ist Ramatex in die volle Produktion gegangen, hat aber kaum eine Umweltschutzbedingung erfüllt, wie aus einem Text der städtischen Exekutive hervorgeht, in den verschiedene Medien Einblick erhalten haben. Inzwischen läuft chemisches Abwasser unkontrolliert aus dem Ramatex Gelände in den Goreangab-Damm, haben die Wasserexperten die Salzverseuchung bereits in der Wasserader am Fabriksgelände festgestellt und benutzt Ramatex riesige Wassersprengler auf dem Gelände, angeblich um den Staub zu löschen. Aber die Stadt hat festgestellt - entgegen der Behauptung von Ramatex, dass dazu Süßwasser benutzt werde - dass die Fabrik auf diesem Weg unter freiem Himmel einen Großteil ihrer chemischen Abwässer entsorgt, was gegen alle Wasserschutz- und Umweltregeln verstößt.

Infolge ihres aussichtslosen Kampfs, die städtischen Umweltvorschriften auf dem Fabriksgelände durchzusetzen, konnte der Stadtrat zunächst Industrieminister Jesaya Nyamu und seinen Staatssekretär Andreas Ndishishi sowie zwei eigene Wasserexperten im Juli 2004 zu einem direkten Besuch in Kuala Lumpur bewegen, um dort direkt mit dem Konzern-Chef Albert Lim zu verhandeln. Sie wurden empfangen, aber auch danach ist Ramatex noch schuldig geblieben, eine städtische Liste mit elf Bau- und Entsorgungsvorschriften zu erfüllen.