Pflicht und Zeremoniell

Wenn andere ins Wochenende gehen, trommelt die Swapo ihr Zentralkomitee noch einmal zusammen und geht mit ihren Mitgliedern in Klausur. Es müssen noch Fragen behandelt werden, die seit dem großen Parteitag im August dieses Jahres anstehen. Darunter die Besetzung verschiedener Parteiämter und die Erörterung einer angemessenen Staatspolitikin Zeiten, da sich eine neue Zweiteilung der Welt in ein muslimisches und ein profan kapitalistisches Lager (mit etwas christlichem Anstrich) abzeichnet.

Die nunmehr zweite Sitzung des Zentralkomitees hat mit dem üblichen Zeremoniell begonnen, dass sich Präsident Nujoma - anders als bei seinen sonstigen Verpflichtungen - großzügig Zeit gönnt und eine Stunde später als angesagt eintrifft. Etliche Mitglieder wissen das, denn auch sie treffen bis zu 30 Minuten nach der angegebenen Uhrzeit ein. In der Zwischenzeit verbringen die mit deutlichen Parteifarben geschmückten Mitglieder ihre Zeit mit ausführlicher persönlicher Begrüßung. Einige sind sehr weit angereist wie Wilfried Emvula, Namibias Botschafter in Paris. Im Vorfeld des Präsidenten reagieren Sicherheitsbeamte auf die Anwesenheit der Presse stets besonders irritiert.


Der Präsident selbst gibt sich bei Parteigesang, bei den Rufen zur Einheit, zum Arbeitsfleiß und in seiner Eröffnungsrede gelassen, die er dem Konzept getreu und ohne Abschweifung abliest. - Es ist weitaus einfacher, ihm bei seiner Pflicht, als bei seinen spontanen Ausbrüchen zu folgen.