Nujoma gerät in Erklärungsnot

Von NMH & M. Springer, Windhoek

Der Minister für Landreform, Utoni Nujoma, kommt nicht aus den Schlagzeilen. Diesmal sieht er sich dem Vorwurf ausgesetzt, er habe im Rahmen des staatlichen Umsiedlungsprogramms die rund 4800 Hektar umfassende und etwa 45 nordwestlich von Okahandja gelegene Farm Felseneck an die Catering-Firma Passions Culinary and Hospitality Institute verpachtet, deren vier Anteilseigner in Regierungskreisen gut vernetzt seien.

Der Vorgang wurde von Ombudsmann John Walters bestätigt, bei dem Beschwerden von Personen laut wurden, die sich zuvor beim Ministerium scheinbar vergeblich um eine Umsiedlung auf Farm Felseneck beworben hatten. Walters zufolge habe es das Ministerium versäumt, den gescheiterten Bewerbern wie vorgeschrieben die Gründe dafür zu nennen, warum ihr Antrag auf Umsiedlung abgelehnt wurde.

Zu diesen zählt die Eigentümerin der Firma Sobas Investments, Sophia Basson, die in Okahandja sesshaft ist und deren Antrag auf Umsiedlung ohne Angabe von Gründen verworfen wurde. Das Ministerium hatte im Jahre 2013 die Farm Felseneck zur Umsiedlung landloser Bewohner freigegeben, kurz darauf aber aus ungeklärten Gründen wieder zurückgezogen.

Als das Ministerium im Jahre 2016 erneut zu Umsiedlungs-Anträgen für Felseneck aufrief, hatte sich auch Basson beworben. Nachdem sie über einen langen Zeitraum keine Rückmeldung erhalten hatte, reichte sie sowohl bei Nujoma, als auch bei Präsident Hage Geingob und dem Gouverneur der Otjozondjupa-Region, Otto Ipinge, eine Beschwerde ein und wandte sich schließlich an Walters, als auch diese unbeantwortet blieb.

In der schriftlichen Zuteilung der Farm an die Firma Passions Culinary werden deren vier Teilhaber als Valerie Aron und Jona Levi (mit jeweils 30 Prozent) sowie Niklaas Steenkamp und Veripurua Katjatenja (mit jeweils 20 Prozent) identifiziert. Aron ist ehemalige Bürgermeisterin von Okahandja und soll ähnlich gute Beziehungen zu Nujoma haben, wie ihre ehemalige Stellvertreterin und Vize-Bürgermeisterin von Okahandja, Steenkamp.

Aron zufolge habe Passions Culinary die Farm jedoch nicht aufgrund ihrer Bekanntschaft mit Nujoma erhalten, sondern deshalb, weil die Firma auf Felseneck eine Hotelfachschule gründen wolle. Ferner hob sie hervor, dass ihr Nujoma als langjähriger Minister ebenso bekannt sei, wie vielen anderen Namibiern. Daraus ließe sich jedoch nicht ableiten, dass sie mit ihm eng befreundet und deshalb von ihm begünstigt worden sei.

Aktivisten der Landless People´s Movement (LPM) haben die Zuerkennung der Farm an Passions Culinary als mutmaßliche Bevorteilung bereits privilegierter Eliten verurteilt und hinterfragt, wofür einen Catering-Unternehmen ein derart großes Stück Land benötige, auf dem historisch Benachteiligte hätten umgesiedelt werden können.

Die jüngste Kontroverse folgt nur wenige Tage nachdem bekannt wurde, dass Nujoma dem russischen Oligarchen Rashid Sardarov vier Farmen in Namibia verpachtet und ihm damit für 99 Jahre das Nutzungsrecht über eine Fläche von 17400 Hektar übertragen hat (AZ berichtete).