Nigeria: Gespaltenes Land ohne raschen Ausweg aus der Krise
Rund zwölf Monate vor den nächsten Wahlen steckt Nigeria in einer tiefen Krise. Ein monatelanges Machtvakuum hat das Land in eine schwere Schieflage gebracht, die Beobachtern zufolge im Zerfall des mit 140 Millionen Menschen bevölkerungsreichsten Staates Afrikas gipfeln könnte - und unabsehbare Folgen für den Kontinent hätte.
Erst kürzlich warnte der nigerianische Literaturnobelpreisträger und Menschenrechtsaktivist Wole Soyinka erneut davor, dass sein Heimatland ein "gescheiterter Staat" sei, in dem die Wut der Menschen "ihren Höhepunkt erreicht" habe. "Zu viele glauben noch immer an den Mythos, dass Nigeria stets im letzten Moment vor dem Abgrund zurückweiche", sagte der bekannte Autor. Doch diesmal habe das Land ein Stadium erreicht, in dem "vieles implodieren" könnte. "Die Wahlen im nächsten Jahr sind Nigerias allerletzte Chance", glaubt Soyinka.
Gegenwärtig wird die nach Südafrika zweitgrößte Volkswirtschaft Afrikas gleich von einer Vielzahl an Krisen geschüttelt, die von neu aufgeflammten Unruhen im ölreichen Nigerdelta über religiös motivierte Massaker im zentralen Hochland bis hin zum zermürbenden Machtkampf an der Staatsspitze reichen. Die schwere und vermutlich unheilbare Erkrankung des vor drei Jahren gewählten Präsidenten Umaru Yar' Adua hat zu starken Spannungen innerhalb des Regimes geführt - und bereits Monate vor der nun für April 2011 geplanten Wahl die Nachfolgefrage aufgeworfen, die nun ihrerseits das fragile politische Gleichgewicht in der politischen Elite des Landes gefährdet.
Im Mittelpunkt des Machtkampfes stehen dabei der (christliche) Vizepräsident Goodluck Jonathan, der Anfang Februar vom Parlament in Abuja zum amtierenden Staatschef ernannt wurde, und der im November schwer erkrankte (muslimische) Präsident Umaru Yar' Adua. Dieser war anschließend zunächst drei Monate lang in Saudi Arabien behandelt, aber Ende Februar, kaum zwei Wochen nach der Amtsübergabe an Jonathan, völlig überraschend in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Nigeria zurückgebracht worden - unter totalem Ausschluss der Öffentlichkeit, aber auch seines eigenen Kabinetts. Die Art und Weise der Heimführung sei "die Verschwörung eines Klüngels um den schwer kranken Präsidenten", mutmaßt der Politologe Bayo Okunade von der Universität in Ibadan und verstärke die allgemeine Unsicherheit, weil niemand wisse, wie der Gesundheitszustand sei.
In der Tat hat die plötzliche Rückkehr des 58-Jährigen und die damit verbundene Geheimniskrämerei das gegenseitige Misstrauen in der Führungsspitze verstärkt. Bei dem internen Streit geht es vor allem darum, welche Gruppe Einfluss auf die Erdölgelder behält, die rund 80% der nigerianischen Staatseinnahmen ausmachen - und Politikern Macht und Einfluss sichern. In dem ethnisch, wirtschaftlich und religiös tief gespaltenen Land hat es sich mittlerweile eingebürgert, dass es abwechselnd für je zwei Amtszeiten von einem Vertreter des muslimischen Nordens und des christlichen Südens regiert wird, wobei der Vizepräsident aus dem jeweils anderen Landesteil stammt. Während Yar' Adua aus dem Norden kommt, ist Jonathan im unruhigen Nigerdelta im äußersten Süden Nigerias zuhause.
Überraschend hat sich der zuvor nicht eben für seinen Aktionismus bekannte Jonathan gleich nach seiner Ernennung als kühner Reformer entpuppt: Zum einen kündigte er scharfe Maßnahmen gegen die tief verwurzelte Korruption an, dann tauschte er einige Minister aus, um schließlich das gesamte Kabinett zu entlassen. Am 23. März legte er nun eine Liste seiner Kandidaten vor, deren Bestätigung durch den Senat wegen der unterschiedlichen Interessen allerdings Wochen dauern und die Regierungsarbeit weiter lähmen könnte.
Daneben will der 52-Jährige Jonathan auch den ins Stocken geratenen Verhandlungen mit den Rebellen m Nigerdelta neue Impulse geben. Erst vor wenigen Tagen hatte die dort aktive Guerillagruppe Mend gleich zwei Autobomben im Delta gezündet - die schwersten Anschläge in diesem Jahr. Nigerias Regierung hatte wegen der fallenden Ölförderung erst in letzten Sommer eine Amnestie und einen Waffenstillstand mit den Rebellen ausgehandelt, woraufhin tausende junger Männer als Gegenleistung für die ihnen versprochenen Stipendien und Ausbildungshilfen ihre Waffen abgaben. Allerdings ist bislang weder das zugesagte Geld geflossen, noch ist das Ausbildungsprogramm richtig angelaufen.
Erst kürzlich warnte der nigerianische Literaturnobelpreisträger und Menschenrechtsaktivist Wole Soyinka erneut davor, dass sein Heimatland ein "gescheiterter Staat" sei, in dem die Wut der Menschen "ihren Höhepunkt erreicht" habe. "Zu viele glauben noch immer an den Mythos, dass Nigeria stets im letzten Moment vor dem Abgrund zurückweiche", sagte der bekannte Autor. Doch diesmal habe das Land ein Stadium erreicht, in dem "vieles implodieren" könnte. "Die Wahlen im nächsten Jahr sind Nigerias allerletzte Chance", glaubt Soyinka.
Gegenwärtig wird die nach Südafrika zweitgrößte Volkswirtschaft Afrikas gleich von einer Vielzahl an Krisen geschüttelt, die von neu aufgeflammten Unruhen im ölreichen Nigerdelta über religiös motivierte Massaker im zentralen Hochland bis hin zum zermürbenden Machtkampf an der Staatsspitze reichen. Die schwere und vermutlich unheilbare Erkrankung des vor drei Jahren gewählten Präsidenten Umaru Yar' Adua hat zu starken Spannungen innerhalb des Regimes geführt - und bereits Monate vor der nun für April 2011 geplanten Wahl die Nachfolgefrage aufgeworfen, die nun ihrerseits das fragile politische Gleichgewicht in der politischen Elite des Landes gefährdet.
Im Mittelpunkt des Machtkampfes stehen dabei der (christliche) Vizepräsident Goodluck Jonathan, der Anfang Februar vom Parlament in Abuja zum amtierenden Staatschef ernannt wurde, und der im November schwer erkrankte (muslimische) Präsident Umaru Yar' Adua. Dieser war anschließend zunächst drei Monate lang in Saudi Arabien behandelt, aber Ende Februar, kaum zwei Wochen nach der Amtsübergabe an Jonathan, völlig überraschend in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Nigeria zurückgebracht worden - unter totalem Ausschluss der Öffentlichkeit, aber auch seines eigenen Kabinetts. Die Art und Weise der Heimführung sei "die Verschwörung eines Klüngels um den schwer kranken Präsidenten", mutmaßt der Politologe Bayo Okunade von der Universität in Ibadan und verstärke die allgemeine Unsicherheit, weil niemand wisse, wie der Gesundheitszustand sei.
In der Tat hat die plötzliche Rückkehr des 58-Jährigen und die damit verbundene Geheimniskrämerei das gegenseitige Misstrauen in der Führungsspitze verstärkt. Bei dem internen Streit geht es vor allem darum, welche Gruppe Einfluss auf die Erdölgelder behält, die rund 80% der nigerianischen Staatseinnahmen ausmachen - und Politikern Macht und Einfluss sichern. In dem ethnisch, wirtschaftlich und religiös tief gespaltenen Land hat es sich mittlerweile eingebürgert, dass es abwechselnd für je zwei Amtszeiten von einem Vertreter des muslimischen Nordens und des christlichen Südens regiert wird, wobei der Vizepräsident aus dem jeweils anderen Landesteil stammt. Während Yar' Adua aus dem Norden kommt, ist Jonathan im unruhigen Nigerdelta im äußersten Süden Nigerias zuhause.
Überraschend hat sich der zuvor nicht eben für seinen Aktionismus bekannte Jonathan gleich nach seiner Ernennung als kühner Reformer entpuppt: Zum einen kündigte er scharfe Maßnahmen gegen die tief verwurzelte Korruption an, dann tauschte er einige Minister aus, um schließlich das gesamte Kabinett zu entlassen. Am 23. März legte er nun eine Liste seiner Kandidaten vor, deren Bestätigung durch den Senat wegen der unterschiedlichen Interessen allerdings Wochen dauern und die Regierungsarbeit weiter lähmen könnte.
Daneben will der 52-Jährige Jonathan auch den ins Stocken geratenen Verhandlungen mit den Rebellen m Nigerdelta neue Impulse geben. Erst vor wenigen Tagen hatte die dort aktive Guerillagruppe Mend gleich zwei Autobomben im Delta gezündet - die schwersten Anschläge in diesem Jahr. Nigerias Regierung hatte wegen der fallenden Ölförderung erst in letzten Sommer eine Amnestie und einen Waffenstillstand mit den Rebellen ausgehandelt, woraufhin tausende junger Männer als Gegenleistung für die ihnen versprochenen Stipendien und Ausbildungshilfen ihre Waffen abgaben. Allerdings ist bislang weder das zugesagte Geld geflossen, noch ist das Ausbildungsprogramm richtig angelaufen.
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Allgemeine Zeitung
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