Nicht die Zeit für Häme

Wenn ihr Sohn sich mal wieder etwas verstruggelt hatte, pflegte meine Mutter dies hinterher mit dem Satz "Siehste, hab ich es Dir doch gesagt" zu kommentieren. Mein Einwand, dieser Kommentar sei nicht nur überflüssig, sondern absolut kontraproduktiv hat sie (und vermutlich alle Mütter der Welt) nie davon abgehalten, ihn doch bei jeder unpassenden Gelegenheit vom Stapel zu lassen.

Für die afrikanischen Bleichgesichter wäre heute ein guter Tag, diesen Satz voller Triumph im südlichen Afrika herum zu tröten, denn natürlich haben sie von Anfang an befürchtet, dass die Programme zu BEE und Affirmative Action nicht einfach funktionieren, nur weil sie eben funktionieren sollen.

Es wäre nur leider genauso kontraproduktiv wie in dem geschilderten Beispiel, besonders wenn es dabei um eines der heikelsten Themen im Zusammenleben von Menschen mit dunkler, heller, gelblicher, rötlicher (usw.) Hautfarbe in Afrika geht. Das lässt sich schon daran ablesen, wie behutsam prominente südafrikanische Entscheider, wie Vize-Premierministerin Phumzile Mlambo-Nguka, Zentralbankchef Tito Mboweni oder Finanzminister Trevor Manuel sich über Monate, zusammen mit den südafrikanischen Medien, an dieses Thema angeschlichen haben. Alle drei waren aktiv an der Planung eines der umfangreichsten Investitionsprogramme beteiligt, das dieser Kontinent je gesehen hat. N$ 64 Milliarden sind im Rahmen dieses Programms ab 2006 jährlich für spezielle Infrastrukturprogramme vorgesehen, die die südafrikanische Volkswirtschaft ab 2010 auf eine neue Stufe heben soll. Diese südafrikanische Version von "Fast Track-Economy" hat nur einen Schönheitsfehler - um mehr ehemals Benachteiligte in Lohn und Brot zu bringen und die schlimme Einkommenslücke zwischen arm und reich endlich zu verkleinern, müssen erst mehr Südafrikaner mit europäischen und auch indo-asiatischen Wurzeln wirtschaftlich zaubern. Laut Mlambo-Nguka sollen nun sogar weiße Rentner mit Expertenwissen reaktiviert werden, weil man sonst das vorhandene Geld nicht vernünftig in die geplanten Projekte investieren kann. Völlig zu Recht weist Mlambo-Nguka darauf hin, dass bei diesen im afrikanischen Zusammenhang gewaltigen Summen keine Kompromisse gemacht werden können, hier zählt nur das Ergebnis. Und es gilt ein Satz, der ebenfalls von meiner Mutter stammt: "Tritt nie jemanden, der auf dem Boden liegt". Das ist mal ein guter, ausnahmsweise.