NFA lässt Millionen Dollar versickern

Von Florian Pütz,

Windhoek

Gerade scheint der Namibische Fußball-Verband (NFA) seinen internen Konflikt zwischen Präsident Frans Mbidi und Generalsekretär Barry Rukoro beigelegt zu haben, da scheint sich neuer Ärger anzubahnen. Hohe Geldsummen sollen in den vergangenen Jahren ohne ersichtlichen Grund vom namibischen Treuhandkonto des Fußball-Weltverbandes (Fifa) abgebucht worden sein, berichtet die „New Era“. Der Zeitung lägen Aufzeichnungen über die dubiosen Auszahlungen vor.

Demnach sollen Offizielle der NFA-Geschäftsstelle sowie des technischen Teams die Befugnis gehabt haben, hohe Summen vom FIFA-Treuhandkonto bei der Bank Windhoek auszuzahlen. Wofür die ausgestellten Schecks und Bargeld-Auszahlungen im sechsstelligen Namibia Dollar-Bereich bestimmt waren, sei laut der Zeitung teilweise schleierhaft. Zumal elektronische Überweisungen als sicherer Bezahlungsweg gelten und Zahlungen transparent machen. Wohin das Bargeld geflossen sei, lässt sich dagegen kaum nachverfolgen. Insbesondere ob die FIFA über den Verwendungszweck ihres bereitgestellten Geldes Bescheid wisse, sei offen.

Die NFA reagierte abwehrend auf die Anfragen der „New Era“. Demnach seien viele Scheck-Auszahlungen für die Bezahlung von Nationalspielern bestimmt gewesen, die kein eigenes Bankkonto besäßen. Des Weiteren sei das Geld zur Bezahlung von Dienstleistern der NFA verwendet worden. Einige dieser Dienstleister lassen sich laut „New Era“ allerdings nicht im Firmenregister Bipa wiederfinden. Das erwecke den Verdacht, dass die NFA bestimmte Aufträge nicht offiziell ausgeschieben und an vertrauenswürdige Firmen vergeben habe, sondern unter der Hand an Dienstleister vergeben habe, die den NFA-Offiziellen nahestünden.

Einige Auszahlungen und ausgestellte Schecks listet die Zeitung auf: Demnach erhielt der technische Direktor der NFA, Timo Tjongarero, zwischen 2015 und 2017 insgesamt 16 Schecks mit einem Gesamtwert in Höhe von N$ 692 132,22. Dabei soll der Scheck mit dem höchsten Einzelwert allein N$ 171 500,00 wert gewesen sein.

Auch der Co-Manager der Herren-Nationalmannschaft, Jakes Amaning, soll ordentlich profitiert haben: Er kassierte laut Angaben der Zeitung zwischen 2015 und 2017 ganze N$ 2,4 Millionen - verteilt auf 30 Schecks. Der wertvollste Scheck, den Amaning erhielt, belief sich demnach auf N$ 488 424,90. „Es ist ein wenig kompliziert“, sagte Amaning der „New Era“. „Es gab beim Verband immer diesen Weg, hohe Summen an Bargeld abzuheben, um Projekte zu bezahlen.“ Unter anderem habe der Verband das Bargeld zur Bezahlung von Verpflegung auf Reisen oder für Hotels genutzt, die kein elektronisches Bezahlsystem haben.

Auch Manager Tim Isaacs soll Summen in Millionenhöhe erhalten haben: N$ 3 021 528,18 habe Isaacs zwischen Dezember 2014 und Oktober 2017 kassiert. Die Aufzeichnungen zeigen, dass der Manager an einem einzigen Tag sogar zwei Schecks im Wert von N$ 100 000 und N$ 15 000 erhalten habe.

Zwar muss der Namibische Fußball-Verband dem Weltverband regelmäßig Auskünfte über die Verwendung seines Budgets geben. NFA-Generalsekretär Barry Rukoro konnte aber dennoch keine Auskunft darüber geben, wohin das abgehobene Geld konkret geflossen sei.

„Diese Schecks sind im Namen der Mitarbeiter für besondere Projekte des Verbandes ausgestellt worden. Ein paar Schecks wurden zur Bezahlung von Jugend-Nationalspielern verwendet, die kein eigenes Bank-Konto besitzen“, zitiert „New Era“ Rukoro. Genauere Auskunft über die „besonderen Projekte“ konnte der Generalsekretär zwar nicht geben, von Veruntreuung will er aber nichts wissen. „Diese Ausgaben sind in einer Akte gesichert. Wir haben nichts zu verstecken, was mit den Transaktionen in Verbindung steht.“ Auch die FIFA habe über das Banksystem Einsicht in die Auszahlungen auf dem Treuhandkonto und könne diese kontrollieren.

Für den Namibischen Fußball-Verband kommt die Verwirrung über die Auszahlungen vom Treuhandkonto der FIFA zur Unzeit. Gerade erst hatte der Verband intern die Wogen geglättet, nachdem sich Präsident Frans Mbidi und Generalsekretär Barry Rukoro einen monatelangen Machtkampf geliefert hatten. Ruhe kehrt bei der NFA so schnell wohl nicht ein.