Neue Lesart für mehr Toleranz
Windhoek (co) - Die Bibel wird von vielen Christen, und solchen, die sich dafür halten, gerne zur Rechtfertigung von Rassismus und Sexismus herangezogen. In einem Vortrag beim Rainbow Project wies nun Pastor Jobst Duwe anhand unterschiedlicher Beispiele aus dem Neuen Testament nach, dass die Beweislage im Falle der Verurteilung von Homosexualität äußerst dürftig ist.
Mit dem Titel des Vortrages "True love can only be between men" greift Pastor Jobst Duwe das Beziehungsideal der hellenistischen Gesellschaft auf, in dem den Frauen nur der Status eines fehlerhaften Lebewesens, nicht eines Menschen zugestanden wird. Beziehungen zwischen Männern gelten als das Ideal, da in den Augen der zeitgenössischen Denkern ein intellektueller Austausch nur zwischen Männer möglich war. Pastor Duwe liest nun die neuthestamentarischen Briefe von Paulus an die Römer und die Korinther als Reaktion auf dieses vorher bestehende misogyne Gesellschaftsbild. Ein ausdrückliches Verbot von Homosexualität wird nach Duwes Auffassung im Neuen Testament nicht formuliert, vielmehr gehe es darum, Abhängigkeitsverhältnisse zu vermeiden, die in Beziehungen mit einem großen Altersunterschied entstehen können. Und selbst das altthestamentarische Beispiel der Städte Soddom und Gommorrah seien nach Auffassung des Pastors nicht dazu geeignet, Homosexualität auf dem theologischen Weg zu verdammen. In all diesen Fällen würden Verletzungen etwa des Gastrechtes oder eine schlechte Behandlung von Frauen als gravierende Verstösse geahndet. Der Begriff als solcher findet sich übrigens weder im Alten noch im Neuen Testament, ist er doch erst seit dem späten 19. Jahrhundert gebräuchlich.
Pastor Jobst Duwe hat in Göttingen Theologie studiert. Seit 1983 ist er als Pastor tätig, in der deutschen Provinz, in Südafrika und als Studentenseelsorger in Marburg. Seit 2002 ist er Dozent für das Neues Testament und Hellenistisches Griechisch am ULTS Paulinum. Die Einladung, bei "The Rainbow Project" vorgeblich homophobe Texte vor einem kulturellen und anthropologischen Hintergrund zu interpretieren, kam zustande, weil diese Thematik bei den Studenten des ULTS Paulinium mehrfach angesprochen wurde. Es stellte sich heraus, dass dieses Thema leidenschaftlich diskutiert wurde. So stieß der Vortrag am Donnerstag auf großes Interesse, es waren eine Menge Zuhörer gekommen, den stringenten, wenn auch sehr theoretischen Ausführungen des Theologen zu folgen. In der anschliessenden Diskussion zeigte sich die Bandbreite der Vorurteile, mit denen homosexuelle Christen in ihren jeweiligen Gemeinden konfrontiert werden. Bei den Zuhörern des Vortrages stieß der Referent auf offene Ohren. Bleibt abzuwarten, ob und wann sich eine etwas liberale Lesart der Bibel auch in den Gemeinden durchsetzt, und Christen ihre Religion, ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung, praktizieren können.
Mit dem Titel des Vortrages "True love can only be between men" greift Pastor Jobst Duwe das Beziehungsideal der hellenistischen Gesellschaft auf, in dem den Frauen nur der Status eines fehlerhaften Lebewesens, nicht eines Menschen zugestanden wird. Beziehungen zwischen Männern gelten als das Ideal, da in den Augen der zeitgenössischen Denkern ein intellektueller Austausch nur zwischen Männer möglich war. Pastor Duwe liest nun die neuthestamentarischen Briefe von Paulus an die Römer und die Korinther als Reaktion auf dieses vorher bestehende misogyne Gesellschaftsbild. Ein ausdrückliches Verbot von Homosexualität wird nach Duwes Auffassung im Neuen Testament nicht formuliert, vielmehr gehe es darum, Abhängigkeitsverhältnisse zu vermeiden, die in Beziehungen mit einem großen Altersunterschied entstehen können. Und selbst das altthestamentarische Beispiel der Städte Soddom und Gommorrah seien nach Auffassung des Pastors nicht dazu geeignet, Homosexualität auf dem theologischen Weg zu verdammen. In all diesen Fällen würden Verletzungen etwa des Gastrechtes oder eine schlechte Behandlung von Frauen als gravierende Verstösse geahndet. Der Begriff als solcher findet sich übrigens weder im Alten noch im Neuen Testament, ist er doch erst seit dem späten 19. Jahrhundert gebräuchlich.
Pastor Jobst Duwe hat in Göttingen Theologie studiert. Seit 1983 ist er als Pastor tätig, in der deutschen Provinz, in Südafrika und als Studentenseelsorger in Marburg. Seit 2002 ist er Dozent für das Neues Testament und Hellenistisches Griechisch am ULTS Paulinum. Die Einladung, bei "The Rainbow Project" vorgeblich homophobe Texte vor einem kulturellen und anthropologischen Hintergrund zu interpretieren, kam zustande, weil diese Thematik bei den Studenten des ULTS Paulinium mehrfach angesprochen wurde. Es stellte sich heraus, dass dieses Thema leidenschaftlich diskutiert wurde. So stieß der Vortrag am Donnerstag auf großes Interesse, es waren eine Menge Zuhörer gekommen, den stringenten, wenn auch sehr theoretischen Ausführungen des Theologen zu folgen. In der anschliessenden Diskussion zeigte sich die Bandbreite der Vorurteile, mit denen homosexuelle Christen in ihren jeweiligen Gemeinden konfrontiert werden. Bei den Zuhörern des Vortrages stieß der Referent auf offene Ohren. Bleibt abzuwarten, ob und wann sich eine etwas liberale Lesart der Bibel auch in den Gemeinden durchsetzt, und Christen ihre Religion, ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung, praktizieren können.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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