Namibias Schatzkammer

Praktikant Praktikant
Von Undine Konrad, Swakopmund
Dunkel und eng geht es Meter um Meter in die Erde hinein. Die steinige Umgebung drängt sich von allen Seiten in den schmalen Gang. In den Felsen funkelt es: Mal mehr, mal weniger klare Kristalle treten aus den zerklüfteten Formationen hervor. Quarze. Von innen angestrahlt. Um diesen Blick 45 Meter unter die Erdoberfläche zu wagen, ist kein einziger Schritt in die Tiefe nötig. Wer die Kristall-Galerie in Swakopmund besucht, marschiert gleich zu Anfang ebenerdig in diesen höhlenartigen Durchgang und begibt sich damit in die Nachbildung eines unterirdischen Hohlraums der Farm Otjua bei Karibib. Darin wurde 1985 beim Abbau von Turmalinen der größte Kristall entdeckt, der weltweit ausgestellt wird.
Soeben läuft eine Frau mit zwei Kindern, wohl um die zehn Jahre, durch den schummrigen Tunnel. Der kleine Junge verkündet stolz: „Kristalle können heilen.“ Seine Mutti hakt überrascht nach: „Woher weißt Du das?“ Er schweigt. Das Schwesterchen staunt vor sich hin: „Es ist fantastisch hier, so geheimnisvoll.“
Am Ende des kurzen, aber verwinkelten Ganges der Kristallhöhle stehen sie - wie jeder Besucher - tatsächlich vor dem gehobenen Schatz. Ein Superlativ in mehrerer Hinsicht: schätzungsweise 520 Millionen Jahre alt, 14,1 Tonnen schwer, drei Meter breit, dreieinhalb Meter hoch. Museumsführer Steven Hamunyela erzählt: Über fünf Jahre dauerte die Bergung mit Kranvorrichtung und Drahtseilen. Diese Herausforderung dokumentieren Schwarz-Weiß-Fotos auf Wandtafeln.
Egal, in welche Richtung man nun seinen Rundgang unternimmt: Er führt vorbei an zahlreichen - in Größe und Brillanz beeindruckenden - frei stehenden Kristallen. Einem kniehohen Amethyst etwa. Dieser violette Großjuwel, 247 Kilogramm schwer, stammt aus der Nähe des Brandbergs. Auch zu Kunst verarbeiteter Edelstein wird gezeigt: Der brasilianische Bildhauer Pedras Pedrinho hat in 808 Stunden seine Skulptur „Emerald Carving“ aus schwarzem und grauem Biotit sowie grünem Emerald geschaffen.
Der Hauptfokus der Ausstellung liegt jedoch - neben der Geologie - auf der Schmuckindustrie. Zum einen enthält die Galerie zwei Geschäfte. Zum anderen integriert die Ausstellung eine Schauwerkstatt, in der die Herstellung eines Goldarmreifens mit Edelstein vorgeführt wird. Über die ganze Ausstellung verteilen sich zudem mehr als 30 Schaukästen, in denen geschliffene und zum Teil schon für die Schmuckindustrie aufbereitete Exemplare zu sehen sind. Die Vielfalt überrascht: Schon allein der Turmalin tritt in sieben verschiedenen Farben auf.
Jeder Schaukasten enthält Erläuterungen in englischer Sprache. Wer mehr als schillernde Eindrücke aus der Ausstellung mitnehmen möchte, sollte reichlich Zeit einplanen, um die Erklärungen zu studieren. Zwar wird kaum auf die heilende Wirkung eingegangen, die der Knirps in der Höhle angesprochen hat. Doch die Beschreibungen enthalten interessante Informationen zum Vorkommen in Namibia, zu außergewöhnlichen Funden sowie zu den Farbgebungen und speziellen Eigenschaften. Einige der schönsten Dioptase der Welt, so erfährt etwa der lesende Besucher über jene grünen Kristalle, wurden in der inzwischen stillgelegten Tsumeb-Mine gefördert. Und im Otavi-Bergland fand man international beachtete Azurite: Was sie so besonders macht,sind ihre intensive Blaufärbung und eine Länge von bis zu 50 Zentimetern.
Leider ohne Anschauungsmaterial geht die Galerie auf das spannende Kapitel der industriellen Nutzung von Kristallen ein. Quarzblöcke erfüllen gute Dienste beim Messerschleifen. Reiner Quarz mit anderen Materialien verschmolzen, dient der Glasherstellung, und aus Quarzstaub erzeugen Porzellanmanufakturen die Glasur. Eine der zwei aushängenden DIN A4-Seiten zur technischen Verwendung beschreibt die Bedeutung für die moderne Kommunikation: In Radios, Fernsehgeräten und Handys kommen - der industriellen Massenfertigung wegen: synthetische - Quarz-Kristalle zum Einsatz, um elektronische Frequenzen zu regulieren. Denn zu einem ungewöhnlichen Grad verfügt Quarz über elektrische Leitfähigkeit. Unter Druck wandern positiv geladene Partikel zum einen und negativ geladene Partikel zum anderen Ende. Auf diese Weise entstehen Pole wie die eines Magneten.
Diese Eigenschaft machte man sich erstmals im Ersten Weltkrieg für das Echolot zunutze, um Ultraschallwellen zu erzeugen. Stärker verbreitet war der Gebrauch im Zweiten Weltkrieg, als das Militär auf eine zuverlässige Radio- und Funkkommunikation angewiesen war. Bis heute wird synthetischer Quarz auch in Überland- und Unterseeleitungen von Kommunikationssystemen genutzt. Sehr beliebt ist der Einsatz nach wie vor auch in extrem präzise laufenden Quarzuhren: Eine elektrische Zelle versorgt die Kristalle mit Strom, wodurch diese die Bewegung steuern.
Was vielen nicht bewusst ist: Auch die natürlichen Kristalle haben viel mit Zeit zu tun. Und zwar in ihrem ursprünglichsten Sinne: Vor Millionen von Jahren vereinigten sich in großen Tiefen die reinen Elemente Silicium und Sauerstoff. Gewaltige Hitze und extremer Druck waren der Grund dafür. Es bildeten sich klar abgegrenzte Kristallflächen. Im Laufe weiterer Jahrmillionen bewegten geologische Kräfte den Quarz Richtung Erdoberfläche. Durch Erosion trat er peu à peu zutage. Von früheren Kulturen wurden farblose Quarz-Kristalle über Jahrtausende für eisgefrorene Steine gehalten. Dieser Irrglaube gab ihnen auch ihren Namen: Denn benannt wurden sie nach dem griechischen Wort „krystallos“ - „kryos“ bedeutet „eiskalt“.
Die äußerst farbenfrohe Welt der Kristalle erklärt sich durch die häufige Beteiligung weiterer Elemente an jener Vereinigung von Silicium und Sauerstoff. Der honigfarbene bis gelbe Quarzstein Citrin etwa erhielt seine Färbung durch Eisenoxid. Der rötliche Ton des Rosenquarzes ergab sich durch Titan. Seine Violettfärbung verdankt der Amethyst Magnesium. Kaum ein Ton der Farbpalette fehlt in der Natur.
Doch eines verschweigt die Ausstellung in der Swakopmunder Kristall-Galerie bei aller präsentierter Schönheit nicht: Wenn auch viele Kristalle die Idealkriterien von Perfektion, Transparenz und Klarheit erfüllen - die meisten tun es nicht. Sie sind weder perfekt noch transparent. Und bleiben dennoch ein Wunder der Geologie.

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Allgemeine Zeitung 2024-04-19

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