„Mutiger Schritt“ für Nashornschutz
Internationale Experten in der Debatte um Legalisierung des Handels mit Nasenhorn
Von Nina Cerezo, Windhoek
Es sei an der Zeit, dass Namibia „mutige Schritte“ im Hinblick auf den Schutz von Nashörnern und dem Umgang mit Nasenhorn unternehme. Das sagte Dr. Chris Brown, Geschäftsführer der namibischen Umweltkammer (NCE) in einem Brief an die NCE-Mitglieder, der der Debatte um Chinas Entschluss, den Handel von unter anderem Nasenhorn zu erlauben, folgte. Die Volksrepublik war mit dieser Entscheidung auf internationalen Protest gestoßen und sagte wenige Wochen später, im November 2018, das Vorhaben vorerst wieder ab (AZ berichtete).
Den Markt legalisieren
Brown hält jedoch auch trotz des nun weiter bestehenden Handelsverbots ein Branchenwachstum der traditionellen Medizin in China für durchaus wahrscheinlich und folgert daraus auch eine erhöhte Nachfrage nach Nasenhorn. Um dabei der Wilderei den Wind aus den Segeln zu nehmen, sieht Brown nur einen möglichen Weg: ein kontrollierter und vor allem legaler Markt, der nachhaltig auch den Bestand der Dickhäuter schütze.
„Um der Nachfrage nachzukommen, würden alle zwei bis drei Jahre landesweit Nashörner enthornt werden“, lautet es in seinem Schreiben. Diese Hörner würden dann mit einem Mikrochip versehen werden und es werde eine Art Pass für jedes Horn erstellt werden, ein Pflichtdokument bei allen Käufen und Verkäufen. Bei der ersten Veräußerung sei zudem eine „kleine Gebühr“ fällig, mit der die darauf folgenden Enthornungen und DNA-Analysen sowie die Aufbewahrung der Produkte finanziert werden könne. Den Großteil des Erlöses erhielten jedoch die Nashornbesitzer, egal, ob Privatperson oder Regierung.
Wirtschaftspotenzial der Nasenhörner
Dieser geschaffene Wirtschaftszweig würde laut Brown dazu führen, dass mehr Nashörner gehalten werden und ihr Bestand wachse. „Meiner Schätzung zufolge könnte der internationale Handel mit Nasenhorn der namibischen Wirtschaft nahezu zwei Milliarden N$ einbringen“, erläutert Brown und führt aus, dass zusätzlich Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. „Es gibt keine andere natürlich erneuerbare Ressource, die an den Wert eines Nasenhorns für Länder wie Namibia herankommt“, schlussfolgert der NCE-Chef und geht schließlich auch auf die Wilderei ein. Dieser würde vor allem deshalb der Anreiz genommen, weil der Markt mit legalen Produkten bedient werden könne sowie illegale Hörner aufgrund des fehlenden Passes „schnell“ erkannt werden würden.
Angebot nicht ausreichend
Immo Fischer, Pressesprecher der Natur- und Artenschutzorganisation WWF Deutschland, kann der Argumentation von Brown nicht beipflichten. Bereits bei dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage geht er von einer anderen Entwicklung aus. „Es ist davon auszugehen, dass sich die Nachfrage durch die Legalisierung (…) erhöht“, so Fischer, wobei diese durch den legalen Markt nicht gedeckt werden könne. „Damit besteht das Risiko, dass die Legalisierung zu einem erhöhten Wildereidruck führt und mehr Tiere der illegalen Jagd zum Opfer fallen“, erläutert der Pressesprecher. Mit einer Eindämmung der Wilderei könne daher nicht gerechnet werden, wie auch das Beispiel des Elfenbeinhandels zeige: „Bis Ende 2017 durfte in China mit legalen Beständen von Elfenbein gehandelt werden (…). Diese Märkte wurden aber massiv genutzt, illegales Elfenbein frisch gewildeter Elefanten zu waschen“, gibt Fischer zu bedenken und verweist auf rund 20000 Elefanten, die jährlich in Afrika gewildert werden.
Natürlicher Wert der Tiere
Ebenso erkennt Fischer eine Problematik in der Unterscheidung von legalen und illegalen Produkten. „Entsprechende Papiere können gefälscht werden, wie wir es beim illegalen Artenhandel regelmäßig beobachten“, erklärt er. Weiter stimmt der WWF-Mitarbeiter zwar zu, dass die Haltung von Nashörnern „tatsächlich ein wichtiger Faktor“ im Hinblick auf ihre Bestandszahlen sei, doch „sollte man lieber versuchen, durch andere Ansätze wie Ökotourismus Anreize zu schaffen“ den Tieren ein Zuhause zu geben und ihren Wert auf diese Weise auszuschöpfen. Ähnlich sieht dies auch Fritz Kaufmann von der namibischen Tierschutzorganisation ISAP (Intelligence Support Against Poaching). „Wenn jemand 100 Nashörner aufgrund ihrer Hörner hat, dann geht es nur noch ums Geld und nicht mehr um den Wert des Tieres an sich“, so Kaufmann und fügt hinzu, dass Nashörner vor allem eins seien: Wildtiere. Für ihn sei die Idee der Marktlegalisierung nicht grundsätzlich falsch, doch mache sie derzeit auch deshalb keinen Sinn, weil das Angebot die Nachfrage nicht befriedigen könne. „Wenn wir 100000 Nashörner haben, können wir darüber sprechen“, sagt Kaufmann. Doch so weit sei man noch lange nicht.
Es sei an der Zeit, dass Namibia „mutige Schritte“ im Hinblick auf den Schutz von Nashörnern und dem Umgang mit Nasenhorn unternehme. Das sagte Dr. Chris Brown, Geschäftsführer der namibischen Umweltkammer (NCE) in einem Brief an die NCE-Mitglieder, der der Debatte um Chinas Entschluss, den Handel von unter anderem Nasenhorn zu erlauben, folgte. Die Volksrepublik war mit dieser Entscheidung auf internationalen Protest gestoßen und sagte wenige Wochen später, im November 2018, das Vorhaben vorerst wieder ab (AZ berichtete).
Den Markt legalisieren
Brown hält jedoch auch trotz des nun weiter bestehenden Handelsverbots ein Branchenwachstum der traditionellen Medizin in China für durchaus wahrscheinlich und folgert daraus auch eine erhöhte Nachfrage nach Nasenhorn. Um dabei der Wilderei den Wind aus den Segeln zu nehmen, sieht Brown nur einen möglichen Weg: ein kontrollierter und vor allem legaler Markt, der nachhaltig auch den Bestand der Dickhäuter schütze.
„Um der Nachfrage nachzukommen, würden alle zwei bis drei Jahre landesweit Nashörner enthornt werden“, lautet es in seinem Schreiben. Diese Hörner würden dann mit einem Mikrochip versehen werden und es werde eine Art Pass für jedes Horn erstellt werden, ein Pflichtdokument bei allen Käufen und Verkäufen. Bei der ersten Veräußerung sei zudem eine „kleine Gebühr“ fällig, mit der die darauf folgenden Enthornungen und DNA-Analysen sowie die Aufbewahrung der Produkte finanziert werden könne. Den Großteil des Erlöses erhielten jedoch die Nashornbesitzer, egal, ob Privatperson oder Regierung.
Wirtschaftspotenzial der Nasenhörner
Dieser geschaffene Wirtschaftszweig würde laut Brown dazu führen, dass mehr Nashörner gehalten werden und ihr Bestand wachse. „Meiner Schätzung zufolge könnte der internationale Handel mit Nasenhorn der namibischen Wirtschaft nahezu zwei Milliarden N$ einbringen“, erläutert Brown und führt aus, dass zusätzlich Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. „Es gibt keine andere natürlich erneuerbare Ressource, die an den Wert eines Nasenhorns für Länder wie Namibia herankommt“, schlussfolgert der NCE-Chef und geht schließlich auch auf die Wilderei ein. Dieser würde vor allem deshalb der Anreiz genommen, weil der Markt mit legalen Produkten bedient werden könne sowie illegale Hörner aufgrund des fehlenden Passes „schnell“ erkannt werden würden.
Angebot nicht ausreichend
Immo Fischer, Pressesprecher der Natur- und Artenschutzorganisation WWF Deutschland, kann der Argumentation von Brown nicht beipflichten. Bereits bei dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage geht er von einer anderen Entwicklung aus. „Es ist davon auszugehen, dass sich die Nachfrage durch die Legalisierung (…) erhöht“, so Fischer, wobei diese durch den legalen Markt nicht gedeckt werden könne. „Damit besteht das Risiko, dass die Legalisierung zu einem erhöhten Wildereidruck führt und mehr Tiere der illegalen Jagd zum Opfer fallen“, erläutert der Pressesprecher. Mit einer Eindämmung der Wilderei könne daher nicht gerechnet werden, wie auch das Beispiel des Elfenbeinhandels zeige: „Bis Ende 2017 durfte in China mit legalen Beständen von Elfenbein gehandelt werden (…). Diese Märkte wurden aber massiv genutzt, illegales Elfenbein frisch gewildeter Elefanten zu waschen“, gibt Fischer zu bedenken und verweist auf rund 20000 Elefanten, die jährlich in Afrika gewildert werden.
Natürlicher Wert der Tiere
Ebenso erkennt Fischer eine Problematik in der Unterscheidung von legalen und illegalen Produkten. „Entsprechende Papiere können gefälscht werden, wie wir es beim illegalen Artenhandel regelmäßig beobachten“, erklärt er. Weiter stimmt der WWF-Mitarbeiter zwar zu, dass die Haltung von Nashörnern „tatsächlich ein wichtiger Faktor“ im Hinblick auf ihre Bestandszahlen sei, doch „sollte man lieber versuchen, durch andere Ansätze wie Ökotourismus Anreize zu schaffen“ den Tieren ein Zuhause zu geben und ihren Wert auf diese Weise auszuschöpfen. Ähnlich sieht dies auch Fritz Kaufmann von der namibischen Tierschutzorganisation ISAP (Intelligence Support Against Poaching). „Wenn jemand 100 Nashörner aufgrund ihrer Hörner hat, dann geht es nur noch ums Geld und nicht mehr um den Wert des Tieres an sich“, so Kaufmann und fügt hinzu, dass Nashörner vor allem eins seien: Wildtiere. Für ihn sei die Idee der Marktlegalisierung nicht grundsätzlich falsch, doch mache sie derzeit auch deshalb keinen Sinn, weil das Angebot die Nachfrage nicht befriedigen könne. „Wenn wir 100000 Nashörner haben, können wir darüber sprechen“, sagt Kaufmann. Doch so weit sei man noch lange nicht.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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