Musik, nicht von dieser Welt

Derek Gripper und Alex van Heerden kommen von einem anderen Planeten. Von der Venus, könnte man glauben. Jedenfalls scheint ihre Musik nicht von dieser Welt. Die beiden jungen Südafrikaner stießen denn auch bei der Premiere ihrer Konzertreihe am Mittwoch im Warehouse Theatre weitgehend auf Unverständnis. Schade, denn ein Klangerlebnis der besonderen Art ist ihr Konzert allemal.

Derek Gripper zupft selbstvergessen an den Saiten seiner Gitarre. Zum meditativen Klangteppich der immer gleichen

Akkorde bewegt er fast lautlos die Lippen. Nur ein sachter Hauch entschlüpft seinem Mund, wie eine klagende Stimme, die der Wind von weither über die Flächen der Karoo trägt.

Dazu der melancholische Klang des Akkordeons oder des Mundbogens, gespielt von Alex van Heerden. Der hört sich nicht nur so an, als ob er vom Planeten Venus kommt, er sieht auch so aus. Blondes Engelshaar umrahmt das zarte Gesicht eines Mädchens, aber die feste Stimme gehört einem Mann.

Sind die seltsam ätherischen Laute eines Stückes verklungen, gibt es zaghaften Applaus. Nicht mehr als ein Dutzend Zuschauer hat sich am Mittwoch zur Premierennacht im Warehouse Theatre eingefunden. Man hätte erwartet, dass insbesondere das afrikaanse Publikum Windhoeks sich für dieses Konzert begeistern lässt. Schließlich war die Vorstellung als ein musikalisches Experiment auf den Grundlagen der traditionellen Burenmusik, des Vastrap, angekündigt worden. Doch wo ist der eingängige Tanzrhythmus des Vastrap geblieben? "Abstrahiert bis zur Unkenntlichkeit!", lacht Alex van Heerden und zuckt mit den Schultern, als wolle er sagen: Ellabätsch, reingelegt!

Ein bisschen wird man das Gefühl nicht los, dass die beiden Musiker sich einen schrägen Scherz erlauben. Van Heerden singt mit verklärtem Blick: "Vrou van Samarita, gee my 'n bietjie water om te drink" (Samaritherfrau, gib mir etwas Wasser zum Trinken). So lange, bis eine Konzertbesucherin aufsteht und ihm ein Glas Wasser auf die Bühne reicht.

Dann erzählt Van Heerden von einem Buch von Antjie Krog. Auf dem Umschlag sei eine historische Zeichnung von einem Sankünstler gewesen. Sie stellt ein Loch dar mit Fußspuren drumherum. Die Bildunterschrift: "Spoore om die bek van 'n ystervarkgat" (Spuren um den Mund eines Erdschweinloches). "Was für eine wundervolle Bildbeschreibung!", schwärmt Alex van Heerden und lächelt verträumt in das kaum vorhandene Publikum. "Wir haben sofort beschlossen, ein Lied darauf zu schreiben." Die nächsten zehn Minuten singt er mit sanftem Stimmchen: "Sussietjie, wat het jy die hele aand gemaak?" (Schwesterchen, was hast du den ganzen Abend getan?) "Ag", (melodramatischer Seufzer), "ystervark gejaag" (Ach, Erdschwein gejagt).

Nun weiß das Publikum gar nicht mehr weiter. Unterdrücktes Gekicher an einem Tisch, die restlichen Konzertbesucher sehen aus, als tragen sie sich gerade mit Suizidgedanken.

Keine Frage: Die Musiker von der Venus sind Perlen vor die Säue für das Mainstream-Publikum. Wer aber minimalistischer Klassik, abgespacetem, hyperlangsamem Jazz und dem kuriosen Humor von Alex van der Heerden und Derek Gripper etwas abgewinnen kann, sollte am heutigen Freitag oder morgigen Samstag ins Warehouse Theatre gehen. Kleiner Tipp: Das Konzert wird erträglicher, wenn man sich vorsichtshalber große Sitzkissen und eine Wasserpfeife mitbringt (Fruchttabak tut's auch). Eintritt: N$ 45 im Vorverkauf bei NTN, N$ 55 Abendkasse.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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