Musik, die verbindet

Einfach Musik machen und diese genießen – Die 51. Swakopmunder Musikwoche war ein voller Erfolg
Praktikant WAZon
Die letzten Töne von Edward Elgars „Serenade for Strings“ verklingen und das Publikum sitzt stumm und erstarrt einfach nur da. Ein Mann in Reihe BB auf der Empore wischt sich etwas peinlich berührt eine Träne weg, dann steht er auf und applaudiert. Innerhalb weniger Sekunden haben sich alle Zuschauer des Abschlusskonzerts der Swakopmunder Musikwoche von ihren Stühlen erhoben, der Applaus will kein Ende nehmen. Den Geigen-Spielern auf der Bühne sieht man die Erleichterung an, das schwere Stück gemeistert zu haben. Sie grinsen einander an, klopfen sich gegenseitig auf die Schultern und schütteln ihrem Dirigenten die Hand. Ganze sechs Minuten lang haben sie es geschafft, das Publikum zu verzaubern. Sechs Minuten, denen eine Woche harter Proben vorausging.

„Es war sehr anstrengend“, resümiert auch Hanna Pohlmann. Die 18-Jährige spielte Querflöte und Piccoloflöte im Junior-Ensemble. Eigentlich ist sie per Zufall hier gelandet. Hanna kommt aus Deutschland und macht gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Swakopmund, wo sie unter anderem Kindern Musikunterricht gibt. Zusammen mit den Kids hat sie dann an der Musikwoche teilgenommen, inklusive der anstrengenden Vorbereitungen. „Wir hatten morgens anderthalb Stunden Probe mit dem Flöten-Ensemble, danach mit dem großen Orchester und dann noch einmal Nachmittagsunterricht.“ Gerade die Teilnehmer, die normalerweise keinen Musikunterricht haben, hatten es manchmal echt schwer, mit den Erfahreneren mitzuhalten. Das sei aber zugleich das Schöne an der Musikwoche. Egal woher man kommt, egal welche Hautfarbe man hat und egal aus welchem sozialen Umfeld man stammt, bei der Musikwoche dreht es sich nur um eines: Zusammen Musik lernen und spielen.



Umzug in die Namib-Oberschule

Diesen Grundgedanken verfolgte auch Paul Bahlsen 1965, als er die „Orchesterwoche“ ins Leben rief. Er hatte in Deutschland bei „Jugend musiziert“ mitgemacht und dabei erfahren, wie sehr junge Leute von einer Woche purer Musik profitieren können. Rund 50 Leute quetschten sich damals in kleine Kabuffs am Strand, die nicht schalldicht waren und wo Bässe und Geigen sich gegenseitig während der Proben in den Wahnsinn trieben.

51 Jahre später sieht das alles etwas anders aus. Voriges Jahr noch in der Swakopmunder Grundschule untergebracht, fand die Musikwoche in diesem Jahr in der Namib-Oberschule (NHS) statt. Die Anzahl der Teilnehmer und Dozenten war so groß geworden, dass die Schule aus allen Nähten platzte und nicht mehr genügend Räume für die Proben zur Verfügung standen. „Manchmal haben sich fünf Gruppen um einen Raum geprügelt“, erzählt Christiane Berker, zum siebten Mal die Hauptverantwortliche der Musikwoche und von allen als Organisationsengel beschrieben. Egal wann wo welche Veranstaltung ist, die energisch auftretende Frau mit der grauen Kurzhaarfrisur und den immer wechselnden blauen Blusen wuselt an einem vorbei. Wenn etwas schief geht, dann steht sie dafür ein. Hier in der Namib-Oberschule, erzählt sie weiter, haben die Teilnehmer genügend Klassenräume und in der Nähe das Haus der Jugend, die Sporthalle und die Aula für die Proben. Ein wahrer Traum.

Doch nicht nur die Räumlichkeiten sind ein Traum, sondern auch die Konzerte. Die vielen Proben und die wenige Freizeit haben sich rentiert, jeder Abend für sich ist ein einziger Erfolg. Das lag natürlich an den Teilnehmern, die sich trotz der unterschiedlichen Musikerfahrungen jede Note erlernt hatten. Hanna hatte vergleichsweise wenige Probleme, sie spielt neben Querflöte auch Piccolo-Flöte und Saxophon. Da kam es durchaus mal vor, dass sie in den Proben mehr zuhörte als spielte, weil andere Teilnehmer gecoacht wurden. Die Gene liegen in der Familie, wo es ebenfalls Querflöten-, Saxophon- und Trompeten-Spieler gibt.

Die Dozenten machten den anderen Teil des Erfolgs aus. Sie kommen aus Namibia, Südafrika, Amerika und Deutschland und geben ihr Wissen voller Elan an die Schüler weiter. „Alle Dozenten sind wirklich gut gewesen und haben versucht, die Teilnehmer auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten zu unterstützen“, erzählt Hanna. „Meine Dozentin vom Flöten-Ensemble zum Beispiel hat mir sogar ihre Piccolo-Flöte ausgeliehen, weil ich meine in Deutschland zurücklassen musste.“ Obwohl viele Dozenten neu dazugekommen sind, haben sie eine wunderbare Einheit gebildet und etwas frischen Wind in die Gruppe gebracht, oder um mit Christiane Berkers Worten zu sprechen: „Musik lebt von permanenter Veränderung.“ Außerdem sei das Dozentenkonzert, das immer Dienstagabend stattfindet, das beste Konzert gewesen, das sie jemals bei der Musikwoche hatten.



Grenzen überwinden und Brücken überqueren

Einer dieser Dozenten sticht besonders hervor, und das nicht nur wegen seiner Körpergröße: Alexander Fokkens. Der gebürtige Südafrikaner ist genauso groß wie sein Instrument, der Kontrabass, den er über die Bühne trägt, als wöge er nicht mehr als eine Violine. Sieben Jahre lang war Alex Fokkens der Musical-Direktor der Musikwoche und leitete zudem das Grand Orchestra. Er war also für den Teamgeist innerhalb der Musikwoche zuständig, schürte Motivation und Enthusiasmus, stellte die Musikprogramme zusammen, unterrichtete und dirigierte.

Dieses Jahr läuft sein Vertrag aus und er verabschiedet sich auf sehr zauberhafte Weise. Denn seit dem Jahr 2011, wo er eine Wette gegen einen Schüler gewann und mit pinken Hasenohren beim Konzert auftrat, werden bei den Abschlusskonzerten witzige Accessoires getragen. So konnte man ihn am Freitag und Samstag, bei seinen letzten beiden Konzerten als Musical-Direktor, im Weihnachtsmannkostüm mit Feenflügeln begutachten, wie er locker-fluffig den Taktstock zu Tschaikowskys „Nussknacker“ schwang. „Das Beste jedoch war“, grinst Hanna, „als er für unsere kranke Kontrabassistin einsprang und sich für ein Lied aus dem ,Dschungelbuch´ als Balú der Bär verkleidet hat!“ Ein Multitalent also.

„Die Musikwoche ist ein fantastisches Festival“, sagt Alex Fokkens auf die Frage, was ihm hier am besten gefalle. „Wir machen einfach Musik zusammen und jeder tut, was er nur kann, damit die Teilnehmer die bestmöglichen Erfahrungen machen können. Hier werden Grenzen überwunden und Brücken gebaut.“ Er mag ab dem nächsten Jahr kein Musical-Direktor mehr sein, doch Fokkens lässt anklingen, dass er vielleicht als Gastdozent vorbeischaut. Bis dahin muss seine gute Laune, die er als Zuckerfee verbreitet hat, ausreichen.



Vor der Musikwoche ist nach der Musikwoche

Dass eine extra Portion gute Laune auch wirklich benötigt wird, zeigt der Aufwand, der hinter der Musikwoche steht. Auch Hanna zeigt sich erstaunt: „Mir war nie bewusst, was für ein riesiges, aufwändiges Konstrukt die Swakopmunder Musikwoche ist. Ich habe echt Respekt vor dem, was Christiane Berker und ihre Helfer stemmen müssen.“ Der Trubel begann bereits mit den ersten Proben in der Aula der Namib-Oberschule, wo vier der sechs Konzerte stattfinden. Der Klang sei nicht so schön wie in der Grundschule, die Aula ist ebenerdig und nicht abgestuft, die Stühle unbequemer und überhaupt passen weniger Leute hinein. „Die Teilnehmer sind das Wichtigste“, pocht Christiane Berker auf ihren Grundsatz. „Denen geht es hier besser, weshalb der Umzug die richtige Entscheidung war.“

Als wäre das nicht genug, wurden während der Musikwoche auch noch drei Dozenten krank. Sie landeten mit Bronchitis und Magenschmerzen in der Notaufnahme und wurden von Ailly Namupala, der rechten Hand von Christiane Berker, die Nacht über versorgt. Der Zusammenhalt im Team ist jedoch so groß, dass der Ausfall zumindest von Seiten des Zuschauers nicht deutlich wird – höchstens mit Blick auf Alexander Fokkens, der dadurch als Balú der Bär über die Bühne springen muss. Im Endeffekt war aber auch diese Musikwoche ein voller Erfolg. „Die Leute waren sehr zufrieden“, fasst Berker zusammen, „sowohl mit der Song-Auswahl als auch mit der Darbietung“. Das alles sei ohne die Bank Windhoek allerdings nicht möglich gewesen, die laut Berker 50 Prozent der Kosten trägt.

„Musik verbindet Menschen“, sagt Hanna abschließend, „und das ist es, was man bei der Swakopmunder Musikwoche sieht“. Sie ist begeistert von der Veranstaltung, von den Menschen und dem Geist, der in der Luft liegt. Sie plant nach ihrem FSJ wieder nach Namibia zu kommen und will versuchen, ihren Aufenthalt so zu legen, dass sie wieder an der Musikwoche teilnehmen kann.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-03-28

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