Mugabes Sturz bleibt in Afrika nicht ohne Wirkung
Dieser Schritt dürfte nicht ohne Folgen für den übrigen Kontinent bleiben. Mit mittlerweile 93 Jahren war Mugabe der Letzte aus der Generation der afrikanischen Gründerväter, die ihren Staat komplett dominiert und darüber oft ruiniert haben.
Robert Gabriel Mugabe hatte, wie Jomo Kenyatta für Kenia oder Mobutu Sese Seko für Zaire, auch für Simbabwe eine ganz andere Funktion als sie etwa das Staatsoberhaupt einer westlichen Nation für das dortige Gemeinwesen hat. Während die Präsidenten in Europa ihre Länder nur repräsentieren, geht die Rolle des afrikanischen Gründervaters weit darüber hinaus. Fast alle sehen sich nicht nur als zeitweilig eingesetzte Verwalter des eigenen Staates, sondern als seine direkte Verkörperung - und konnten gerade wegen dieser Doppelrolle später nur schwer von der Macht lassen. Viele starben im Amt.
Etwas typisch Afrikanisches
So sehr die Figur Mugabes auch die Spezies des zum Staat gewordenen Potentaten sogar noch übersteigert haben mag, so sehr hat sie dennoch etwas typisch Afrikanisches. Gerade die Rolle des vermeintlichen Einheitsstifters, die Mugabe zunächst ein paar Jahre lang durchaus erfolgreich spielte, ist in vielen Teilen Afrikas noch immer typisch für die Art politischer Führung. So hilfreich es einst auch gewesen sein mochte, dass der Präsident anfangs als personelle Klammer eines zersplitterten Gemeinwesens fungierte, so stark wogen später die Nachteile einer solchen Stellung. Denn sie führt zu einem starken Autoritarismus, der später wiederum fast immer in einer kaum verbrämten Diktatur mit den bekannten Folgen mündete.
Gerade weil Korruption und Amtsmissbrauch in Simbabwe so tief verwurzelt sind und mit Emmerson Mnangagwa nun auch noch ein alter Kampfgefährte Mugabes in dessen Schuhe schlüpft, wird der Neubeginn dort bei aller Freude ein besonders schwerer werden. Mugabe hat seinem Land politisch wie ökonomisch immensen Schaden zugefügt. Seine Wirtschaft schrumpft, viele Banken sind vermutlich bankrott und es leidet an einem akuten Mangel an Devisen. Auch wird es noch immer von einer Partei regiert, die unter Mugabe systematisch Wahlen manipulierte und die Opposition knebelte, während sich die politische Elite unverfroren an den Bodenschätzen des Landes bereicherte.
IWF: schnell handeln
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat den neuen Präsidenten bereits wissen lassen, dass Simbabwe nach dem langen Jahren eklatanter Misswirtschaft zügig handeln müsse, um seine zerrüttete Wirtschaft neu zu beleben. Das Land hat seine internationalen Schulden mehrfach nicht bedient, was ihm nun den Zugang zu neuen Krediten stark erschwert.
Jede wirtschaftliche Hilfe sollte aber auch erst dann erfolgen, wenn die neue Regierung führende Oppositionspolitiker in die nun geplante Übergangsregierung aufgenommen hat - und die Menschenrechte respektiert. Zu schnelle und bedingungslose Hilfe wie sie die EU bereits 2014 mit der überstürzten Aufhebung der Sanktionen gegen Simbabwe gewährte, würde die falschen Signale setzen.
Signale für Südafrika
Die Folgen des Diktatorensturzes mögen nicht mit dem Aufstand 2011 in Nordafrika vergleichbar sein, wo ein Funke zum Feuerball wurde und die ganze Region von Tunis nach Damaskus in Brand setzte. Ein paar Funken dürften jedoch über den Limpopo nach Südafrika springen und könnten dort schon im Dezember für einen veritablen Brandherd sorgen, wenn der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) dort seinen wichtigen Parteitag abhält, um die Nachfolge von Präsident Jacob Zuma zu regeln. Der von schweren Korruptionsvorwürfen geplagte Präsident wird dabei mit einigem Entsetzen beobachtet haben, wie schnell sich eine Partei von einem Führer abwenden kann, dem sie noch kurz zuvor scheinbar sklavisch zu Füßen lag.
Das schnelle Aus für Mugabe könnte aber auch Potentaten anderswo in Afrika zunehmend unter Druck setzen, allen voran Joseph Kabila im Kongo oder Uhuru Kenyatta in Kenia. Unter der Oberfläche brodelt es vielerorts jedenfalls bereits beträchtlich. Noch befinden sich die meisten Länder Afrikas im Würgegriff ihrer oft verantwortungslosen Eliten. Doch das Schicksal Mugabes zeigt: Ihr Griff wird schwächer.
Wolfgang Drechsler, Kapstadt
Robert Gabriel Mugabe hatte, wie Jomo Kenyatta für Kenia oder Mobutu Sese Seko für Zaire, auch für Simbabwe eine ganz andere Funktion als sie etwa das Staatsoberhaupt einer westlichen Nation für das dortige Gemeinwesen hat. Während die Präsidenten in Europa ihre Länder nur repräsentieren, geht die Rolle des afrikanischen Gründervaters weit darüber hinaus. Fast alle sehen sich nicht nur als zeitweilig eingesetzte Verwalter des eigenen Staates, sondern als seine direkte Verkörperung - und konnten gerade wegen dieser Doppelrolle später nur schwer von der Macht lassen. Viele starben im Amt.
Etwas typisch Afrikanisches
So sehr die Figur Mugabes auch die Spezies des zum Staat gewordenen Potentaten sogar noch übersteigert haben mag, so sehr hat sie dennoch etwas typisch Afrikanisches. Gerade die Rolle des vermeintlichen Einheitsstifters, die Mugabe zunächst ein paar Jahre lang durchaus erfolgreich spielte, ist in vielen Teilen Afrikas noch immer typisch für die Art politischer Führung. So hilfreich es einst auch gewesen sein mochte, dass der Präsident anfangs als personelle Klammer eines zersplitterten Gemeinwesens fungierte, so stark wogen später die Nachteile einer solchen Stellung. Denn sie führt zu einem starken Autoritarismus, der später wiederum fast immer in einer kaum verbrämten Diktatur mit den bekannten Folgen mündete.
Gerade weil Korruption und Amtsmissbrauch in Simbabwe so tief verwurzelt sind und mit Emmerson Mnangagwa nun auch noch ein alter Kampfgefährte Mugabes in dessen Schuhe schlüpft, wird der Neubeginn dort bei aller Freude ein besonders schwerer werden. Mugabe hat seinem Land politisch wie ökonomisch immensen Schaden zugefügt. Seine Wirtschaft schrumpft, viele Banken sind vermutlich bankrott und es leidet an einem akuten Mangel an Devisen. Auch wird es noch immer von einer Partei regiert, die unter Mugabe systematisch Wahlen manipulierte und die Opposition knebelte, während sich die politische Elite unverfroren an den Bodenschätzen des Landes bereicherte.
IWF: schnell handeln
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat den neuen Präsidenten bereits wissen lassen, dass Simbabwe nach dem langen Jahren eklatanter Misswirtschaft zügig handeln müsse, um seine zerrüttete Wirtschaft neu zu beleben. Das Land hat seine internationalen Schulden mehrfach nicht bedient, was ihm nun den Zugang zu neuen Krediten stark erschwert.
Jede wirtschaftliche Hilfe sollte aber auch erst dann erfolgen, wenn die neue Regierung führende Oppositionspolitiker in die nun geplante Übergangsregierung aufgenommen hat - und die Menschenrechte respektiert. Zu schnelle und bedingungslose Hilfe wie sie die EU bereits 2014 mit der überstürzten Aufhebung der Sanktionen gegen Simbabwe gewährte, würde die falschen Signale setzen.
Signale für Südafrika
Die Folgen des Diktatorensturzes mögen nicht mit dem Aufstand 2011 in Nordafrika vergleichbar sein, wo ein Funke zum Feuerball wurde und die ganze Region von Tunis nach Damaskus in Brand setzte. Ein paar Funken dürften jedoch über den Limpopo nach Südafrika springen und könnten dort schon im Dezember für einen veritablen Brandherd sorgen, wenn der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) dort seinen wichtigen Parteitag abhält, um die Nachfolge von Präsident Jacob Zuma zu regeln. Der von schweren Korruptionsvorwürfen geplagte Präsident wird dabei mit einigem Entsetzen beobachtet haben, wie schnell sich eine Partei von einem Führer abwenden kann, dem sie noch kurz zuvor scheinbar sklavisch zu Füßen lag.
Das schnelle Aus für Mugabe könnte aber auch Potentaten anderswo in Afrika zunehmend unter Druck setzen, allen voran Joseph Kabila im Kongo oder Uhuru Kenyatta in Kenia. Unter der Oberfläche brodelt es vielerorts jedenfalls bereits beträchtlich. Noch befinden sich die meisten Länder Afrikas im Würgegriff ihrer oft verantwortungslosen Eliten. Doch das Schicksal Mugabes zeigt: Ihr Griff wird schwächer.
Wolfgang Drechsler, Kapstadt
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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