Mit Medien gegen Gewalt vorgehen
Mit Medien gegen Gewalt vorgehen

Mit Medien gegen Gewalt vorgehen

First Lady: Bei Übergriffen auf Frauen und Kindern mit mehr Vorsicht berichten
Clemens von Alten
Von Clemens von Alten, Windhoek

Es geht darum, das Verständnis zu ändern und einen gesellschaftlichen Wandel zu ermöglichen, erklärte die First Lady Monica Geingos in ihrer Willkommensrede am Freitag in Windhoek. Anlass war ein Seminar für Medienvertreter, um die Presse für den Umgang mit geschlechterspezifischer Gewalt zu sensibilisieren. „Eine gute Berichterstattung ist sehr wertvoll, doch eine schlechte Pressearbeit birgt ebenso erhebliche Risiken“, betonte die Präsidentengattin.

Häusliche und geschlechtsbezogene Gewalt unterscheidet sich wesentlich von anderen Formen der Kriminalität, da diese Verbrechen in erster Linie im Verborgenen geschehen. „Die Polizei kann nicht in den Wohnungen und den Köpfen der Menschen kontrollieren – dort liegt aber die Wurzel dieser Problematik“, erklärte die First Lady. So hätten Umfragen unter verurteilten Tätern eine herablassende, gar verachtende Haltung gegenüber Frauen gezeigt, was Geingos als „besorgniserregend“ beschrieb. „Oft sind es auch die Mütter und Großeltern, die patriarchische Sozialnormen weiterführen, auf denen geschlechterspezifische Gewalt aufbaut.“

Die Rolle der Medien

Die First Lady ist überzeugt, dass die Medien einen Unterschied machen können. Auffallend sei hierzulande die Häufigkeit, mit der die namibische Presse über Fälle geschlechterspezifischer Gewalt berichte. Jedoch müssen Medienvertreter Geingos zufolge gerade bei diesem Thema behutsam vorgehen: „Beispielsweise müssen Journalisten darauf achten, dass sie im Zuge ihrer Berichterstattung nicht das Handeln der Täter rechtfertigen, indem sie das Verhalten der Opfer in den Vordergrund stellen.“ Dabei appellierte die Präsidentengattin an die anwesenden Medien, „persönliche Meinungen“ außen vor zu lassen und sich stattdessen auf Fachkräfte, Beweise und Fakten zu berufen.

Auch die Windhoeker Stadtpolizei war zu dem Seminar eingeladen und stellte aktuelle Statistiken ihres Zuständigkeitsbereichs zur Verfügung. Demnach wurden in den beiden Monaten Januar und Februar knapp über 600 Fälle geschlechtsbezogener Gewalt gemeldet – darunter zwei Morde, 30 Fälle sexueller Misshandlung, 206 Klagen physischer Gewalt und 208 Fälle emotionalen Missbrauchs. Rund 67 Prozent der Opfer waren Frauen und in fast 37 Prozent der Fälle habe es sich bei dem Täter um den Geliebten oder die Geliebte gehandelt, bei 19 Prozent sei es der Ex- und in 13 Prozent der Fälle der Ehepartner gewesen. Zudem scheint geschlechterspezifische Gewalt häufiger unter der jüngeren Generation vorzukommen.

Opfer und Täter kommen zu Wort

Eine Gastrednerin war die bekannte Geschäftsfrau Twapewa Kadhikwa, die vor rund 20 Jahren als junge Studentin nur um Haaresbreite dem Tod entkommen ist. „Ich hatte auf der Uni einen jungen Mann kennengelernt, mit dem ich ein kurzes romantisches Verhältnis eingegangen war“, erzählte die Unternehmerin. Zwar sei die Beziehung nach einigen Wochen „einvernehmlich“ abgebrochen worden, dennoch habe der ehemalige Geliebte ihr nach dem Leben getrachtet, was sie aber zunächst nicht ernst genommen habe.

Wenige Tage nach der Trennung sei die damalige Studentin spät abends zusammen mit zwei Kommilitoninnen auf ihrem Zimmer gewesen, als es plötzlich an der Tür geklopft habe. „Ich fragte, wer da ist, doch es kam keine Antwort“, so Kadhikwa, die sich erinnerte, wie daraufhin eine Notiz unter der Tür durchgeschoben wurde – ein Brief ihres Ex-Freundes. „Ich hatte angefangen zu lesen, als plötzlich ein Schuss abgefeuert wurde.“ Sofort hätten die Studentinnen das Licht ausgeschaltet und seien unter das Bett gekrochen. „Kurz darauf hörten wir, wie er sich an der Fenstergardine zu schaffen macht.“ Anschließend hätten die Frauen versucht, sich in einem Küchenkabinett zu verstecken. „Dann fielen drei weitere Schüsse, die aber nur das Bett trafen.“ Rund eine Woche später sei die Leiche des ehemaligen Geliebten gefunden worden, der sich offenbar selbst das Leben genommen hatte.

Medienfokus auf Sensation

„Kein einziger Medienvertreter ist damals an mich oder meine Familie herangetreten, um mehr über die Hintergründe zu erfahren“, teilte eine noch sichtlich mitgenommene Kadhikwa ihre Erfahrung mit der Presse, die „mehr Interesse an dem Gerede in der Uni-Cafeteria“ gezeigt habe. „Es gab rund 5000 Studenten und somit gab es auch tausende verschiedene Versionen der Hintergründe“, so die Unternehmerin.

Die Anwesenden erhielten auch die Gelegenheit, einen Täter anzuhören: Rachimo Haradoeb wurde zu 35 Jahren Haft verurteilt, weil er 1998 seine Geliebte ermordet hatte, die aufgrund seiner Untreue die Beziehung beenden wollte. „Ich bin keineswegs stolz darauf, was ich getan habe, und es ist schwer für mich, hier zu sprechen“, sagte der Sträfling, der trotz seiner Verurteilung zurzeit kurz vor dem Abschluss seines inzwischen dritten Studiums stehe.

Auch Haradoeb berichtete von schlechten Erfahrungen mit der namibischen Presse: „Die Medien haben versucht, mich als Monster darzustellen – und es gibt im Gefängnis viele Monster, die von der Presse erschaffen wurden“, sagte der verurteilte Mörder, der sich auch heute noch weigere, mit der Darstellung seiner Person assoziiert zu werden. „Kein Journalist hat sich je mit meinen familiären Hintergründen oder meiner Erziehung beschäftigt“, sagte Haradoeb, der sich aber für seine Tat entschuldigte und für „eine zweite Chance“ dankbar zeigte.

#MeToo auch in Namibia

„Medien müssen unbedingt vermeiden, sich der Sensationsmache hinzugeben, zumal es noch weitere Fälle geben wird, in denen bekannte und hochangesehen Personen namentlich als Täter genannt und an den Pranger gestellt werden“, unterstrich die First Lady, die zudem bemerkte, dass die #MeToo-Bewegung, die vor allem in der westlichen Welt auf sexuelle Belästigung und Übergriffe aufmerksam macht, noch nicht wirklich „in Afrika angekommen“ sei. „Das wird sich in den nächsten Jahren aber ändern“, so Geingos.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-03-28

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Katima Mulilo: 19° | 37° Rundu: 17° | 33° Eenhana: 18° | 33° Oshakati: 20° | 31° Ruacana: 19° | 33° Tsumeb: 17° | 29° Otjiwarongo: 16° | 28° Omaruru: 18° | 31° Windhoek: 17° | 28° Gobabis: 17° | 28° Henties Bay: 16° | 19° Wind speed: 24km/h, Wind direction: S, Low tide: 10:54, High tide: 04:57, Low Tide: 22:58, High tide: 17:16 Swakopmund: 15° | 17° Wind speed: 29km/h, Wind direction: SW, Low tide: 10:52, High tide: 04:55, Low Tide: 22:56, High tide: 17:14 Walvis Bay: 16° | 22° Wind speed: 33km/h, Wind direction: SW, Low tide: 10:52, High tide: 04:54, Low Tide: 22:56, High tide: 17:13 Rehoboth: 18° | 29° Mariental: 22° | 32° Keetmanshoop: 21° | 34° Aranos: 21° | 31° Lüderitz: 15° | 29° Ariamsvlei: 23° | 34° Oranjemund: 15° | 21° Luanda: 27° | 30° Gaborone: 20° | 32° Lubumbashi: 17° | 24° Mbabane: 15° | 23° Maseru: 12° | 28° Antananarivo: 16° | 27° Lilongwe: 17° | 29° Maputo: 20° | 28° Windhoek: 17° | 28° Cape Town: 17° | 23° Durban: 21° | 25° Johannesburg: 18° | 28° Dar es Salaam: 26° | 32° Lusaka: 18° | 30° Harare: 15° | 31° Currency: GBP to NAD 23.85 | EUR to NAD 20.42 | CNY to NAD 2.62 | USD to NAD 18.93 | DZD to NAD 0.14 | AOA to NAD 0.02 | BWP to NAD 1.33 | EGP to NAD 0.39 | KES to NAD 0.14 | NGN to NAD 0.01 | ZMW to NAD 0.74 | ZWL to NAD 0.04 | BRL to NAD 3.8 | RUB to NAD 0.2 | INR to NAD 0.23 | USD to DZD 134.09 | USD to AOA 832.63 | USD to BWP 13.71 | USD to EGP 47.35 | USD to KES 130.98 | USD to NGN 1415.13 | USD to ZAR 18.93 | USD to ZMW 25.01 | USD to ZWL 321 | Stock Exchange: JSE All Share Index 74536 Up +0.85% | Namibian Stock Exchange (NSX) Overall Index 1528.69 Up +0.84% | Casablanca Stock Exchange (CSE) MASI 12986.94 Up +0.04% | Egyptian Exchange (EGX) 30 Index 27559.35 Down -2.36% | Botswana Stock Exchange (BSE) DCI Same 0 | NSX: MTC 7.75 SAME | Anirep 8.99 SAME | Capricorn Investment group 17.34 SAME | FirstRand Namibia Ltd 49 DOWN 0.50% | Letshego Holdings (Namibia) Ltd 4.1 UP 2.50% | Namibia Asset Management Ltd 0.7 SAME | Namibia Breweries Ltd 31.49 UP 0.03% | Nictus Holdings - Nam 2.22 SAME | Oryx Properties Ltd 12.1 UP 1.70% | Paratus Namibia Holdings 11.99 SAME | SBN Holdings 8.45 SAME | Trustco Group Holdings Ltd 0.48 SAME | B2Gold Corporation 47.34 DOWN 1.50% | Local Index closed 677.62 UP 0.12% | Overall Index closed 1534.6 DOWN 0.05% | Osino Resources Corp 19.47 DOWN 2.41% | Commodities: Gold US$ 2 221.84/OZ UP +1.42% | Copper US$ 3.99/lb UP +0.11% | Zinc US$ 2 451.00/T UP 0.08% | Brent Crude Oil US$ 87.60/BBP UP +1.40% | Platinum US$ 907.72/OZ UP +1.43% Sport results: Weather: Katima Mulilo: 19° | 37° Rundu: 17° | 33° Eenhana: 18° | 33° Oshakati: 20° | 31° Ruacana: 19° | 33° Tsumeb: 17° | 29° Otjiwarongo: 16° | 28° Omaruru: 18° | 31° Windhoek: 17° | 28° Gobabis: 17° | 28° Henties Bay: 16° | 19° Wind speed: 24km/h, Wind direction: S, Low tide: 10:54, High tide: 04:57, Low Tide: 22:58, High tide: 17:16 Swakopmund: 15° | 17° Wind speed: 29km/h, Wind direction: SW, Low tide: 10:52, High tide: 04:55, Low Tide: 22:56, High tide: 17:14 Walvis Bay: 16° | 22° Wind speed: 33km/h, Wind direction: SW, Low tide: 10:52, High tide: 04:54, Low Tide: 22:56, High tide: 17:13 Rehoboth: 18° | 29° Mariental: 22° | 32° Keetmanshoop: 21° | 34° Aranos: 21° | 31° Lüderitz: 15° | 29° Ariamsvlei: 23° | 34° Oranjemund: 15° | 21° Luanda: 27° | 30° Gaborone: 20° | 32° Lubumbashi: 17° | 24° Mbabane: 15° | 23° Maseru: 12° | 28° Antananarivo: 16° | 27° Lilongwe: 17° | 29° Maputo: 20° | 28° Windhoek: 17° | 28° Cape Town: 17° | 23° Durban: 21° | 25° Johannesburg: 18° | 28° Dar es Salaam: 26° | 32° Lusaka: 18° | 30° Harare: 15° | 31° Economic Indicators: Currency: GBP to NAD 23.85 | EUR to NAD 20.42 | CNY to NAD 2.62 | USD to NAD 18.93 | DZD to NAD 0.14 | AOA to NAD 0.02 | BWP to NAD 1.33 | EGP to NAD 0.39 | KES to NAD 0.14 | NGN to NAD 0.01 | ZMW to NAD 0.74 | ZWL to NAD 0.04 | BRL to NAD 3.8 | RUB to NAD 0.2 | INR to NAD 0.23 | USD to DZD 134.09 | USD to AOA 832.63 | USD to BWP 13.71 | USD to EGP 47.35 | USD to KES 130.98 | USD to NGN 1415.13 | USD to ZAR 18.93 | USD to ZMW 25.01 | USD to ZWL 321 | Stock Exchange: JSE All Share Index 74536 Up +0.85% | Namibian Stock Exchange (NSX) Overall Index 1528.69 Up +0.84% | Casablanca Stock Exchange (CSE) MASI 12986.94 Up +0.04% | Egyptian Exchange (EGX) 30 Index 27559.35 Down -2.36% | Botswana Stock Exchange (BSE) DCI Same 0 | NSX: MTC 7.75 SAME | Anirep 8.99 SAME | Capricorn Investment group 17.34 SAME | FirstRand Namibia Ltd 49 DOWN 0.50% | Letshego Holdings (Namibia) Ltd 4.1 UP 2.50% | Namibia Asset Management Ltd 0.7 SAME | Namibia Breweries Ltd 31.49 UP 0.03% | Nictus Holdings - Nam 2.22 SAME | Oryx Properties Ltd 12.1 UP 1.70% | Paratus Namibia Holdings 11.99 SAME | SBN Holdings 8.45 SAME | Trustco Group Holdings Ltd 0.48 SAME | B2Gold Corporation 47.34 DOWN 1.50% | Local Index closed 677.62 UP 0.12% | Overall Index closed 1534.6 DOWN 0.05% | Osino Resources Corp 19.47 DOWN 2.41% | Commodities: Gold US$ 2 221.84/OZ UP +1.42% | Copper US$ 3.99/lb UP +0.11% | Zinc US$ 2 451.00/T UP 0.08% | Brent Crude Oil US$ 87.60/BBP UP +1.40% | Platinum US$ 907.72/OZ UP +1.43%