Mit Graffiti gegen das Einheitsgrau
Mit Graffiti gegen das Einheitsgrau

Mit Graffiti gegen das Einheitsgrau

Der Künstler Marc Hennig haucht tristen Fassaden neues Leben ein
Annika Brohm
Strich für Strich nimmt ein gelber Affe an der Wand des Urban Camps in Windhoek Form an - das Markenzeichen des deutschen Graffiti-Künstlers Marc Hennig. Vor einigen Tagen ist er in Namibias Hauptstadt gereist, um den Fassaden des Campingplatzes inmitten der Stadt neues Leben einzuhauchen. „Noch ist es hier schön grün“, sagt Hennig und zeigt auf die vielen Sträucher, Bäume und Kakteen, die ihn umgeben. „Wenn es bald jedoch trockener wird, dann wird alles wieder grau.“ Und dieser tristen Farbe hat der Künstler schon lange den Kampf angesagt.

Blumen für das Urban Camp

Bereits seit mehr als 30 Jahren zeichnet, pinselt und sprüht Hennig regelmäßig. Seine ersten Erfahrungen sammelte der Düsseldorfer unter den Brücken und auf den Dächern der Stadt. Im Laufe der Jahre wurde aus dem Hobby eine Leidenschaft - und aus der Leidenschaft ein Beruf, von dem er mittlerweile leben kann. „Mal verdient man mehr Geld, mal weniger. Aber für mich steht sowieso der Spaß im Vordergrund“, erzählt Hennig. Dabei ist er nur selten alleine unterwegs: Bei den meisten Aufträgen wird er von seinem Bruder Joe begleitet. Gemeinsam haben die beiden das Künstlerduo „MaJo Brothers“ gegründet; unter anderem in Italien, Russland und Indien haben sie sich mit ihren Graffiti-Kunstwerken schon verewigt. Nach Namibia ist Hennig allerdings ohne seinen Bruder gereist.

„Eineinhalb Wochen bleiben mir noch, um die Wände vollzukriegen“, erzählt Hennig schmunzelnd, während er sein bisheriges Werk an der Innenfassade des Campingplatzes betrachtet. An einigen Stellen sind bereits Hawaiiblumen und abstrakte Muster zu sehen, an anderen Stellen wiederum das gelbe Äffchen. Eine politische Botschaft versteckt sich nur selten hinter der Arbeit des Graffiti-Künstlers. Von „hingeschmierten Parolen“, wie Hennig es nennt, distanziert er sich ganz klar. „Für mich ist Graffiti eine Möglichkeit der Mitgestaltung“, erklärt er. „Oft fehlt uns heute der Bezug zu unserer unmittelbaren Umgebung, damit schwindet oft auch der Respekt. Das finde ich traurig“, sagt Hennig.

Freifahrtschein für Sprüher

Die Arbeit mit Jugendlichen ist deshalb ein wichtiger Teil seines Alltags. „Den meisten geht es gar nicht darum, etwas mutwillig zu beschmieren oder kaputt zu machen“, erzählt er. „Sie wollen sich in der Regel einfach nur ausprobieren.“ Um illegalen Bemalungen vorzubeugen, gibt es in vielen deutschen Städten mittlerweile sogenannte „Hall of fames“: Wandflächen, die freigegeben wurden, um Sprühern eine Plattform für ihre Motive zu bieten. Auch in Hennigs Heimatstadt Düsseldorf gibt es dank seines Engagements seit vier Jahren eine 1000 qm große „Freifläche“ für Graffiti-Künstler und solche, die es gerne werden möchten.

Während sich das Sprühen in Ländern wie Deutschland aufgrund solcher Möglichkeiten immer größerer Beliebtheit erfreut, steckt die Graffiti-Kunst in Namibia laut Hennig „noch mehr als in den Kinderschuhen“. Für die Zukunft kann sich der Weltenbummler deshalb vorstellen, hierzulande Workshops anzubieten. „Das Schöne an Graffiti ist meiner Meinung nach, dass die Kunst im öffentlichen Raum stattfindet“, erklärt er. „So ist sie für jeden zugänglich, anders als in geschlossenen Galerien.“

Erfahrungen mit Menschen, die sich an der Graffiti-Kunst stören, hat er bislang kaum sammeln müssen. „Es gibt hin und wieder schon Skeptiker, die unsere Arbeit zuerst einmal kritisch beobachten“, erzählt Hennig. „Manche müssen sich dem ganzen eben erst einmal annähern.“ Die Besucher des Urban Camps hätten sich bislang jedoch allesamt über die neue Farbe an den Wänden gefreut. „Das ist noch etwas, was ich an der Graffiti-Kunst so gerne mag: Man kommt mit ganz verschiedenen Orten und Menschen in Kontakt und man kann mit Hilfe der Kunst überall auf der Welt seine Spuren hinterlassen“, erzählt er und bewaffnet sich mit einem Pinsel und Farbe, um genau damit weiterzumachen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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