Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 62)
Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 62)

Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 62)

Autobiografie eines außergewöhnlichen Lebens in Namibia
Wiebke Schmidt
Der Körper spricht

Wieder zurück in Namibia wird Jackson zu einer Lesung im Goethe-Zentrum eingeladen. An weiteren Terminen kann er nicht teilnehmen. Ich muss ihn vertreten. Jackson klagt über Nasenbluten. Auch ich habe ein Gesundheitsproblem. Anfang August blute ich plötzlich massiv aus dem Darm. Mein Arzt vermutet, dass meine Bilharziose die Ursache ist und weist mich für eine Chemotherapie ein paar Tage in die Klinik ein. Jackson besucht mich einmal ganz kurz in der Klinik. Er hasst Krankenhäuser, seitdem er vor Jahren nach einem Autounfall mehrere Wochen auf einer Krankenstation verbracht hat und danach sogar kurzzeitig im Rollstuhl saß.

Kaum bin ich entlassen, hat Jackson einen Stand besorgt und möchte mit mir CDs und Bücher in der Innenstadt verkaufen. Er benötigt dringend Geld für seine Kids. Obwohl es mir nicht besonders gut geht, helfe ich ihm beim Verkauf. Zum Glück können wir einiges an den Mann und die Frau bringen.

Um noch mehr Geld flüssig zu machen, entscheide ich mich nochmal zu einem Garagenverkauf. Alles was irgendwie entbehrlich ist, wird verkauft. Mit dem eingenommenen Geld kann ich bis zum Oktober noch die Miete bezahlen und uns irgendwie über Wasser halten. Dann ist endgültig Schluss.

Lebensgefahr!

Maria und ich verbringen ab und zu ein Wochenende auf einer Lodge. Sie lädt mich zu den Ausflügen ein. Ich brauche diese Wochenenden, um emotional aufzutanken. Zwischendurch muss ich einfach mal was Schönes sehen und erleben. Natürlich bin ich immer telefonisch für Jackson erreichbar, soweit das empfangstechnisch möglich ist. Als ich von so einem Wochenende von der Erindi Lodge wiederkomme, finde ich Jackson im Bett vor. Als ich losgefahren bin, ging es ihm noch gut. Das für ihn vorgekochte Essen im Kühlschrank hat er kaum angerührt. Er wollte mich nicht stören als er mit seiner veränderten Tabletteneinnahme nicht klar gekommen ist. Er hat die Medikamente völlig falsch eingenommen. Es scheint mir, dass Jackson manchmal etwas durcheinander, wenn nicht verwirrt, ist. Ich bin erschüttert und habe ein schlechtes Gewissen, dass ich so eine herrliche Zeit auf der Luxus Lodge hatte, während Jackson mit seiner Gesundheit zu kämpfen hat. Dann wird deutlich, dass er seit einiger Zeit bereits die ARVs verkehrt einnimmt. Damit wirken sie natürlich nicht mehr so wie sie sollten. Ich befürchte, dass nun auch die second line Behandlung nicht mehr wirkt. Ich nehme Jackson in den Arm. „Jackson. Das mit den Tabletten kriegen wir wieder auf die Reihe. Aber du musst zu einem Arzt, der dich untersucht und neu einstellt. Lass uns morgen einen Arzt aufsuchen mit dem ich befreundet bin. Jetzt mache ich dir erst einmal etwas zu essen und dann ruh dich aus, o.k.?“ „O.k.“, antwortet Jackson erleichtert. Der Doc erklärt uns am nächsten Tag die veränderte Tabletteneinnahme, die ich von nun an wieder überwache.

Jackson kann nichts mehr zum Lebensunterhalt beitragen. Er wird zusehends schwächer und dünner. Er benötigt einen Stock zum Gehen. In dem Zustand kann er keine Konzerte geben. In Gedanken packe ich bereits meine Koffer. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass es zu Gottes Masterplan gehört, dass ich in dieser Situation nach Deutschland zurückkehre. In die Arbeitslosigkeit und Hartz IV und zudem Jackson alleine lasse mit seinen Gesundheitsproblemen. Aber das würde ich wahrscheinlich sowieso nicht über das Herz bringen. Jackson blutet immer häufiger aus der Nase. Dem Ganzen messen wir erst einmal keine so große Bedeutung zu. Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellen wird. Als Jackson dann auch ein Arbeitsmeeting absagt, weil er so stark aus der Nase blutet, fange ich an, mir ernsthaft Sorgen zu machen. Außerdem verliert er immer mehr an Gewicht. Aber Jackson will nicht zum Arzt gehen. Da ist er bockig wie ein kleines Kind. Da er immer schwächer wird, will ich ihn eines Morgens ins Krankenhaus bringen. Jackson ist so stur, dass er aus meinem Auto aussteigt. Ich muss mir erst eine Parkmöglichkeit in der Innenstadt suchen, um mich dann auf die Suche nach ihm zu machen, als nach einigen Minuten mein Handy klingelt. Überraschenderweise ist Jackson am Apparat. „Kannst du mich bei der Bank abholen?“, bittet er mich. Ich rase zum Treffpunkt. Jackson sieht noch elender aus. „Ich bin ohnmächtig geworden“, gesteht er mir kleinlaut. „Eine ganze Traube von Menschen hat mir sofort geholfen. Das war mir ganz schön unangenehm. Kannst du mich bitte zum Krankenhaus fahren?“ Nach stundenlangem Warten wird Jackson stationär aufgenommen. Inzwischen ist es nach Mitternacht. Jackson hat hohes Fieber und fantasiert. Er bekommt ein kleines Zimmer, das eher aussieht wie eine Sterbeecke. Alle anderen Zimmer seien bereits belegt. Jackson greift immer wieder mit den Händen ins Leere und fantasiert vor sich hin. Ich habe den Eindruck, dass er etwas sieht, dass ich nicht sehen kann. Er bekommt mehrere Blutkonserven. Und Antibiotika. Um zwei Uhr morgens fahre ich erschöpft nach Hause. Die Nacht ist kurz. Ich habe Angst, dass Jackson verstorben ist. Um sechs Uhr mache ich mich mit einem heißen Kaffee und einem süßen Haferbrei erneut zum Krankenhaus auf. Als ich auf der Station ankomme, ist das Bett leer. Panik steigt in mir auf. Ich sehe Jackson vor meinem geistigen Auge in einer Kühlkammer einige Häuser weiter liegen. Die Schwestern wissen auch nicht wo er ist. Die wollen mir nur nicht die Wahrheit sagen, denke ich. Aber dann kommt Jackson plötzlich auf seinem Stock gestützt langsam aus der Toilette gelaufen. Skandalös, dass die Schwestern ihn nicht begleitet haben. Aber ich bin so froh, dass er lebt. Er sieht immer noch schlecht aus, aber besser als noch vor ein paar Stunden. Das Fieber scheint gesunken zu sein. Er berichtet mir, dass er gestern nacht bereits „das Licht“ gesehen habe. Er hätte unbedingt auf das Licht zugehen wollen. Es habe sich so friedlich angefühlt. Dann habe ich das richtig gespürt, dass er bereits auf dem Weg in eine andere Welt war, denke ich erschüttert. Ich bin unglaublich erleichtert, dass Jackson noch in dieser Welt ist. Jackson freut sich über das mitgebrachte Frühstück, dass er ganz langsam zu sich nimmt. Ich versorge ihn jeden Tag mit etwas zu essen. Jackson ist wählerisch. Er möchte frisch gepressten Ananassaft und eine weiße Pomelo. Ich versuche, ihm seine speziellen Wünsche zu erfüllen und freue mich, dass sein Appetit zurückkommt. So oft ich kann, besuche ich ihn. Zwischendurch mache ich mich auf die Suche nach Arbeit und schreibe Bewerbungen. Zum Arbeiten ist Jackson für die nächsten Wochen definitiv zu schwach. Ich kann froh sein, wenn er überhaupt wieder auf die Beine kommt. Ich muss unbedingt Geld verdienen.

Glück im Unglück

Ich treffe mich mit meiner Freundin Maria im Café des Superspar Einkaufzentrums und klage ihr meine Sorgen.

„Wenn ich nicht innerhalb von weniger als einer Woche einen Job habe, kann ich nach Deutschland zurückkehren. Und das würde ja wohl an ein Wunder grenzen. Ich kann mich dann nicht mehr finanzieren. Jackson fällt ja auch seit geraumer Zeit aus. Und von den paar CDs, die wir verkaufen, können wir nicht leben. Wir blättern die Zeitungen erneut nach Jobs durch. In der Allgemeinen Zeitung sucht eine deutsche Firma, Phoenix Namibia, bei der ich mich bereits vor einem Jahr einmal beworben habe, einen Sozialpädagogen. Vor einem Jahr hatten sie sich für einen männlichen Kollegen entschieden. Es geht darum, Jugendliche aus Deutschland, die sehr verhaltensauffällig sind, auf Farmen zu betreuen. Kurzentschlossen rufe ich die Nummer an. Das könnte meine letzte Chance auf einen Job sein. Und tatsächlich, die Stelle ist noch frei. Die pädagogische Leitung kann sich noch gut an mich erinnern, und bittet mich am nächsten Tag für ein Vorstellungsgespräch vorbei zu kommen. Ich kann es nicht fassen. Das kann kein Zufall sein. Da hat Gott seine Finger im Spiel. Man bietet mir tatsächlich eine Anstellung als Sozialpädagogin und Lehrerin an. Ich soll die Jugendlichen auf den Farmen neben der pädagogischen Begleitung auch unterrichten. Ich kann meine neue Chefin sogar dazu überreden, mich zum 1.12.2009 anzustellen, obwohl dann die Weihnachtsferien anfangen. Gottes Zeitplan ist wirklich perfekt! Die größten Geldsorgen sind damit erst einmal behoben.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-03-28

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